Google will künftig handgeschriebene Rezepte übersetzen

Ob der Dienst auch nach Deutschland kommt, ist bislang unbekannt. Auf einer Innovations-Konferenz in Indien hat ihn Alphabet vergangene Woche vorgestellt.

Handgeschriebene Rezepte sind für Laien oft unleserlich. Deshalb will Google auf Fotos der Rezepte in Zukunft Medikamente automatisiert erkennen und übersetzen
Handgeschriebene Rezepte sind für Laien oft unleserlich. Deshalb will Google auf Fotos der Rezepte in Zukunft Medikamente automatisiert erkennen und übersetzen. (Symbolbild: gettyimages)

Ärzte und Ärztinnen haben es meist eilig – kein Wunder, dass ihre handgeschriebenen Rezepte oft aussehen, als wären sie in einer fremden Sprache verfasst worden. Das medizinische Kauderwelsch ist dann nur noch von geübten Apotheker*innen zu übersetzen.

Bis jetzt: Denn der Techriese Alphabet hat sich daran gemacht, das Problem zu lösen und Rezepte künftig mit dem Dienst Google Lens zu entziffern.

Welches Wort ist das Medikament?

Das hat das Unternehmen am vergangenen Montag auf einer Konferenz in Indien angekündigt. Dazu hat Alphabet mit Apotheker*innen zusammengearbeitet, um in Zukunft Rezepte automatisiert und in Sekundenschnelle leserlich zu machen.

In einer Präsentation, die auf Youtube zu finden ist, sagt ein Alphabet-Sprecher: "Wir alle wissen: Rezepte sind meist handgeschrieben, kaum zu lesen und noch schwieriger ist es, sich zu merken, was da steht. Für mich sind Apotheker Zauberer." Man habe deshalb welche um Hilfe gebeten, um zu verstehen, wie sie die Rezepte "decodieren".

Einer der Apotheker erklärt in einem Videoeinspieler sein Vorgehen: Als erstes suche er zwischen Anamnese und weiteren Informationen nach dem Namen des Medikaments. Dann identifiziere er den ersten und letzten Buchstaben des Wortes und gleiche es mit der Diagnose ab. Häufig verschriebene Medikamente und Kombinationen von Medikamenten würde er so schnell erkennen. Mit der Zeit würde man sich zudem an die Handschrift bekannter Ärzt*innen gewöhnen und könne diese immer besser lesen. Am Ende sagt er: "Unsere Erfahrung stellt sicher, dass wir keine falschen Medikamente ausgeben."

Erstmal für Indien vorgesehen

Diese Herangehensweise hat Alphabet als Grundlage genommen, um einen Algorithmus zu schreiben, der auf einem handgeschriebenen Rezept alle Medikamente identifiziert. In einer Demonstration klappt das auch schon gut.

Wann der Dienst verfügbar sein wird, wurde allerdings nicht gesagt. Vermutlich dürfte er zunächst – oder sogar exklusiv – in Indien ausgerollt werden. Das liegt daran, dass dort weltweit die meisten Google Lens-Nutzer*innen aktiv sind.

Nicht nur das: Insgesamt würden dort laut "Techcrunch" über eine halbe Milliarde Menschen auf Alphabet-Produkte setzen. Das macht Indien zum Schlüsselmarkt. Auf der Konferenz vergangene Woche hat Alphabet noch weitere Innovationen vorgestellt, die vor allem für südasiatische Länder vorgesehen sind.

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