Hamas will ohne Waffenruhe keine weiteren Geiseln freilassen
Israels Militär hat seine seine Angriffe im Gazastreifen am zweiten Tag nach Auslaufen der einwöchigen Feuerpause verstärkt. Israels massive Bombardierung im Süden der Enklave, wo ein Großteil der palästinensischen Zivilbevölkerung auf engstem Raum Zuflucht sucht, hat unter Hilfsorganisationen für Entsetzen und Empörung gesorgt.
Die Menschen hätten dort keine Möglichkeiten sich zu schützen, sagen Helfer. "Sie wissen nicht wohin sie gehen sollen", sagte Hiba Tibi, die Direktorin der Hilfsorganisation Care.
Das israelische Militär bestätigt, man habe in den ersten 24 Stunden der erneuten Kämpfe mehr als 400 Angriffe durchgeführt, auch in der Gegend von Khan Younis im Süden.
Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wurden seit dem Ende der Feuerpause 240 Menschen getötet, insgesamt ist die Zahl der Todesopfer auf 15.200 gestiegen, 70 % davon Frauen und Kinder.
Auf diplomatischer Ebene ordnete Israel den Rückzug seiner Delegation aus Katar an und erklärte die Gespräche mit Katar, Ägypten und den USA über eine Waffenruhe mit der Hamas als gescheitert. Aus dem Büro des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu heißt es: "Die Terrororganisation Hamas hat sich nicht an ihren Teil der Vereinbarung gehalten". Konkret geht es demnach um Freilassung aller in den Gazastreifen entführten Kinder und Frauen.
Wann gehen die Geiselfreilassungen weiter?
Erst bei einem Waffenstillstand im Gazastreifen wird es nach Angaben der Hamas einen weiteren Austausch mit Israel geben können. Bei den Geiseln, die noch immer in der Gewalt der Hamas sind, würde es sich um israelische Soldaten und Zivilisten handeln, die früher in der israelischen Armee gedient hätten, sagte der Hamas-Vize Saleh al-Aruri dem Nachrichtensender Al-Dschasira.
Die israelischen Geiseln würden erst dann freigelassen, wenn es einen Waffenstillstand gebe und alle palästinensischen Gefangenen freigelassen würden. "Der Krieg soll seinen Lauf nehmen. Diese Entscheidung ist endgültig. Wir werden keine Kompromisse eingehen", ergänzt Aruri.
Israel fordert die Freilassung von 17 Frauen und Kindern
Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sagte dagegen, es seien noch 15 Frauen und zwei Kinder unter den Geiseln in der Gewalt der Hamas.
Vorige Woche hatten Israel und die Hamas unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA erstmals eine Feuerpause vereinbart, die zwei Mal kurz verlängert wurde. In der Zeit ließ die Hamas 105 Geiseln frei, darunter 14 Deutsche, und Israel im Gegenzug 240 palästinensische Häftlinge. Die israelische Armee hat am Wochenende sechs israelische Familien von Geiseln darüber informiert, dass ihre Angehörigen nicht mehr leben.
Die einwöchige Kampfpause lief am Freitagmorgen aus. Israel warf der Terrororganisation Hamas vor, sie sei ihrer Verpflichtung, alle weiblichen Geiseln freizulassen, nicht nachgekommen. Die Hamas warf Israel vor, Angebote abgelehnt zu haben. Al-Aruri, der in Beirut lebt, sagte, es werde keine Verhandlungen unter Feuer geben.
In der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv versammelten sich am Samstagabend nach Medienberichten Zehntausende Demonstranten und forderten eine sofortige Freilassung aller Geiseln im Gazastreifen. Israel geht davon aus, dass insgesamt noch 137 Geiseln in dem Küstenstreifen festgehalten werden.