Good News: Ein Jahr der Krise? Nicht nur! Es sind auch positive Dinge passiert

2022 bleibt bei vielen vermutlich als eines der schlimmeren Jahre im Gedächtnis. Dabei fanden auch durchaus positive Entwicklungen statt. Ein Good-News-Rückblick!

Stéphanie Frappart (rechts) und Assistentin Neuza Back
Stéphanie Frappart (rechts) und Assistentin Neuza Back. Sie haben gerade als erste Frauen überhaupt ein Männer-WM-Fußballspiel geleitet. (Bild: Reuters / Annegret Hilse)

2022 wird den meisten sicherlich in Erinnerung bleiben als das Jahr, in dem Russland einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet hat. Auch wenn längst nicht entschieden ist, wie dieser Krieg ausgeht und welche Folgen er für die Welt haben wird, hat er doch auch gezeigt: Die allermeisten Länder stehen zusammen und sind hilfsbereit, darunter auch Deutschland.

Große Hilfsbereitschaft in Deutschland

Seit Februar mussten viele Ukrainer*innen ihr Land verlassen, um ihr Leben zu schützen. Viele europäische Nachbarn haben darauf mit großer Hilfsbereitschaft reagiert. Der "Deutschlandfunk" (DLF) hat kürzlich geschrieben, dass seit Kriegsbeginn etwa eine Million Ukrainerinnen und Ukrainer allein in Deutschland Schutz gesucht haben. Viele davon haben diesen vorübergehend bei Privatpersonen gefunden, dazu kamen Geld- und Sachspenden, um die Geflüchteten zu unterstützen. Deutschland war und ist in diesem Krieg hilfsbereit.

Nicht nur das, auch die Integration wurde von Anfang mitgedacht: So müssen Ukrainer*innen kein Asylverfahren durchlaufen, sondern erhalten sofort eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Laut DLF haben auch deshalb bereits 70.000 hierzulande einen Job gefunden.

Speicheltest für Endometriose

Entwickelt sich "gebärmutterschleimhautähnliches" Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle, ist das Endometriose. Das Gewebe kann "tief infiltrierend wachsen" und beispielsweise in Darm, Blase oder Harnleiter eindringen und zu großen Schmerzen führen.

Bislang mussten Frauen teils jahrelang auf eine Diagnose warten. Laut der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe liegt die "Diagnoseverschleppung" bei durchschnittlich zehn Jahren. Dieses Jahr wurde nun ein neuartiger Speicheltest vorgestellt, der innerhalb von nur zwei Wochen Klarheit bringt und künftig eine schnelle Therapie ermöglicht.

Outing in der Kirche

125 queere Menschen, die in der katholischen Kirche in Deutschland arbeiten oder dort ehrenamtlich tätig sind, haben dieses Jahr ihr gemeinsames Coming Out gehabt und so einerseits für Identifikation und Sichtbarkeit gesorgt. Mit der Initiative "#OutInChurch – Für eine Kirche ohne Angst" möchten sie sich andererseits für LGBTIQ+-Rechte stark machen.

Deshalb haben sie einen Katalog mit Forderungen an die Römisch-Katholische Kirche formuliert. Darin steht etwa: "Wir wollen als LGBTIQ+ Personen in der Kirche ohne Angst offen leben und arbeiten können."

Die erste Schiedsrichterin pfeift ein Spiel der Männer-WM

Auch wenn sich die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer nicht gerade um einen Good-News-Preis bewirbt, gibt es doch im Rahmen des Turniers dennoch positive Entwicklungen. Eine davon ist sicherlich Stéphanie Frappart aus Frankreiuch, die Geschichte schrieb, weil sie als erste Frau ein Spiel bei einer Männer-WM leitete: Costa Rica gegen Deutschland.

Oberschiedsrichter des Turniers, Pierluigi Collina, sagte laut "Zeit", dass die Nominierung nur konsequent gewesen sei und der Beweis, dass Qualität und nicht das Geschlecht zählten.

Männer und Frauen verdienen gleich viel – im US-Fußball

Und noch einmal Fußball: Dieses Jahr wurde noch eine positive Entwicklung für die Gleichstellung zwischen Männer und Frauen erreicht – und zwar im US-amerikanischen Fußball. Zukünftig werden dort Männer und Frauen gleich bezahlt.

Die dazu neu ausgehandelten Verträge sehen vor, dass die Frauennationalmannschaft bei Großturnieren die gleichen Prämienzahlungen erhält, wie das Männer-Team. Auch die Bezüge der Sportler und Sportlerinnen gleich sind. Das liegt daran, dass der nationale Verband, der einen Teil seiner Einnahmen ausschüttet, dies nun zu gleichen Teilen macht.

Werbeverbot für Abtreibung aufgehoben

Der lang umkämpfte Paragraf 219a zum Werbeverbot für Abtreibung ist Geschichte. Die Deutsche Presseagentur zitiert dazu Familienministerin Lisa Paus: "Ein großartiger Tag. Gesundheit und Selbstbestimmung von Frauen – das sind Menschenrechte."

