Hülkenberg reißt sogar Verstappen mit

Eigentlich ist es dann doch wie immer: Beim Qualifying zum Großen Preis der Emilia-Romagna hält die Endlos-Siegesschleife von Max Verstappen trotz Schwierigkeiten bei den zwei Trainings am Freitag. Ferrari verschiebt das Verständnis und damit auch den Nutzen des umfangreichen Update-Pakets aufs nächste Rennen und McLaren erweist sich endgültig als momentan größter Herausforderer des Unterschiedsfahrers aus den Niederlanden.

Denn das ist Verstappen wieder mal: Nicht nur, dass er den eher bockigen roten Bullen zum siebten Mal in dieser Saison auf den besten Startplatz fährt – sein Teamkollege Sergio Perez schafft mit dem gleichen Auto noch nicht einmal das letzte von drei Qualifying-Segmenten zu erreichen und wird nur Elfter. Deutlicher kann ein Fahrer kaum zeigen, wie man den Unterschied machen kann.

Formel 1: Hülkenberg brilliert bei Imola-Debüt

Neben der Formel-1-Folklore gibt es aber auch Überraschendes zu berichten. Dafür sorgt der Emmericher Nico Hülkenberg. Der Deutsche bringt seine Leistung wieder Mal auf den Punkt und macht den Haas mit Platz zehn besser als er eigentlich ist.

In Q1 liegt er zwischenzeitlich sogar auf Platz eins und beendet den ersten Abschnitt als Dritter. „Es war auf Messers Schneide“, berichtet Hülkenberg. „Es hat Bock gemacht, vor allem in Q1. Hinten erst einmal piano, piano - und dann Kaboom!“

Überraschend ist seine Leistung vor allem deshalb: Er kam als Rookie nach Imola, bisher ist er in seinen mehr als 200 Grand-Prix-Starts noch nie auf dem „Autodromo Enzo e Dino Ferrari“ gefahren.

Der Deutsche: „Es war mein erstes Rodeo hier, aber ich mag es und habe es genossen. Die Rennstrecke ist eigentlich in ein Wohngebiet reingepflanzt, von Kurve zwölf bis 14 denkst du, du bist in Rom, da sind die Pinienbäume, so eine Allee links und die Wände sind nah dran. Ich finde das geil, diese historischen Strecken haben einen ganz besonderen Vibe. Sich pushen und die Runden rausquetschen, das ist hier schon ziemlich cool.“

Hülkenberg-Wechsel zu Audi steht bevor

Fest steht: Hülkenberg scheint nach der Verkündung seines langfristigen Audi-Vertrags ab 2025 noch besser in Fahrt zu kommen. Die Audi-Bosse freuen sich schon auf den Qualifying-Meister, CEO Andreas Seidl und Projektleiter Oliver Hoffmann konnten sich in Imola vor Ort persönlich davon überzeugen.

„Ich bin seit meinem Comeback einfach in einem guten und starken Mindset, an einem glücklichen Platz, das gibt mir Selbstvertrauen und hilft mir auch auf der Strecke“, verrät Hülkenberg. „Ich fühle mich sehr wohl in meiner Haut und es macht mir einfach Spaß. Ich genieße es jetzt mehr, als das im ersten Abschnitt meiner Karriere der Fall war – wegen der Pause, den verschiedenen anderen Umständen. Ich freue mich und bin hungrig auf mehr.“

Des einen Freud, ist des anderen Leid. Haas-Teamchef Ayao Komatsu weiß schon jetzt, was er an Hülkenberg verliert: „Seit Nico zu uns gekommen ist, liefert er gerade im Qualifying unglaubliche Leistungen ab.“

Haas-Teamchef singt Loblied auf deutschen F1-Star

Und für Audi liefert der Japaner auch gleich noch mit, was Hülkenberg für ein Team noch wertvoller macht, das sich gerade in der Wachstumsphase befindet. „Auch was er im Auto spürt ist gerade für ein kleineres Team wichtig. Denn bei uns spielt der Fahrer bei der Frage, in welche Richtung wir entwickeln müssen, eine größere Rolle als bei größeren Teams, deren Strukturen und Prozesse ausgeklügelter sind“, erklärte Komatsu weiter.

Nebenbei hat Hülkenberg auch noch die Kapazität, auf der Strecke mit Max Verstappen zusammenzuarbeiten. Die beiden respektieren sich und verstehen sich auch privat sehr gut. Gegenseitig haben sie sich Windschatten gegeben, der half, die Zeiten zu verbessern. „Wir müssen uns deshalb auch bei Nico Hülkenberg bedanken“, gibt Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bei SPORT1 zu. Und Verstappen sagt: „Es hat auf jeden Fall uns beiden geholfen.“

Wenn Hülkenberg dann endgültig für Audi gegen Verstappen fährt, dürfte es mit solchen Freundlichkeiten vorbei sein.