Gerhard Delling: Diesen Rat für die Zukunft hat er für seine Töchter

Gerhard Delling (64) mag zwar in TV-Rente sein. Für den EuroMinds-Wirtschaftsgipfel in Hamburg ging der ehemalige "Sportschau"-Counterpart zu Günter Netzer (78) jedoch mal wieder seiner Tätigkeit als Moderator nach. Über Zukunftstipps für seine Töchter, privates Drama und Robert Habeck hat er im Rande der Veranstaltung mit der Nachrichtenagentur spot on news gesprochen.

Herr Delling, die letzten Monate wurde in der Ampel zum Thema Energiewende viel gestritten. Wer ist ihnen näher Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen oder Finanzminister Christian Lindner von der FDP?

Gerhard Delling: Robert Habeck mag ich. Ich bin auch schon seit Jahrzehnten für konsequenten Umweltschutz. Der kann aber nur nach Plan und mit den Menschen funktionieren und nicht indem eine Gruppe eine flotte Idee hat, die andere zahlen sollen. Christian Lindner muss als Finanzminister auf die effiziente Finanzierung achten, auch wenn er sich damit unbeliebt macht. Zudem ich bin wie er überzeugt, dass die Zukunft im wissenschaftlich-wirtschaftlichen Fortschritt liegt.

Lieber Wärmepumpe oder Solar?

Delling: Ich wollte schon vor 30 Jahren mein Haus mit Photovoltaik ausstatten, damals war die Technik noch nicht so weit. Aber inzwischen geht das in weiten Teilen sehr gut.

E-Mobil oder Carsharing?

Delling: Ich fahre einen E-Smart und bin fassungslos, dass er nicht mehr gebaut wird, denn das Auto ist vor allem für die Stadt genial. Es lädt schnell und hat im Sommer 190 Kilometer Reichweite. Ansonsten fahre ich gerne Fahrrad, weil es auch immer Fitnesstraining für mich ist.

Ist Verzicht eine Lösung für den Klimaschutz?

Delling: Verzicht bedeutet automatisch, dass ich mich im Kopf einschränke und statt über Verbesserung lediglich auf Beschränkung setze. Verzicht ergibt nur dann Sinn, wenn er nachhaltige Verbesserungen generiert.

Vom Sportmoderation zum Romanautor. Ihr zweiter Roman "Allein im Kampf um meine Kinder. Entführung, Entfremdung, Systemversagen" erscheint im September. Wie kamen Sie zum Schreiben?

Delling: Geschrieben habe ich schon als Junge gern. Meist das, was mich bewegte, oft auch in Geschichten verpackt. Allerdings hat es lange Zeit nie zum Buch gereicht. Mein erster Titel war ein persönlicher Erzählband zu 50 Jahre Bundesliga. Mein erster Roman erschien dann inspiriert von der Lebensgeschichte meiner Großmutter, die nach dem Krieg eigenständig ein eigenes Familienunternehmen gegründet hatte.

In den letzten Monaten haben sie ihrer Lebensgefährtin Christina Block zur Seite gestanden, dessen Ex-Partner zwei ihrer vier Kinder entzogen, sie mit nach Dänemark mitgenommen hatte und der Mutter seitdem den Kontakt untersagt. Arbeiten Sie mit ihrem Buch auch ihre persönlichen Erfahrungen auf?

Delling: Ich habe einige meiner persönlichen Erfahrungen in dieser Zeit einfließen lassen. Aber es ist eine übergeordnete, fiktionale Geschichte, fast schon ein Kriminalroman. Vor allem aber eine Geschichte, die hoffentlich eine Diskussion und Handlungsänderungen provoziert. Nach meinen Erfahrungen läuft in dem System Einiges falsch - was in diesen Fällen bedeutet, dass es nicht mit Geld wieder gut zu machen ist, sondern ganze Familien, aber vor allem Kinder ein Leben lang leiden. Das konnte ich nicht tatenlos ertragen.

Die Gerichte hatten ihrer Lebensgefährtin Recht gegeben, trotzdem bleibt ihr der Kontakt zu ihren eigenen Kindern verwehrt. Das versteht man nicht.

Delling: Und das zehrt. Die Machtlosigkeit und Ungerechtigkeit sind schlimm, aber die Angst um die Kinder ist unerträglich. Es ist nicht nachvollziehbar, warum Gerichtsurteile gesprochen werden, Unrecht und Gefahr für die Kinder von Gerichten benannt werden, aber dennoch nicht eingegriffen wird.

Gibt es Aussicht auf Hoffnung?

Delling: Ich hoffe. Zumal Christina bewundernswerter Weise keine Sekunde aufhört, um ihre Kinder zu kämpfen.

Sie haben selber drei Töchter aus zwei vorherigen Beziehungen. Gab es da auch Streit?

Delling: Naja, anfangs ist das für alle Beteiligten immer schwierig. Aber zum Glück ist das nie ausgeufert. Wir wollten Kinder und wollen immer, dass es ihnen gut geht. Ist das nicht so, geht es uns umso schlechter. Da waren wir uns immer einig.

Sie setzen sich auch als Vater für ihre Töchter für eine bessere Zukunft ein. Welchen Rat würden Sie ihren Kindern mit auf den Weg geben wollen?

Delling: Am besten wäre es, sich im jungen Erwachsenenleben ein paar Grundsatzfragen zu stellen. Einmal ohne Handy und Ablenkung für eine Weile an einem stillen Ort in sich reinhorchen: Was will ich eigentlich? In der Beziehung? Im Beruf, für mein Leben? Ein Plan ist immer besser und kann vor Enttäuschung schützen. Auch wenn es meist ganz anders kommt. Aber es hat einen bewussten und damit richtigen Anfang.

Was sind ihre Pläne für die Zukunft?

Delling: Lernen, Menschen treffen, aktiv bleiben. Beruflich interessieren mich die digitalen Medien. Auch TV ist nicht ausgeschlossen: Eine Talk-Show, wie ich sie schon mal im WDR hatte, würde mich immer noch reizen - oder auch eine gute Sportsendung. Aber das muss nicht unbedingt sein; ich habe so interessante andere Betätigungsfelder. Ich "arbeite" gern - oder anders ausgedrückt: ich bin und habe (fast) immer frei...