"Hart aber fair"-Moderator Louis Klamroth: "Ich kriege schon ordentlich viel Hass ab"

Louis Klamroth moderiert "Hart aber fair" seit etwas mehr als einem Jahr.  (Bild:  WDR/Julia Sellmann)
Louis Klamroth moderiert "Hart aber fair" seit etwas mehr als einem Jahr. (Bild: WDR/Julia Sellmann)

Seit rund einem Jahr moderiert Louis Klamroth die ARD-Talkshow "Hart aber fair". Wie er mit Einladungen der AfD umgeht und welche persönlichen Auswirkungen er zu spüren bekommt, verrät der 34-Jährige in einem Interview.

Es ist eine Frage, die sich Sendungsverantwortliche sicherlich täglich stellen: Sollten AfD-Politikerinnen und -Politiker zu Talkshows eingeladen werden oder nicht? Louis Klamroth, der seit rund einem Jahr die ARD-Talkshow "Hart aber fair" moderiert, tendiert zu keiner der beiden Seiten: "Es gibt für mich kein kategorisches 'Wir laden die AfD ein oder nicht ein'", erklärt der 34-Jährige in einem Interview mit dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND): "Wir entscheiden von Sendung zu Sendung, wer eingeladen wird." Es gebe keine "starre Vorgabe in irgendeine Richtung von Senderseite aus".

Der Moderator fährt fort: "Die AfD wird von wahnsinnig vielen Menschen gewählt. Aber sie wird in drei Ländern als gesichert rechtsextremistisch eingestuft und bundesweit beobachtet. Das unterscheidet sie von allen anderen Parteien im Bundestag." Eine Sache werde jedoch oft missverstanden: "Eine Talksendung muss nicht den Parteienproporz im Bundestag abbilden. Wir sind kein Parallelparlament."

Ziel einer Talkshow sei es vielmehr, "demokratische Debatten zu ermöglichen. Wie geht man dann mit Vertretern einer Partei um, die demokratische Grundwerte in Teilen missachtet und womöglich abschaffen will? Kann ich sie in eine demokratische Diskussion einladen und so tun, als würde es dieses grundlegende Problem nicht geben? Kurzum, es ist kompliziert."

"Das ist eine Dienstleistung auch für die Zuschauer"

In den vergangenen Wochen und Monaten hätten sich "immer mehr führende Wirtschaftsvertreter und -vertreterinnen und Unternehmen zu Wort gemeldet" und sich "für Demokratie ausgesprochen", viele von ihnen auch "explizit gegen die AfD": "Das ist etwas, was es in den letzten Jahren noch nicht so deutlich gab", erklärt Klamroth: "Das auf den Schirm zu bringen, ist uns mit einer Hildegard Müller, einer der prominentesten und mächtigsten Vertreterinnen der Wirtschaft in Deutschland, in einer Konstellation mit dem wirtschaftspolitischen Sprecher der AfD gelungen. Es ist gut aufgegangen, weil es einen Erkenntnisgewinn gab." Auch er habe besser verstanden, was die AfD mit der deutschen Wirtschaft vorhat: "Das ist eine Dienstleistung auch für die Zuschauer."

Klamroth mahnt jedoch auch, Polittalks nicht "in ihren Möglichkeiten zu überhöhen, gerade in der medialen Rezension. Oftmals wird über eine 75 Minuten-Talkshow mehr geschrieben als über etliche Bundestagsdebatten." Im besten Fall könne eine gute Talkshow dazu beitragen, "Vertrauen in Demokratie und Medien wiederherzustellen".

"Was strafbar ist, zeige ich konsequent an"

Im Januar 2023 übernahm Louis Klamroth die Moderation der Sendung von Frank Plasberg. Über die Auswirkungen auf sein persönliches Leben spricht er nun im RND-Interview: "Ich kriege schon ordentlich viel Hass ab, aber auch sehr viel positive Kommentare", erklärt er: "Was strafbar ist, zeige ich konsequent an, und der Rest verschwindet hinter einem Blockier-Button. Ich glaube, meine weiblichen Kolleginnen haben noch viel mehr mit solchen Kommentaren zu kämpfen als ich. Das ist wahrscheinlich der Preis, den man zahlt, wenn man in der Öffentlichkeit steht." Schön sei das zwar nicht, er werde aber auch nicht seinen Alltag davon bestimmen lassen.