Haar-Diskriminierung: 7-Jähriger wurden in der Schule die Haare abgeschnitten

Yahoo News sprach mit Jurnee Hoffmeyer über Haar-Diskriminierung – einen Tag bevor Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer ein Gesetz gegen rassistisch motivierte Diskriminierung von Frisuren unterzeichnete.

Jurnee Hoffmeyer aus Michigan vor und nach dem Schneiden ihrer Haare auf dem Schulgelände. (Familie Hoffmeyer)
Jurnee Hoffmeyer aus Michigan vor und nach dem Schneiden ihrer Haare auf dem Schulgelände. (Bild: Familie Hoffmeyer)

Im März 2021 wurden Jurnee Hoffmeyer, einer gemischtrassigen 7-Jährigen, vom Personal ihrer Grundschule die Haare geschnitten. Sie wusste, dass dies nicht in Ordnung war, und fragte sich, warum man ihr das antat.

"Dadurch fühlte ich mich anders als die anderen Kinder und ich kam mir komisch vor", erzählt Jurnee gegenüber Yahoo News.

Journees Vater reichte Klage gegen die Schule ein

Das Problem mit dem Haarschnitt ging auf einen anderen Vorfall zurück, der nur wenige Tage zuvor passiert war: Jurnee sagte, sie sei mit ihren Mitschülern im Bus gewesen, als ein anderer Schüler ihr mit einer Schere Haare abgeschnitten habe. Jurnes Vater, Jimmy Hoffmeyer, beschwerte sich beim Schulleiter und brachte Jurnee zum Friseur, wo ihr ein Stylist einen asymmetrischen Schnitt verpasste. Doch zwei Tage später kam Jurnee mit komplett gekürzten Haaren nach Hause.

Jurnes Vater nahm sie daraufhin von der Schule. Im September 2021 reichte er eine Bundesklage in Höhe von 1 Million Dollar gegen die Mount Pleasant Public Schools ein, in der die Bibliothekarin Kelly Mogg und die Lehrassistentin Kristen Jacobs, die beide weiß sind, als Beklagte genannt wurden.

"Jurnees Bibliothekarin, Frau Mogg, hatte ihr mithilfe und/oder Duldung von Frau Jacobs die restlichen Haare abgeschnitten", hieß es in der Klage.

"Klarer Verstoß gegen die Schulpolitik"

Jurnee, nachdem Angestellte der Schule ihr die Haare geschnitten hatten (Familie Hoffmeyer)
Jurnee, nachdem Angestellte der Schule ihr die Haare geschnitten hatten (Bild: Familie Hoffmeyer)

In der Klage wurden zehn Punkte angeführt, darunter Rassendiskriminierung in Verletzung des Michigan Civil Rights Act, ethnische Einschüchterung, vorsätzliches Zufügen seelischen Leids und Verletzung des 14. Zusatzartikels der Verfassung. Der Fall wurde einige Monate später beigelegt.

Eine externe Untersuchung bestätigte zwar, dass das Abschneiden von Jurnees Haaren auf dem Schulgelände mit oder ohne elterliche Erlaubnis einen "klaren Verstoß gegen die Schulpolitik" darstellt, kam aber zu dem Schluss, dass Mogg nicht rassistisch voreingenommen gehandelt hat und deshalb nicht entlassen werden muss. Yahoo News hat die Schulbehörde der Mount Pleasant Public Schools um eine Stellungnahme gebeten.

Michigan verbietet Diskriminierung natürlicher oder kulturell geprägter Frisuren

Am Donnerstag, dem 8. Juni, unterzeichnete die Gouverneurin des Bundesstaates Michigan, Gretchen Whitmer, den sogenannten "Crown Act" – und machte Michigan damit zum 20. Bundesstaat, der die Diskriminierung aufgrund der natürlichen Haare am Arbeitsplatz und in der Schule verbietet.

"Zu lange wurde schwarzen Gemeinschaften gesagt, sie müssten ihr Haar kontrollieren oder es weißen Standards anpassen, um unausgesprochene Regeln zu erfüllen, die in Vorurteilen wurzeln", sagte Whitmer bei der Unterzeichnung.

Gretchen Whitmer, Gouverneurin von Michigan, hier im Februar, unterzeichnete am 8. Juni den Crown Actgegen Haar-Diskriminierung. (Rebecca Cook/Reuters)
Gretchen Whitmer, Gouverneurin von Michigan, hier im Februar, unterzeichnete am 8. Juni den Crown Act gegen Haar-Diskriminierung. (Bild: Rebecca Cook/Reuters)

"Es zeigt unseren Kindern, dass sie schön sind und geliebt werden, genau so, wie sie sind", fügte sie hinzu.

