Motivationsproblem nach Vertragsverlängerung?

Dieser Trend kann Deutschlands aktuell einzigem F1-Starter Nico Hülkenberg gar nicht gefallen: Beim Qualifying in Suzuka ist der Emmericher zum zweiten Mal in Folge langsamer als Teamkollege Kevin Magnussen. Noch schlimmer: Als 18. hatte Hülkenberg denkbar früh Feierabend, schied bereits in Q1 sang- und klanglos aus, während sein Stallgefährte zumindest den Sprung in die nächste Runde schaffte.

„Es war ein merkwürdiges Qualifying: Meine erste Runde wurde mir wegen der Streckenlimits (in Kurve zwei, Anm. d. Red.) gestrichen. Die zweite Runde hat sich im ersten Sektor sehr gut angefühlt, als ich im zweiten Sektor aber Zeit finden wollte, habe ich stattdessen welche verloren“, wunderte sich Hülkenberg: „Wirklich komisch, denn es gab keine Fehler. Ich muss mir anschauen, was da passiert ist und warum nicht mehr drin war.“

Sonderbar sind aber auch die 0,323 Sekunden Rückstand, die Hülkenberg am Samstag auf Magnussen hatte. Bereits vor einer Woche in Singapur war der Däne im Qualifying zwei Zehntel schneller. „Ich habe ein paar Veränderung vorgenommen, wie ich dieses Auto fahre und habe das Gefühl, dass ich jetzt mehr aus ihm rausbekomme“, erklärte ein zufriedener Magnussen.

Für Hülkenberg ist das jedoch ein besorgniserregender Trend: Zwar waren Glanzlichter im lahmen Haas auch bislang schwer, vor allem die im Vergleich zu Magnussen deutlich stärkere Performance ließ den Deutschen aber strahlen. Gerade im Qualifying sah sein Teamkollege 2023 eigentlich kein Land, 11:5 steht es nach dem Japan-GP im internen Quali-Duell für Hülkenberg – zuletzt war Magnussen aber samstags schneller, hatte in drei der letzten fünf Qualis die Oberhand.

Stellt sich die Frage: Sind Luft und Lust etwas raus bei Hülkenberg nach seiner Vertragsverlängerung mit Haas im Anschluss an den Italien-GP? Fakt ist: Der US-Rennstall zog vorzeitig die Option auf den Deutschen. Damit hat dieser zwar sein F1-Cockpit für 2024 sicher – die Chance mit anderen, besseren Teams zu verhandeln, hat ihm Haas so allerdings frühzeitig verbaut.

Hülkenberg glaubt nicht an Besserung

Ein Wechsel, etwa zu Sauber-Audi, Williams oder auch in den Red-Bull-Kosmos, ist damit erstmal vom Tisch, die Türen zu einem besseren Team versperrt: Sorgt das für Frust bei Hülkenberg, der damit in der Haas-Falle sitzt? Die graue Realität beim Team aus Kannapolis sieht schließlich so aus: „Es war wohl das Beste, was wir machen konnten“, erklärt Teamchef Günther Steiner nach den Plätzen 15 und 18 für seine Piloten: „Wir wussten vorher, dass uns diese Strecke nicht liegen wird, deshalb ist es wie erwartet, da muss man einfach realistisch sein.“

Dass er am Sonntag (das Rennen ab 7.00 Uhr im Liveticker), und wohl zumindest bis Jahresende, weiter hinterherfahren muss, darüber macht sich auch Hülkenberg keine Illusionen: „Ich glaube, es fehlt uns hier generell an Speed. Wir sind so ein bisschen mit dem Rücken zur Wand“, kommentiert der 36-Jährige nach dem Qualifying. Besserung ist im Rennen keine in Sicht – ganz im Gegenteil, beschweren sich doch ausnahmslos alle Teams im bisherigen Verlauf des Rennwochenendes über den auffallend hohen Reifenverschleiß in Suzuka.

Das Problem: Haas wird der im Renntrimm besonders schaden, denn der VF-23 gilt als schlimmster Gummifresser im aktuellen Feld. „Der Reifenabbau ist für alle sehr hoch, also auch für uns“, schwant Hülkenberg bereits Böses: „Das wird morgen entsprechend ein Kampf und wir müssen uns überlegen, was wir mit der Strategie tun können, um uns selbst zu helfen.“

Insofern ist der 18. Startplatz des Deutschen vielleicht sogar ein Segen: Weit zurückfallen kann er von diesem im Rennen zumindest nicht mehr...