“Guido”: Was kann das neue Magazin von Guido Maria Kretschmer?

Guido Maria Kretschmer freut sich sichtlich über sein neues Printprodukt. (Bild: Franziska Krug/Getty Images for Gruner + Jahr)
Guido Maria Kretschmer freut sich sichtlich über sein neues Printprodukt. (Bild: Franziska Krug/Getty Images for Gruner + Jahr)

Joko Winterscheidt und Barbara Schöneberger haben bereits eins, nun folgt ihnen Guido Maria Kretschmer: Mit “Guido” erscheint nämlich heute das neue Printmagazin des Modedesigners und Moderators.

Das Cover

In knallig pinken Großbuchstaben leuchtet einem der Vorname von Kretschmer vom Hochglanz-Cover des druckfrischen Magazins entgegen. “Eine von euch!” verspricht ein Slogan links oben. Kretschmer gibt sich also ganz nah an der Zielgruppe – und lässt sich auf dem Covermotiv von Frauenhänden mit knallig rot lackierten Fingernägeln ins Gesicht und Haar fassen. Das Lächeln deutet an, dass er das durchaus genießt – genau wie das Faktum, jetzt ein eigenes Printprodukt im Verlagshaus “Gruner + Jahr” zu haben: ”Für mich wird mit meinem eigenen Magazin ein Traum wahr”, erklärte der 53-Jährige im Vorfeld der Veröffentlichung.

Die Idee

“Endlich habe ich mal nicht mehr nur 3 Minuten, um mich zu äußern, sondern herrliche 196 Seiten …”, freut sich der frischgebackene Magazinchef im Vorwort. Hier tobt sich der Modedesigner gleich mal literarisch aus – und spannt einen etwas blumigen philosophischen Bogen von der Liebe bis hin zum Buchstaben G und dessen Bedeutung. Dann kommt er zur Sache und erklärt, wer die Zielgruppe des Magazins ist: ”Frauen, die guten Mädels und besten Freundinnen, für weibliche Menschen mit Herz und Verstand und für die, die wissen, dass auch mal eine Handtasche und ein neues Paar Schuhe der Himmel auf Erden sein können.” Dann fügt er an: ”Aber auch für Männer, die gute Jungs geblieben sind, auf die wir uns verlassen können.”

Was “Guido” will

”Guido” will Geschichten erzählen – von besonderen Menschen, aber auch von gut gekleideten. Darüber, wo man am besten shoppen kann, damit man zu diesen gut gekleideten Menschen gehört – es sollen ja auch die ”Shopping Queen”-Fans auf ihre Kosten kommen. Und was man nach dem Shoppen essen kann – für die Rezepte ist Kretschmers Ehemann Frank Mutters verantwortlich. Und weil zum Wohlgefühl nicht nur das richtige Essen, sondern auch das richtige Wohnen gehört, gibt Kretschmer auch Tipps für das richtige Interieur in den eigenen vier Wänden.

Das Magazin ist ab sofort für 3,80 Euro erhältlich. (Bild: Gruner+Jahr, GUIDO)
Das Magazin ist ab sofort für 3,80 Euro erhältlich. (Bild: Gruner+Jahr, GUIDO)

Bevor es mit der Shopping- und Modetour losgeht, steht kurz noch menschliche Inspiration auf dem Programm. „Lebensträume” beschreibt auf drei Doppelseiten in Bildern und Worten das Leben außergewöhnlicher Frauen: eine querschnittsgelähmte US-Amerikanerin, die trotz gegenteiliger Prognose ihrer Ärzte bei ihrem Hochzeitstag auf eigenen Füßen zum Traualter ging. Eine Berliner Familie, die neu anfing und ihre neue Heimat auf einer kanarischen Insel fand. Eine junge Frau, die trotz Down-Syndrom Erfolge als Model feiert – allesamt inspirierende, aber nur recht kurz angerissene Geschichten.

Der Hauptteil

Dann geht es mit dem eigentlichen Hauptteil los – der Mode. Kretschmer lässt drei Frauen zeigen, wie man den Leoprint richtig trägt und analysiert ihre Versuche wohlwollend. Er verrät dem Leser, was man diesen Herbst anziehen muss (Tweedjacken, Bikerjacken, Teddymantel, Leopardenpullover et cetera). Kleider (von Wickel bis Maxi), Schuhe, Gürteltaschen, Jeans, Brillen und Schmuck: „Guido” verrät ausgiebig, was die Must-haves für den Kleiderschrank sind. Dass Kretschmer eine sehr genaue und kritische Vorstellung hat, wie Frau sich anzieht, ist jedem Fan von „Shopping Queen” bekannt – hier kann man sich ausführliche Anleitungen des Modemachers holen.

Die Titelgeschichte und andere Storys

„Guido” hat dem Leser aber nicht nur Modestrecken, sondern auch emotionale Geschichten zu bieten. So spricht Kretschmer mit einer Frau, die nur wenige Monate nach dem unerwarteten Tod ihres Mannes eine neue Liebe fand – und stellt die Frage, wer bestimmt, was richtig und was falsch ist. Eine Reportage berichtet von einem geschlechtsneutralen Feriencamp in den USA, bei dem Kinder fernab von Geschlechterrollen so sein können, wie sie es wollen.

In diesem Teil gibt es schließlich auch die Titelgeschichte zu lesen – und diese beschäftigt sich mit dem Spiel mit der Lüge. „Lügen, Fake News, bearbeitete Bilder, mehr sein als Schein – ist denn hier gar nichts mehr echt?”, titelt die Geschichte – und setzt fort: „Ein Plädoyer FÜR MEHR EHRLICHKEIT”. Hier spannt Kretschmer den Bogen vom französischen Philosophen Voltaire über Blogger und Influencer sowie zum Flunkern bei Kleidergrößen. Besonders tief gehend ist das nicht – dass nur eine weitere Doppelseite der Autorin Miriam Collée das Thema komplettiert, ist für eine vermeintliche Titelgeschichte inhaltlich etwas dürftig. Interessanter ist da schon der Artikel von Zohre Esmaeli, die mit 13 Jahren aus Afghanistan floh und heute für Integration kämpft. Ebenfalls interessant: Die Geschichte vierer Frauen, die Wohnungslosen helfen.

Wer immer schon mal eine Analyse des Modegeschmacks der britischen Premierministerin Theresa May lesen wollte, kann dies in „Guido” ebenfalls tun – und zwar im selben Teil des Magazins.

Das Fazit

Alles in allem ist „Guido” ein kurzweiliges, buntes und vielfältiges Magazin, das optimal für Kretschmers Wunsch-Zielgruppe aufbereitet ist. Als Modemagazin für den Mainstream ist „Guido” durchaus gelungen. Bei den Geschichten kränkelt die Publikation allerdings etwas: Zwar werden durchaus emotionale Themen behandelt, diese aber meist nur recht oberflächlich bearbeitet. Gerade bei den diesen Geschichten hätte man hier aber durchaus mehr rausholen können.

Die Marke Guido Kretschmer wurde hier zielgruppengerecht und punktgenau um ein neues Produkt erweitert. „Shopping Queen”-Fans und Kretschmer-VerehrerInnen können hier bedenkenlos zugreifen. Alle anderen bekommen mit „Guido” ein nettes, buntes und im Endeffekt recht gewöhnliches Lifestyle-Magazin zu lesen.