"Gesamtkunstwerk" Julian F.M. Stoeckel über Liebe, Dating und Toleranz: "Ich bin ein Gegner des Outings"

Julian F. M. Stoeckel moderiert ab Donnerstag, 5. Oktober, "Naked Attraction" auf discovery+. Im Interview spricht der 36-Jährige darüber, ob es denn noch zeitgemäß ist, sich beim Dating nur auf das rein Äußere zu fokussieren. Eines ist klar: Der Modedesigner nimmt kein Blatt vor den Mund. (Bild: 2023 Getty Images/Gerald Matzka)
Julian F. M. Stoeckel moderiert ab Donnerstag, 5. Oktober, "Naked Attraction" auf discovery+. Im Interview spricht der 36-Jährige darüber, ob es denn noch zeitgemäß ist, sich beim Dating nur auf das rein Äußere zu fokussieren. Eines ist klar: Der Modedesigner nimmt kein Blatt vor den Mund. (Bild: 2023 Getty Images/Gerald Matzka)

Er ist ein Gegner des Outings, aber bisexuell. Er ist ein "schillernder Paradiesvogel", aber gegen gendergerechte Sprache - Julian F.M. Stoeckel, von anderen als "Gesamtkunstwerk" angekündigt, gewährt exklusive Einblicke in sein Privatleben und spricht über Minderheiten in der heutigen Gesellschaft.

Wenn jemand als "Gesamtkunstwerk" angekündigt wird, steigt die Erwartungshaltung schon mal deutlich an. Jeder fragt sich: Was macht diese Person so besonders? Wer sich mit Julian F.M. Stoeckel (36) unterhält, wundert sich nicht mehr. Sein bunter Turban (fast schon eine Art Markenzeichen) sitzt perfekt - genauso wie sein Make-up und die schlagfertigen Antworten auf Fragen nach seinem Privatleben. Der Modedesigner legt eben großen Wert auf Schönheit. Von innen wie von außen, wie er im Interview verrät. Der "schillernde Paradiesvogel", wie er sich selbst nennt, nimmt kein Blatt vor den Mund und lässt keine Gelegenheit aus, Witze zu reißen - auch über sich selbst. No-Gos beim Dating, polarisierende Themen wie geschlechtergerechte Sprache und Nacktheit sind Themen, die den Unternehmer mehr oder weniger amüsieren, bewegen oder auch zur Weißglut treiben. Was er als Moderator von "Naked Attraction" (ab Donnerstag, 5. Oktober, discovery+) alles erlebt hat und warum er zur "Furie vor dem Herrn" wurde ... "Vorsicht vor dem Raubtier!"

teleschau: Sie legen viel Wert auf Ihr Äußeres: Wie lange brauchen Sie vor dem Spiegel?

Julian F.M. Stoeckel: Sie müssen sich das so vorstellen: Als Showgirl und internationale Filmdiva wird es mit zunehmendem Alter immer schwieriger, gut auszusehen. Als ich 18 war, brauchte ich ungefähr 15 Minuten. Dann wurde ich 25 - da war ich schon bei 30 Minuten. Jetzt bin ich etwas über 30 und brauche schon über 30 Minuten vor dem Spiegel - wenn es einigermaßen gut werden soll. Wenn es sehr gut werden soll, brauche ich mindestens eine Stunde. Morgens sehe ich aus wie das Leiden Christi. Mein Gesicht braucht schon zehn Minuten nach dem Aufstehen, um anzukommen (lacht).

teleschau: Sie werden gerne als eine Art "Gesamtkunstwerk" angekündigt...

Julian F.M. Stoeckel: Das ist ein sehr alter Titel, der 2010 zum ersten Mal auftauchte. Ich sehe mich nicht als jemanden, der so ist wie alle anderen. Ein Kunstwerk sollte im besten Fall immer anders sein als andere. Und wenn ich das Gefühl habe, dass ich in irgendeiner Weise provozieren kann - und das muss nicht negativ sein - dann macht mir das Spaß. Als ich noch jünger war, nannte man mich sogar ein Party-Gesamtkunstwerk. Ich war immer ein schillernder Paradiesvogel, der bei Partys irgendwann lachend am Kronleuchter hing (lacht). Heute gehe ich nicht mehr zu so vielen Partys, weil ich in einem Alter bin, in dem man seriös auftritt. Ich bin also nur noch ein Gesamtkunstwerk - ohne Party.