Das ist aber nicht alles: Denn neben der Streichung von 219a werden Urteile auf Basis des Paragrafen gegen Ärztinnen und Ärzte aus den vergangenen 30 Jahren aufgehoben. Ärztinnen und Ärzte können nun, ohne Angst vor Kriminalisierung, Informationen über Schwangerschaftsabbrüche bereitstellen. Das erleichtert auch ungewollt Schwangeren den Zugang zu Informationen.

Kostenlose Menstruationsprodukte in Schottland

In Schottland gilt seit dem 15. August der sogenannte "Period Products Act2: Der besagt, dass Bildungseinrichtungen und städtische Einrichtungen Periodenprodukte für alle, die sie brauchen, kostenlos bereitstellen müssen.

Die "Tagesschau" zitiert dazu die Labour-Abgeordnete Monica Lennon. Sie hatte vor zwei Jahren das Gesetz angestoßen: "Gerade jetzt, wo die Lebenshaltungskosten steigen, ist das Gesetz ein Leuchtfeuer der Hoffnung, das zeigt, was erreicht werden kann, wenn Politiker zusammenkommen und zum Wohle der Menschen handeln."

Eigenen Angaben zufolge ist Schottland das erste Land, in dem die Regierung diesen Schritt geht. Es soll die sogenannte Periodenarmut besiegen. Das ist der Umstand, dass nicht ausreichend Geld für geeignete Periodenprodukte verfügbar ist. In vielen Ländern ist das ein Problem.

Weniger Müll: Einheitliche Ladekabel in der EU

Auch das wurde dieses Jahr entschieden: Ein einheitlicher Ladestandard soll in der Europäischen Union ab 2024 viel Geld, Zeit und Elektroschrott sparen. Die meisten technischen Geräte haben dann den gleichen Anschluss und können mit einem vorhandenen Ladekabel geladen werden.

Das gilt nicht nur für neue Smartphones, schreibt die Deutsche Presseagentur: "Darunter fallen unter anderem auch Tablets, E-Reader, Digitalkameras, Kopfhörer, tragbare Lautsprecher und Tastaturen." Für Laptops würden die Vorgaben zudem ab Frühjahr 2026 gelten.

HIV – Heilung und Impfung in Sicht?

Die Neuigkeiten gingen um die Welt – und das, obwohl seit drei Jahren beinahe alle Menschen über ein anderes Virus sprechen: Das Pharmaunternehmen Moderna testet seit Anfang des Jahres eine vielversprechende HIV-Impfung, wenn auch in kleinem Rahmen, mit Erfolg. Von 36 geimpften Proband*innen entwickelten 35 Antikörper gegen das Virus.

Zwar handelt es sich noch um eine Phase-1-Studie, es ist also viel mehr Forschung notwendig auf dem Weg zur Zulassung. Dennoch zeigt sich einer der beteiligten Wissenschaftler, William Schief, optimistisch. Im Gespräch mit "Science Alert" sagt er: "Wir sind zuversichtlich, dass unser Ansatz nicht nur bei HIV hilfreich sein könnte. Selbst wenn, wäre auch das schon ein enormer Erfolg."

Doppel-Wumms: Noch eine gute Nachricht aus der Aids-Forschung sorgte 2022 für Aufsehen. Bislang konnte offiziell bei nur zwei Menschen die Heilung einer HIV-Infektion erreicht werden. Nun gibt es offenbar eine dritte Person – erstmals ist es eine Frau. Laut der "Pharmazeutischen Zeitung" sei die 64-Jährige seit über 1,5 Jahren virusfrei. Allerdings habe es sich bei der Behandlung um einen gefährlichen, potenziell sogar tödlichen, Eingriff gehandelt, der "keinesfalls eine therapeutische Alternative für HIV-Infizierte darstellt, die auf die Einnahme antiretroviraler Medikamente verzichten möchten".

9-Euro-Ticket macht Deutschland mobiler

Aus der Not geboren, aber mit großem Erfolg angenommen: Dieses Jahr fand die größte Vergünstigung in der Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs statt. Statt der regulären Preise konnten Deutsche dieses Jahr drei Monate lang für jeweils neun Euro den bundesweiten Nahverkehr nutzen.

Insgesamt 52 Millionen Menschen kauften die rabattierten Tickets und fuhren im Juli, August und September durch das ganze Land. Vor allem Menschen mit geringem Einkommen sollten damit die Möglichkeit bekommen, sich freier zu bewegen und mehr am gesellschaftlichen Miteinander teilzuhaben. Das Nachfolgeticket, das mittlerweile beschlossen ist, ist mit 49 Euro um ein Vielfaches teurer und kann damit leider kaum als Anschluss-Erfolg gefeiert werden.

2022 – nicht so schlimm

Es stimmt vermutlich, dass 2022 vor allem durch den Krieg in der Ukraine in Erinnerung bleiben wird. Aber wer etwas genauer hinschaut, der entdeckt – wenn auch im Kleinen – dass 2022 gar nicht so schlimm war, wie es zunächst den Anschein macht. Es gab durchaus auch eine Vielzahl positiver Entwicklungen.

Im Video: Das sind die Bilder des Jahres 2022