Germany's Next Topmodel - Lieber Wolfgang Joop, warum bist du so böse?

Heidi Klum hat sich auf Wolfgang Joop gefreut. Das Publikum auch. Aber dann kommt alles anders (Bild: ProSieben / Martin Ehleben)
Heidi Klum hat sich auf Wolfgang Joop gefreut. Das Publikum auch. Aber dann kommt alles anders (Bild: ProSieben / Martin Ehleben)

Peinlichste Szene: Als sich Jennifer bei einem Casting einen Hashtag ausdenken soll und wirklich alles macht, was man bei Hashtags nicht machen sollte. Sonder- und Leerzeichen. Und Rechtschreibfehler! #thinkpositiv & be strong
Werbung vs. Sendezeit: Eine knappe halbe Stunde. Aber dieses Mal gibt’s auch wieder ganz schön viel Werbung während der Sendezeit, unter anderem für Schminke und Klamotten.
Glamour-Faktor: Auf einer Skala von 1 bis 10 liegt er bei circa 1. Die Models werden auf Lastenwagen aus dem Baumarkt umhergeschoben! Und müssen alle das Gleiche anziehen – okay, das ist eine “Challenge”, aber trotzdem schäbig.
Beste Wortschöpfung: “Kandidatschaft” – by Christina.

Wer ist raus? Gar keiner, Julianna muss nicht mal an der Entscheidung teilnehmen, weil sie den Job der Woche bekommen hat. Dafür fliegen kommende Woche gleich zwei.

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Was. Ist. Bloß. Mit. Wolfang. Joop. Los? Der Auftritt des Designers und ehemaligen Topmodel-Jurors macht ein bisschen fassungslos. Früher, in seinen Staffeln, baute er die Kandidatinnen noch auf, fand natürlich auch mal kritische Worte, aber immer so, dass keine sich gedemütigt fühlte. Bei seinem kurzen Comeback ist auf einmal alles anders: Joop sagt plötzlich richtig fiese Dinge! Kommentiert Bilder, die die Models auf den Straßen von Los Angeles aufgenommen haben, mit den Worten “cheap” oder “zu Zirkus”. Sagt zu Pia, der einzigen noch verbliebenen Plus-Size-Vertreterin: “Das hat nicht gerade etwas Elfenhaftes, das sieht schnell nach Bauernhochzeit aus.”

So kennt man Joop nicht, so wollte man ihn eigentlich auch nicht kennenlernen. Pia ist nach dem Vortrag zu Recht “angefressen”. Dass ihr auch keiner hilft! Nicht Heidi Klum, nicht Thomas Hayo, auch nicht Michael Michalsky. Ziemlich krass, dabei hatte man sich doch in diesem Jahr der Vielfalt verschrieben – auch der Vielfalt der Figuren.

Fotoshooting mit Haien: Heidi macht’s vor

Pia aus Team Michalsky (3. v. l.) muss ganz schön einstecken (Bild: ProSieben / Martin Ehleben)
Pia aus Team Michalsky (3. v. l.) muss ganz schön einstecken (Bild: ProSieben / Martin Ehleben)

So richtig gut findet Joop nur eine Kandidatin, Christina nämlich. Am Buffett tauschen die beiden Nummern aus, offenbar würde er sie gerne mal buchen. Was, wenn es denn so weit kommt, sehr gut für Christinas Lebenslauf wäre. Nicht ganz so gut ist es für ihr Selbstbewusstsein, das eh schon hoch war, so langsam aber in blanke und unreflektierte Selbstverliebtheit kippt. Wenn man Christina fragt, warum sie einen Job nicht bekommen hat oder in etwas nicht gut war, antwortet sie stets nach dem folgenden Muster: “Ich verstehe das auch nicht. Ich war sehr kreativ / schön / tiefenpsychologisch. Und habe ich schon erwähnt, wie kreativ / schön / tiefenpsychologisch ich war?!”

Durchaus nachvollziehbar, dass Christinas Mitstreiterinnen so langsam extrem genervt von ihr sind. Aber, fast noch schlimmer, auch das Topmodel-Team scheint genervt! Normalerweise sieht man die Kameramänner, Assistenten und Visagisten kaum, höchstens mal im Hintergrund. Dieses Mal sieht und hört man sogar, wie eine Stylistin Christina eine kleine Standpauke wegen ihres verknitterten Kleides hält (sie hatte sich darin hingesetzt, sollte das aber ausdrücklich nicht). Und was entgegnet Christina? “Chill mal.”

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Nein, besonders liebenswert macht sie das nicht. Andererseits predigt Klum aber eben auch immer, ein erfolgreiches Model müsse selbstbewusst sein. Dass Christina es in dieser Disziplin ein wenig übertreibt, mag daran liegen, dass sie erst 21 ist. Ein bisschen könnte es aber auch daran liegen, dass Klum nicht gerade das beste Vorbild in der Frage ist. Fast würde man sich wünschen, die nette Schwimmtrainerin, die beim Meerjungfrauen-Shooting in einem Aquarium assistiert, könnte mal ein paar Wochen den Posten als Jury-Chefin übernehmen. Sie kümmert sich, träufelt warmes Wasser auf kalte Gesichter, hilft sogar Klaudia mit K dabei, ihre Wasserphobie zu überwinden.

Kurz: Die Schwimmtrainerin hat etwas, das Klum (und Joop neuerdings auch) abgeht, und das ist sehr viel Empathie. Mehr davon könnte der Sendung wirklich gut tun! Dann würden sich Thomas Hayo und Michael Michalsky nicht mehr so anblaffen (“Michi, ich flippe echt gleich aus!!”), die Models würden sich besser verstehen, keine Stylistin würde ausflippen. Wäre das nicht schön?! Na gut, vielleicht auch kleines Bisschen langweilig. Aber keine Sorge: Selbst, wenn Joop wieder weg ist, droht die Sendung nicht auf Heititeiti-Niveau zu sinken. Nicht, so lange Christina noch dabei ist: “Wenn jemand findet, dass ich respektlos bin, dann soll er das auf einen Zettel schreiben und in meinen Briefkasten werfen.”

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