"Naked Attraction"-Moderator ist ein viel beschäftigter Mann: Geschäftsmann, Model, Designer, Influencer. Wie er das alles unter einen Hut bekommt, erzählt er im Interview. (Bild: WBD/discovery+/Markus Braumann)
"Naked Attraction"-Moderator ist ein viel beschäftigter Mann: Geschäftsmann, Model, Designer, Influencer. Wie er das alles unter einen Hut bekommt, erzählt er im Interview. (Bild: WBD/discovery+/Markus Braumann)

"Wäre ich in der Box gestanden, hätte ich ihnen eine gescheuert"

teleschau: Sie provozieren gern. Auch "Naked Attraction" ist ein Format, das provoziert. Ist es denn noch zeitgemäß, sich nur auf das rein Äußere zu konzentrieren?

Julian F.M. Stoeckel: Als die erste Staffel von "Naked Attraction" ausgestrahlt wurde, gab es einen Aufschrei: Die Moral würde über die Straße fliegen (schmunzelt). Irgendwann haben sich die Hysteriker beruhigt. Mittlerweile gibt es so viele Formate, bei denen die Leute noch weiter gehen als bei "Naked Attraction" und körperlich werden. Unser Format ist im Vergleich dazu eher harmlos: Eine Wand geht auf und ... oh, ein Penis. Im Grunde machen wir nichts Schlimmes. Unsere Kandidaten kommen ins Studio, fühlen sich wohl und haben Spaß.

teleschau: Nacktheit ist freilich auch das Natürlichste auf der Welt ...

Julian F. M. Stoeckel: Genau: Nacktheit ist nichts Schlimmes. Wir leben nur in einer so sensiblen Welt, dass wir alle erschrecken, wenn wir das Wort "nackt" hören. Es ist natürlich ganz normal, dass man Komplexe gegenüber den anderen Teilnehmenden entwickelt. Vielleicht hat die Person in der Box neben dir größere Brüste oder einen größeren Penis, schlankere Beine oder einen flacheren Bauch. Ich habe mich dann besonders um diese Person gekümmert, um sie zu beruhigen - auch wenn sie sich bereits in einem geschützten Raum befand. Als Moderator dieser Sendung habe ich eine große Verantwortung gegenüber den Teilnehmern.

teleschau: Worum geht es Ihnen dabei?

Julian F. M. Stoeckel: Das Wichtigste für mich war, dass sich die Teilnehmenden, die den Mut haben, sich in diesem Rahmen zu präsentieren, wohlfühlen. Bei dem Format geht es um Zwischenmenschliches, um Gespräche, Humor und Dialoge - und am Ende natürlich auch um Dating, Nacktheit und im weitesten Sinne um Sex. Wobei ich nicht sofort erregt bin, nur weil ein nackter Mensch vor mir steht. Wenn ich an den FKK-Strand gehe, sehe ich auch 50 Nackte. Da werde ich nicht gleich geil, wenn eine alte Frau kommt, deren Brüste auf dem Boden hängen (lacht).

teleschau: Es soll um "behutsames und positives Dating" gehen. Können Sie das näher erklären?

Julian F.M. Stoeckel: Sobald ich merkte, dass bestimmte Teilnehmer die Kandidaten in den Boxen zu oberflächlich und ohne Tiefe bewerteten, bin ich eingeschritten - weil ich eine Furie vor dem Herrn bin (lacht). Es gab einige Personen, die ich entsetzlich fand. Wäre ich in der Box gestanden, hätte ich ihnen eine gescheuert. Aber ich bin natürlich eine Dame von Welt.

