Großes Design für kleines Geld: Günstige Autoklassiker
Köln (dpa/tmn) - Unter den schönen Autos gibt es viele übliche Verdächtige. Beispiele? Der Porsche 911, der Mercedes SL «Pagode», BMW 507 oder der Jaguar E-Type. Ihr Design gefällt vielen, doch werden sie sehr teuer gehandelt.
Wie sehr der Hype Preise in die Höhe schießen lassen kann, zeigte 2018 ein Ferrari 250 GTO, der bei einer Auktion erst bei über 48 Millionen Dollar unter den Hammer kam.
Doch im Windschatten solcher hinreißenden, bekannten und oft sündhaft teuren Klassiker, fahren auch Designstücke oder günstigere Charaktertypen, die keinen Lottogewinn erfordern. Sieben Beispiele mit Experteneinschätzungen sowie Preisbeispielen und typischen Schwachstellen vom Marktbeobachter Classic Data.
Triumph GT6
Triumph GT6: Der offene Triumph Spitfire dürfte nicht nur Freunden britischer Oldtimer ein Begriff sein - weit unbekannter aber ist die geschlossene Version GT6. Verkauft wurde das Coupé zwischen 1966 und 1973, für das Design des Zweisitzers mit dem knackigen Heck und der langen Fronthaube sorgte der Italiener Giovanni Michelotti. Er war auch für BMW oder Maserati tätig.
Marius Brune von Classic Data weist auf die äußerlichen Ähnlichkeiten zum Jaguar E-Type hin, die auch damals schon ins Auge fielen. Schnell bekam der Zweisitzer mit dem schweren Sechszylinder unter der Haube, der den TR6 auf maximal 180 km/h brachte, den Spitznamen «Poor man’s E-Type» verpasst.
Preisschild: Der Marktwert für einen GT 6 Mk III mit 77 kW/105 PS (Baujahr 1970 bis 1973) liegt bei 16.700 Euro (Erhaltungszustand 2) und 9300 Euro (Erhaltungszustand 3).
Typische Schwachstellen: Rost im Schwellerbereich, für den Sechszylinder unterdimensionierter Antriebsstrang (Antriebswellen, Kreuzgelenke, Differential). Die Ersatzteilversorgung ist gut und auf überraschend günstigen Niveau.
Fiat Panda
Fiat Panda: Der Kleinwagen aus Italien ist pure Massenware, millionenfach wurde er zwischen 1980 und 2003 gebaut. Für Designprofessor Paolo Tumminelli von der TH Köln ist die von Giorgio Giugiaro gestaltete «tolle Kiste» (Werbeslogan in Deutschland) so etwas wie «das Existenzminimum auf Rädern» - aber eben weit mehr als das. Er sieht im kistenförmigen Kleinwagen «ein Maximum an Nutzwert, Nachhaltigkeit und Sympathie» - in dieses Horn stieß auch schon die einstige Werbekampagne.
Mittlerweile aber genieße Giugiaros Designobjekt höchste Anerkennung unter Sammlern und werde selbst «von Automobilfeinschmeckern um St. Moritz herum demonstrativ als Alltagsauto» gefahren. Kult ohne krassen Kostenfaktor: «Kaum ein anderes Automobil kann günstiger erworben und unterhalten werden.»
Preisschild: Der Marktwert für einen dreitürigen Panda 45 mit 33 kW/45 PS (1980 bis 1985) liegt bei 5900 Euro (2) und 3400 Euro (3).
Typische Schwachstellen: Rost ist das Hauptproblem und findet sich überall. Kleine Fehler wie bei Elektrik oder Türschlössern gehören zum Panda-Alltag.
Corvette C6
Corvette C6: Mit der Corvette erschuf Chevrolet in den 1950er-Jahren eine Sportwagenikone. Filmstars fuhren sie und fahren sie auch noch heute. Im Laufe der Jahrzehnte ist der Glamour der Pionierzeit verblasst - was die Sechstauflage, die zwischen 2005 und 2013 gebaute C6 zu einer Art Geheimtipp unter den vollwertigen Sportwagen macht.
Designprofessor Lutz Fügener attestiert dem US-Car «eine klassische, wenig dekorierte Form.» Das Modell sei «relativ zeitlos und dadurch langlebig», sagt der Leiter des Studiengangs Mobilität und Design der Hochschule Hof. Dass der von Fans so genannten «Vette» mit dem Alu-Chassis Sportwagen-Gene innewohnen, zeigen die drehmoment- wie hubraumstarken V8-Motoren an. Fügener rät zu möglichst unverbauten Exemplaren. Anderenfalls drohe das klassische Image schnell zu kippen. Gebaut wurde die C6 als Coupé mit herausnehmbaren Targa-Dach und als Cabrio Convertible.
Preisschild: Der Marktwert für ein C6-Coupé mit 297 kW/404 PS (2005 bis 2013) liegt bei 30.100 Euro (2) und 20.000 Euro(3).
