"Grätsche statt Zuckerpass": Nagelsmann legt in ARD-Doku seine EM-Taktik offen

Bundestrainer Julian Nagelsmann teilte mit ARD-Moderatorin Esther Sedlaczek seine Gedanken zur Heim-EM. (Bild: BR/NGLOW/Valerio Agolino)
Bundestrainer Julian Nagelsmann teilte mit ARD-Moderatorin Esther Sedlaczek seine Gedanken zur Heim-EM. (Bild: BR/NGLOW/Valerio Agolino)

Bei der Heim-EM will die DFB-Elf den Negativtrend der letzten Turniere umkehren. Für ein erfolgreiches Abschneiden hat Trainer Julian Nagelsmann klare Ideen im Kopf. Helfen sollen unter anderem die viel zitierten deutschen Tugenden, wie er in einer ARD-Dokumentation schildert.

Gruppen-Aus bei der WM 2018, Schluss nach dem EM-Achtelfinale 2021 und erneut das Ende der WM-Träume nach der Vorrunde 2022 in Katar: Von der Weltspitze war die deutsche Fußballnationalmannschaft in den vergangenen Turnieren weit entfernt. Angesichts der nahenden EM im eigenen Land soll nun die Trendwende gelingen - endlich. Einer der Hoffnungsträger ist Trainer Julian Nagelsmann. "Nicht zu viel palavern, einfach mal machen", formuliert der 36-Jährige in der ARD-Doku "Deutschland. Fußball. Sommermärchen 2024?" (ab 1. Juni in der ARD Mediathek abrufbar) nun sein Erfolgsrezept.

Unerlässlich sei dafür eine gute Zusammenstellung des Kaders, erläutert Nagelsmann im Gespräch mit Esther Sedlaczek: "Es wird darauf ankommen, dass wir Spieler auf dem Feld haben, die gerne auch Dreck fressen und Spieler, die gerne den finalen Zuckerpass spielen." Im Zweifel gelte das Motto "Grätsche statt versuchter Zuckerpass, der nicht ankommt". Zudem beschreibt Nagelsmann, er setze auf "extremes Gegenpressing" anstelle langer Ballbesitzphasen. Der Ex-Bayern-Trainer verdeutlicht: "Wir wollen nicht in Schönheit sterben."

Unter anderem mit "extremem Pressing" will Julian Nagelsmann mit der DFB-Elf an alte Erfolge anknüpfen. (Bild: 2024 Getty Images/Alexander Hassenstein)
Unter anderem mit "extremem Pressing" will Julian Nagelsmann mit der DFB-Elf an alte Erfolge anknüpfen. (Bild: 2024 Getty Images/Alexander Hassenstein)

Julian Nagelsmann: "Ich mag es überhaupt nicht, wenn man mir reinredet"

Julian Nagelsmann spricht auch über die Kommunikation hinter den Kulissen: "Ich mag es, Meinungen auszutauschen. Aber ich mag es überhaupt nicht, wenn man mir reinredet." Für sportlichen Misserfolg sei er es, "der auf die Schnauze kriegt", so der Trainer: "Deswegen will ich auch der sein, der die Entscheidung trifft."

Läuft es gut bei der EM, hält Nagelsmann eine Euphoriewelle ähnlich zu der bei der WM 2006 für möglich. Vom Sommermärchen sei ihm besonders "die Art und Weise, wie die Menschen aus allen Nationen in unserem Land gefeiert haben", im Kopf geblieben. Dass er 18 Jahre später nun selbst als Trainer an der Seitenlinie steht, war damals undenkbar: "Nationaltrainer zu werden, habe ich in dem Alter nicht auf dem Schirm gehabt." Nun aber wolle er die "einmalige Chance" nutzen.

Die Formkurve seiner Mannschaft zeigt zumindest nach oben: Die überzeugenden Siege gegen Frankreich und die Niederlande im März sorgten für ein Stimmungshoch in Fußballdeutschland. Ehe die EM am 14. Juni mit dem Eröffnungsspiel der deutschen Elf gegen Schottland startet, steht noch die Vorbereitung inklusive Testspielen gegen die Ukraine (Montag, 3. Juni) und Griechenland (Freitag, 7. Juni) an.