Er outet sich als Gegner des Outings: Juian F.M. Stoeckel lege viel Wert auf Authentizität, wie er im Interview anlässlich des Starts der neuen Staffel "Naked Attraction" (ab Donnerstag, 5. Oktober, discovery+) verrät: "Es gibt gefühlte 138 Geschlechter und 700 sexuelle Empfindungen. Warum sollte ich mich outen? Ich bin Julian F.M. Stoeckel." (Bild: WBD/discovery+/Markus Braumann)

"Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nicht immer alles haben können"

teleschau: Wie stehen Ihrer Meinung nach die Chancen für Pärchen, die sich aufgrund ihrer Körper füreinander interessieren, eine Beziehung zueinander aufzubauen?

Julian F.M. Stoeckel: Stellen wir uns ein Szenario vor: Du triffst einen Typen - zum Beispiel in der Show -, den du unglaublich attraktiv findest. Aber er hat einen Bildungsgrad eines ungetoasteten Toastbrots. Dann kann jeder für sich entscheiden, ob er eine geile Bettgeschichte mit nach Hause nimmt oder vielleicht doch mehr daraus macht ... aber du kannst nicht mit ihm in die Oper gehen, weil er denkt, dass Wagner eine Pizza ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nicht immer alles haben können. Es gehört immer eine Portion Glück dazu: egal auf welchem Weg man die Liebe sucht - auch in "Naked Attraction".

teleschau: Gibt es Teilnehmende, deren Glück bis heute andauert?

Julian F. M. Stoeckel: Ich kann Ihnen nicht sagen, wer von unseren Kandidaten noch eine tiefe Beziehung hat. Sie haben mir noch keine Liebesbriefe oder Kinderfotos geschickt. Ich werde die Produktion bitten, nachzufragen, damit ich weiß, für wie viele Kinder ich Patin bin (lacht).

teleschau: Was ist das Erfolgsrezept hinter dem Format?

Julian F.M. Stoeckel: Ich finde es sehr gut, dass wir zu discovery+ gewechselt sind. Streaming ist die Zukunft des Fernsehens und der Unterhaltung. Außerdem ist die Sendung unerwartet, bunt, schillernd, lustig. Sie ist auch ein bisschen peinlich, aber nicht wegen mir - denn ich bin nie peinlich, sondern weil sich einige Kandidaten dumm anstellen. Und ich glaube, was am Ende überzeugt, ist, dass "Naked Attraction" furchtlos ist.

teleschau: Inwiefern?

Julian F. M. Stoeckl: Wir geben den Menschen die Plattform, alles zu machen. Sie können sich so darstellen, wie sie wollen. Sie können sich auch hässlich darstellen - sowohl körperlich als auch charakterlich. Das Format zeichnet sich vor allem durch Humor und Unterhaltung aus. Die Show zeigt uns, was Schönheit ist.

Julian F. M. Stoeckel (rechts) und sein Lebensgefährte Marcell Damaschke posieren in ihren gewohnt bunten Outfits.  Was ihr Geheimrezept hinter knapp acht Jahren Beziehung ist, verrät Stoeckel im Interview. (Bild: 2023 Getty Images/Gerald Matzka)
Julian F. M. Stoeckel (rechts) und sein Lebensgefährte Marcell Damaschke posieren in ihren gewohnt bunten Outfits. Was ihr Geheimrezept hinter knapp acht Jahren Beziehung ist, verrät Stoeckel im Interview. (Bild: 2023 Getty Images/Gerald Matzka)

Wie Julian F.M. Stoeckel entspannt

teleschau: Sie sind ein vielbeschäftigter Mann: Geschäftsmann, Model, Designer, Influencer. Wie kriegen Sie das alles hin?