Typische Schwachstellen: Der Innenraum mit billig wirkendem Plastik ist oft in die Jahre gekommen. Achtung bei späteren US-Importen, diese haben oft schlechtere Bremsen und Fahrwerke. In Europa vermarktete Modelle wurden extra umgerüstet.
Renault Twingo
Renault Twingo: Als der Kleinwagen 1992 präsentiert wurde, waren viele Autofans verzückt wie lange nicht. Lange hatte kein Modell so freundlich in die Welt geblickt, wie dieses von Patrick le Quément gezeichnete französische Auto mit den Kulleraugenscheinwerfern. Auch sein Name, ein Kurzwort aus «TWist - swINg - tanGO», trug zum fetzigen Knuffel-Image bei.
Das Innenraumdesign mit der reduzierten digitalen Cockpitanzeige war innovativ wie praktisch. Noch heute ungewöhnlich: Sitze und Rückbank lassen sich zu einer zwei Meter langen Liegefläche umklappen. Marius Brune sieht im Twingo einen unverwechselbaren Minivan. Bis 2007 wurde der Twingo-Urtyp gebaut.
Preisschild: Der Marktwert für einen dreitürigen Twingo mit 40 kW/54 PS (1993 bis 1996) liegt bei 2000 Euro (2) und 1100 Euro (3).
Typische Schwachstellen: Das reichlich verbaute Plastik wird spröde und bricht oft. Ansonsten überraschend robuster Kleinwagen, in dessen Produktionszeit viele Mängel beseitigt wurden. Es gilt: Je jünger das Modell, desto besser.
Mazda MX-5
Mazda MX-5: Als er 1989 herauskam, schrieb man dem japanischen Modell nicht mehr und nicht weniger die Renaissance der Roadster zu. Zu dem Zeitpunkt waren die kleinen, tief liegenden Zweisitzer nach englischem Vorbild fast vollständig vom Markt verschwunden.
Paolo Tumminelli beschreibt die kompakte und abgerundete Karosserie als «funktional-emotionales» Design: «Es gibt größere und stärkere Sportwagen, aber kein anderes Auto ist so perfekt auf den Fahrer abgestimmt», sagt er. Japanisches Engineering sorge für Zuverlässigkeit und Langlebigkeit der frühen Baureihen NA und NB. Mit maximal 107 kW/146 PS starken Reihenvierzylindern liegt deren Top-Speed immerhin bei 208 km/h.
Preisschild: Der Marktwert für einen MX-5 mit 85 kW/115 PS (1989 bis 1994) liegt bei 9800 Euro (2) und 5500 Euro (3).
Typische Schwachstellen: Das Kunststoffverdeck ist oft rissig, Fensterheber sind verschleißfreudig. Ansonsten bei guter Wartung ein sehr mängelfreies Fahrzeug, deshalb auf Servicenachweise achten.
Volvo C30
Volvo C30: In Tradition des bekannten Volvo P1800 ES «Schneewittchensarg», der diesen Spitznamen wegen der rahmenlosen gläsernen Heckklappe erhielt, steht der Volvo C30. Das zweitürige Kombicoupé, mit dem Volvo einen neuen Anlauf in der Kompaktklasse unternahm, wurde 2006 aufgelegt und bis 2012 produziert.
Lutz Fügener nennt den C30 ein «außergewöhnliches Auto zu erstaunlichen Preisen». Das Interieur sei modern und aufgeräumt. Wie für Volvo lange Zeit typisch wurde das galant-gedrungene Zweitürer-Modell mit den bis an die Dachkante reichenden Rückleuchten auch mit kräftigen Fünfzylinderdiesel- und -benzinmotoren ausgestattet. Anders als der VW Golf dieser Zeit, mit dem er konkurrierte.
Preisschild: Der C30 scheint ein echter Exot, Classic Data liegen keine Daten vor. Auf einschlägigen Verkaufsplattformen stehen Exemplare früher Baujahre in gutem Zustand ab circa 2500 Euro.
Typische Schwachstellen: Turbolader bei den Dieselmodellen sowie Verschleiß an den Gummilagern der Hinterachse. Dieselpartikelfilter neigen zum Verstopfen, wie der Tüv herausfand.
Subaru XT
Subaru XT: Klappscheinwerfer und extreme Keilform, dazu Allradantrieb und Exotenstatus. Das Sportcoupé des japanischen Herstellers hat das Zeug zum Kultmobil. In Deutschland verkaufte sich das von 1985 bis 1991 produzierte Coupé seinerzeit kaum, weshalb es auf dem Gebrauchtmarkt rar ist. Neben der kompromisslosen Karosserie hebt Marius Brune vor allem des Cockpitdesign mit Bedienplaneten hervor, das einer Mischung aus Auto und Flugzeug entstammen könnte. Unter der Haube arbeitet wie beim Porsche 911 oder VW Käfer ein Boxermotor.
Preisschild: Der Marktwert für einen XT Turbo mit 100 kW/136 PS (1985 bis 1987) liegt bei 12.200 Euro (2) und 6800 Euro (3).
Typische Schwachstellen: Das größte Problem ist der Rost, falls man überhaupt einen XT findet. Die Ersatzteilsuche erfordert Geduld.