Der Crown Act erweitert das 1976 verabschiedete Elliott-Larsen-Bürgerrechtsgesetz des Bundesstaates, indem es Haarstruktur und Frisuren, einschließlich Locks, Braids und Twists, die "historisch mit Ethnien verbunden sind", schützt.

Diskriminierung aufgrund des Hairstylesist für farbige Menschen "gelebte Realität"

Laut einer von Dove durchgeführten Studie, in der untersucht wurde, wie Kinder Haarvorurteile erleben, geben 66% der schwarzen Mädchen in mehrheitlich weißen Schulen an, dass sie rassistisch motivierte Haar-Diskriminierung erfahren haben. Etwa 86% dieser Kinder haben diese Erfahrung bis zum 12. Lebensjahr gemacht.

"Haar-Diskriminierung ist eine gelebte Realität für viele farbige Menschen in Michigan, insbesondere in der schwarzen Gemeinschaft", sagte die Staatssenatorin Sarah Anthony in einer Erklärung, nachdem das Repräsentantenhaus Anfang des Monatsden Crown Act verabschiedet hatte.

Die demokratische Staatssenatorin Sarah Anthony in Lansing, Michigan, während der Unterzeichnung des Crown Act am 8. Juni. (Joey Cappelletti/AP)
Die demokratische Staatssenatorin Sarah Anthony in Lansing, Michigan, während der Unterzeichnung des Crown Act am 8. Juni. (Bild: Joey Cappelletti/AP)

"Es kann sich auf unsere Beschäftigung, unsere Bildung und unser Wohlergehen auswirken. Zu Beginn dieses Jahres haben die Demokraten deutlich gemacht, dass diese Legislaturperiode anders verlaufen würde – wir wollten uns auf die Bedürfnisse der Menschen konzentrieren, nicht auf Sonderinteressen. Wir haben viel erreicht und die Verabschiedung dieses Gesetzes sendet die klare Botschaft, dass Michigan ein inklusiver Staat für alle Menschen ist", so Anthony weiter.

Das Repräsentantenhaus verabschiedete das Verbot zwei Tage nach der Verabschiedung durch den Senat, was einen bedeutenden parteiübergreifenden Sieg darstellt, nachdem es vier Jahre lang in der Legislative des Bundesstaates keine Bewegung gegeben hatte.

Laut einer Forschungsstudie aus dem Jahr 2019 über rassenbedingte Haar-Diskriminierung wird das Haar schwarzer Frauen 2,5-mal häufiger als unprofessionell empfunden.

"Wir sollten mit unseren Haaren machen können, was wir wollen"

Christina Laster, die Bildungsberaterin des National Action Network, die sich mit Jurnees Fall befasst hat, sagte in einer Erklärung gegenüber Yahoo News, dass der Crown Act "entscheidend dafür ist, dass Menschen für das geschätzt werden, was sie sind, und nicht auf der Grundlage veralteter und diskriminierender Schönheitsstandards beurteilt werden."

"Wir unterstützen die Familie Hoffmeyer in ihrem Engagement, bejubeln Michigan für diesen wichtigen Schritt und rufen andere Bundesstaaten auf, diesem Beispiel zu folgen und die Rechte von Menschen zu schützen, die ihre Kultur und Identität ausdrücken wollen, ohne diskriminiert zu werden", so Laster.

Jurnee, lächelnd in der Gegenwart, zwei Jahre nachdem das Schulpersonal ihr die Haare geschnitten hatte (Familie Hoffmeyer).
Jurnee, lächelnd in der Gegenwart, zwei Jahre nachdem das Schulpersonal ihr die Haare geschnitten hatte. (Bild: Familie Hoffmeyer).

Eigentlich nutzt Jurnee TikTok, um andere Kinder zu inspirieren. Aber nach dem Haarschnitt hörte sie auf, Inhalte zu posten, denn sie hatte, wie sie sagte, ihr Selbstvertrauen verloren. Sie betonte die Bedeutung der Unterzeichnung des Crown Act und sagte, sie wolle nicht, dass sich andere Kinder so fühlen, wie sie sich fühlte.

"Wir sollten mit unseren Haaren machen können, was wir wollen", sagte Jurnee. "Wir sollten unsere Haare tragen können, wie wir wollen, und niemand kann uns etwas anderes vorschreiben. Sei, wer du sein willst."

Im Video: Mel B berichtet von Rassismus-Erfahrungen