Julian F. M. Stoeckel: Das frage ich mich auch jeden Tag (lacht). Ich bin nicht erst seit gestern in der Branche: Mit 16 Jahren fing ich als Statist in einem Film an. Dann entdeckte mich die Schauspielerin Witta Pohl - da spielte auch eine familiäre Verbindung eine Rolle. Ihr Vater war der Assistenzarzt meines Urgroßvaters. Irgendwann entdeckte ich mein Interesse an der Mode. Ich entwarf eigene Kollektionen und wechselte schließlich ins Showbusiness. Es folgten Jobs als Moderator - und inzwischen singe ich auch. Ich habe also alles gemacht, was ich mir nie zugetraut hätte. Sagt mir jemand "Das schaffst du sowieso nicht", dann versuche ich es erst recht. Wenn sich die Katzen die Ohren zuhalten müssen, weil mein Gesang so ein Gejammer ist, dann ist mir das völlig egal, weil es immer jemanden gibt, der es gut findet. Ich muss mich nur richtig danach umgucken.

teleschau: Was bei Ihrem Terminkalender kein Problem sein dürfte ...

Julian F.M. Stoeckel: Ja, ich bin einfach viel unterwegs. Mittlerweile bin ich aber auch sehr gerne zu Hause und freue mich, wieder in Berlin zu sein. Jetzt wird erst mal nicht mehr gereist. Es ist einfach anstrengend, ständig erkannt zu werden. Das heißt, ich bin gerne privat. Ich gehe nicht so viel feiern. Am liebsten bin ich bei reichen Freunden auf deren Schiffen, Schlössern oder Häusern. Herrlich, auf irgendwelchen Booten in Saint-Tropez, wo mich keiner sieht, da kann ich die dicke Plauze raushängen lassen (lacht).

"Am Ende geht es immer um Authentizität - und die geht viel zu oft verloren"

teleschau: Haben Sie als Influencer das Gefühl, dass Social Media dazu beigetragen hat, Minderheiten im positiven Sinn sichtbarer zu machen?

Julian F.M. Stoeckel: Ich will Sie nicht enttäuschen. Ich sehe mich absolut nicht als Influencer und empfinde das eher als Beleidigung. Aber Sie können das nicht wissen: Ich hasse Influencer.

teleschau: Warum das?

Julian F. M. Stoeckel: Ich finde, dass die Welt der sozialen Medien zu einer Art Geldmaschine geworden ist. Irgendwelche wahllosen Leute machen Werbung für Haarspray, Vaginalcreme und was auch immer. Ich bekomme auch viele Anfragen für solche Sachen. Aber ich sage den Leuten immer, dass ich alles erst mal testen will. Und wenn ich es scheiße finde, dann schmeiße ich dein Produkt aus dem Fenster und mache keine Werbung - egal, was du mir bezahlst. Am Ende geht es immer um Authentizität - und die geht viel zu oft verloren.

teleschau: Auch wenn es um das Thema Minderheiten geht?

Julian F.M. Stoeckel: Absolut: Ich glaube, das Problem heute ist, dass wir immer versuchen, niemandem auf die Füße zu treten. Früher haben die Leute geschrien: Ach, die blöde Stoeckel, die blöde Schwulette. Das war mir scheißegal. Abends habe ich auf mein Konto geguckt und gedacht: Wer lacht mehr: du oder ich (lacht). Man sollte sich nicht immer so verhaften. Immer zu sagen, ich gehöre als Tunte einer Minderheit an - ich muss deswegen nicht besonders sensibel behandelt werden.

teleschau: Ein Gefühl sagt mir, dass Sie also nicht zwingend gendern ...

Julian F.M. Stoeckel: Richtig, ich gendere nicht. Weil ich nicht weiß, warum. Ich fand es eine Unverschämtheit, als ich einmal gefragt wurde, warum ich nicht gendere, weil das angeblich genau für mich gemacht sei. Wie bitte?! Das habe ich nie verlangt, das ist mir völlig egal. Jeder kann machen, was er will. Ich sage nach wie vor bei der Begrüßung "Sehr geehrte Damen und Herren" - und das finde ich toll. Wenn sich da jemand nicht wiederfindet, dann denke ich mir: Irgendwo passt man immer nicht rein. So ist das Leben.

"Man darf nie von Einzelfällen auf das Kollektiv schließen!"

teleschau: Was muss sich Ihrer Ansicht nach am gesellschaftlichen Diskurs über Themen dieser Art verändern?

