Germanwings-Absturz: Zweite Blackbox wurde gefunden

Ermittler: Copilot informierte sich vor Absturz über Suizid

Nach dem Sprachrekorder haben Einsatzkräfte auch den Flugdatenschreiber der in den Alpen abgestürzten Germanwings-Maschine gefunden. Das bestätigte der zuständige Staatsanwalt Brice Robin am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Marseille.   

Die zweite Blackbox mit den Flugdaten war seit dem Absturz am Dienstag vergangener Woche intensiv in den französischen Alpen gesucht worden. Sie soll weiter Aufschluss geben über die Abläufe im Airbus A320 vor dem Absturz.

Der Flugdatenschreiber zeichnet relevante Daten wie Kurs, Geschwindigkeit, Flughöhe oder Neigungswinkel der Maschine auf. Durch das Speichern von GPS-Daten gibt es zudem Auskunft über den genauen Ort eines Unglücks - auch wenn die Trümmer wie im Fall der Germanwings-Maschine weit verstreut sind.

Der bereits am Absturztag entdeckte Voicerecorder hatte laut Analyse der Ermittler ergeben, dass der Copilot die Maschine mit 150 Menschen an Bord wohl vorsätzlich zum Absturz brachte. Der Copilot wird verdächtigt, seinen Kollegen zuvor aus dem Cockpit ausgesperrt zu haben.

Copilot informierte sich laut Staatsanwaltschaft vor Abturz offenbar über Suizid

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf teilte unterdessen am Donnerstag mit, dass sich der Copilot der Germanwings-Maschine vor dem Absturz offenbar im Internet über Arten und Umsetzungsmöglichkeiten einer Selbsttötung und Sicherheitsmechanismen von Cockpittüren informiert habe, so heißt es.

Die Ermittler haben nach eigenen Angaben in der Düsseldorfer Wohnung des 27-Jährigen einen Tabletcomputer gefunden und die Daten darauf ausgewertet. Anhand des Browserverlaufs könnten die entsprechenden Suchanfragen nachvollzogen werden.

Alles deute darauf hin, dass der 27-jährige Copilot sein Tablet in den Tagen vor dem Absturz nutzte. «Der Browserverlauf war nicht gelöscht, insbesondere konnten die in der Zeit vom 16.3. bis zum 23.3.2015 mit diesem Gerät aufgerufenen Suchbegriffe nachvollzogen werden», teilte die Staatsanwaltschaft mit. Nur einen Tag nach diesem Zeitraum, am 24. März, stürzte die Maschine ab.

Der Nutzer des Tablets habe sich «zum Einen mit medizinischen Behandlungsmethoden befasst, zum Anderen über Arten und Umsetzungsmöglichkeiten einer Selbsttötung informiert», sagte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde. «An mindestens einem Tag hat sich der Betreffende darüber hinaus über mehrere Minuten mit Suchbegriffen über Cockpittüren und deren Sicherheits-Vorkehrungen auseinandergesetzt.»

Genaue Suchbegriffe nicht bekannt

Welche Begriffe genau der 27-Jährige in Suchmaschinen eingegeben hatte, sagte die Behörde nicht. Zunächst müssten alle Beweismittel ausgewertet werden. «Aufgrund des Umfanges der Dokumente und der Vielzahl der Dateien sind weitere Ermittlungsergebnisse in den nächsten Tagen nicht zu erwarten», betonte der Sprecher.

Nach Erkenntnissen der Ermittler war der Copilot schon vor Jahren suizidgefährdet gewesen. Die Flugtauglichkeit war ihm jedoch bescheinigt worden.

Der Airbus war auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf an einer Felswand in den französischen Alpen zerschellt. Unter den 150 Toten des Unglücks waren nach Angaben des Auswärtigen Amtes 72 Deutsche.

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