Julian F. M. Stoeckel: Ich glaube, wir müssen einfach ein bisschen gelassener werden und den Leuten mehr Raum geben. Es bringt nichts, immer zu denken: Oh Gott, das darf ich nicht sagen und das darf ich nicht sagen. Immer diese Empfindlichkeiten ... (schnaubt). Das macht eine Gesellschaft brüchig.

teleschau: Was hat sich denn in den vergangenen Jahren in der Gesellschaft verändert, wenn es um das Thema Toleranz geht?

Julian F.M. Stoeckel: Ich sehe es als ein Problem an, dass so viele Leute immer nur auf sämtliche Missstände aufmerksam machen wollen. Wir leben heute in einer Welt, in der viel mehr Rücksicht genommen wird. Schauen wir uns Leute wie Riccardo Simonetti an: Er erzählt immer wieder, wie schlecht und böse ihn die heterosexuelle Welt behandelt hat. Da sind wir an einem sehr gefährlichen Punkt. Denn wir dürfen nicht immer alle glauben, dass das eigene Leben oder die eigene Sicht auf die Welt das ist, was alle betrifft. Ich fühle mich von der heterosexuellen Welt in keiner Weise eingeschränkt. Im Gegenteil: Ich erfahre so viel Akzeptanz in der heterosexuellen Welt, das muss man zur Kenntnis nehmen. Man darf nie von Einzelfällen auf das Kollektiv schließen!

teleschau: Wie war Ihr Outing für Sie?

Julian F. M. Stoeckel: Ich habe mich nie geoutet. Ich bin ein absoluter Gegner des Outings, weil ich nicht verstehe, warum. Warum sollte ich mich outen? Ich bin Julian F.M. Stoeckel. Ich bin bisexuell. Und jetzt? Was ich nachher im Bett mache, weiß keiner. Warum soll ich mich outen für das, was ich bin? Warum soll ich mich der Welt erklären? Die erklären sich mir doch auch nicht. Ich würde nie, wenn ich beim Bäcker bin, die Bäckerin fragen: Na, bist du lesbisch? Oder bist du asexuell oder pansexuell? Es gibt gefühlte 138 Geschlechter und 700 sexuelle Empfindungen. Das interessiert mich nicht.

teleschau: Was interessiert Sie dann?

Julian F.M. Stoeckel: Freunde, Familie, mein Partner - mein innerer Kreis: Meine Familie hat mich immer so genommen, wie ich bin. Natürlich stehe ich auch hinter meiner Karriere. Ich muss sagen ... Wenn du Karriere machst und Erfolg hast, werden die Gegner immer weniger. Wenn du im Leben nicht erfolgreich bist, werfen alle mit Steinen. Je erfolgreicher du bist, desto mehr Angst haben die Leute, etwas Falsches zu sagen. Mit mir will man sich nicht anlegen (lacht). Denn ich sage dir eins: Vorsicht vor dem Raubtier!

Julian F.M. Stoeckels Geheimrezept für die Liebe

teleschau: Sie sagten einmal in einem Interview, schwule Paare hätten die Halbwertszeit eines Joghurts, der abläuft. Sie sind jetzt seit einigen Jahren mit Ihrem Lebensgefährten zusammen - wie kommt das?

Julian F.M. Stoeckel: Nächstes Jahr bin ich seit acht Jahren mit meinem Freund zusammen. In der schwulen Welt sind das 16 Jahre. Das heißt, ich bin quasi eine alte Ehefrau (lacht). Das Geheimrezept: getrennte Betten. Ansonsten siehst du ihn nur in Positionen, in denen du ihn nicht sehen willst. Er steht morgens auf, geht zur Toilette - das willst du weder riechen noch hören. Und dann sieht er aus wie ein aufgequollener Kaugummi. So will ich ihn nicht sehen und so will er mich nicht sehen. Das beste Rezept für eine lange Liebe ist Freiheit. Man darf den anderen nicht einengen. Wir sind alle Menschen, die Luft zum Atmen brauchen.