Ein Hauch von "Haus des Geldes": Das sind die Streaming-Tipps der Woche

Geht mal wieder auf Raubtour: Berlin (Pedro Alonso). (Bild: Netflix / Tamara Arranz)
Geht mal wieder auf Raubtour: Berlin (Pedro Alonso). (Bild: Netflix / Tamara Arranz)

Netflix erweckt eine Kultfigur aus dem Heist-Erfolg "Haus des Geldes" zum Leben. Derweil feiert bei WOW eine Actionikone der Gegenwart Streaming-Premiere. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche bereithält, verrät die Übersicht.

In "Haus des Geldes" kam Andrés de Fonollosa alias Berlin (Pedro Alonso) in Staffel zwei ums Leben, blieb aber in Rückblenden präsent. 2023 rollt Netflix der kontrovers diskutierten Figur den roten Teppich aus: Das Spin-off "Berlin" (ab 20. Dezember, Netflix) widmet sich ganz und gar dem Zyniker. Was Disney+, Prime Video und Co. in den nächsten Tagen sonst noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.

John Wick (Keanu Reeves) hat seine blutige Mission noch nicht beendet. (Bild: Leonine Licensing GmbH / Murray Close)
John Wick (Keanu Reeves) hat seine blutige Mission noch nicht beendet. (Bild: Leonine Licensing GmbH / Murray Close)

"Berlin", Netflix

Andrés de Fonollosa alias Berlin (Pedro Alonso), der Zyniker mit fragwürdigem Verhalten gegenüber Frauen, wurde von "Haus des Geldes"-Macher Álex Pina als Gegenpol zum charmanten und eloquenten Professor aufgebaut und scharte als Antiheld bald eine treue Fanschar um sich. In Staffel zwei war Berlin dennoch dem Tod geweiht und fortan nur noch in Rückblenden zu sehen.

Im nach ihm benannten Prequel "Berlin" (ab 29. Dezember, Netflix) ist er nun wieder quicklebendig - und schmiedet auch ohne seinen Bruder, den Professor, einen waghalsigen Plan. Der Gauner hat es auf das größte Auktionshaus in Paris abgesehen, das er an nur einem Nachmittag um 44 Millionen Euro erleichtern will. Zugang zur Institution will sich Berlin mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreiter unterirdisch verschaffen - unter anderem über die berühmt-berüchtigten Katakomben von Paris. Außerdem mischen Serienschöpfer Pina und Regisseur Jesús Colmenar der Handlung private Brisanz hinzu: Berlin verguckt sich ausgerechnet in die Frau des Direktors des Auktionshauses.

Neben dem Wiedersehen mit Raquel Murillo (Itziar Ituño) und Alicia Sierra (Najwa Nimri) verspricht das Heist-Highlight altbekannte "Haus des Geldes"-Vibes, will heißen: einen Mix aus brillanten Ideen, einem Katz-und-Maus-Spiel von Kriminellen und Ermittlern und der nötigen Prise Humor.

Mit ihrer unbekümmerten Art mischt Gro Harlem Brundtland (Kathrine Thorborg Johansen) die männerdominierte Politik Norwegens auf. (Bild: NDR / Motlys / Erika Hebbert)
Mit ihrer unbekümmerten Art mischt Gro Harlem Brundtland (Kathrine Thorborg Johansen) die männerdominierte Politik Norwegens auf. (Bild: NDR / Motlys / Erika Hebbert)

"John Wick: Kapitel 4", WOW

Es ist eigentlich schon verrückt: Ein paar Gangster töten einen kleinen Hund, und dann wird daraus eine mehrteilige Actionkino-Reihe, die knapp 600 Millionen US-Dollar einspielt. Neun Jahre liegt der spektakuläre erste Auftritt von Keanu Reeves als John Wick inzwischen zurück. Heute ist John Wick längst Kult, der vielleicht größte Actionheld der Gegenwart. Und sein unbändiger Zorn ist noch immer nicht versiegt.

In "John Wick - Kapitel 4" möchte der Hundefreund und Autonarr die "Hohe Kammer", mit der er sich schon seit Film zwei herumschlägt, ein für alle Mal besiegen und bekommt es dabei mit einem mächtigen neuen Gegenspieler zu tun, dem Marquis de Gramont (Bill Skarsgård, "Es"). Vorher muss er wieder viele andere kleine und große Gegner ausschalten. Das exzessive Blutvergießen, die vermeintlich als "cool" dargestellte Gewalt: Die Grundidee der "John Wick"-Reihe wurde im Lauf der Jahre immer wieder kritisiert.

Regisseur Chad Stahelski bleibt aber dem Kurs, den er 2014 mit dem ersten Film einschlug, treu. "John Wick - Kapitel 4" setzt als Neo-Noir-Actionfilm einmal mehr Maßstäbe. Neben Ian McShane und Laurence Fishburne ist der im März verstorbene Lance Reddick ein letztes Mal als Hotelier "Charon" zu sehen.

Daniel Radcliffe (links) trifft auf sein einstiges Stuntdouble David Holmes. (Bild: Sky)
Daniel Radcliffe (links) trifft auf sein einstiges Stuntdouble David Holmes. (Bild: Sky)

"Powerplay", ARD Mediathek

Über fundierte Kenntnisse über die norwegische Innenpolitik der 70er- und 80er-Jahre dürften nur die wenigsten Streamingfans verfügen. Genau darüber eine Serie zu drehen, stellt also ein gewisses Wagnis dar. Wobei auch das bei der norwegisch-deutschen Koproduktion "Powerplay" (ab 29. Dezember, ARD Mediathek) nur bedingt zutrifft. Zwar pendelt sich die sechsteilige Produktion zwischen Parteizentrale, Arbeitskreisen und Hinterzimmerabsprachen ein, harte politische Inhalte spielen dennoch nur eine marginale Rolle.

Vielmehr nimmt die beißende Satire und bisweilen herrlich amüsante Comedy die Unfähigkeit der zum Großteil männlichen Führungskaste auf die Schippe. Da wäre Reiulf Steen (Jan Gunnar Røise), Vizeparteivorsitzender der Arbeiterpartei, und wenig schmeichelhaft als "die Pfeife" gelabelt. Steen ist ein Dampfplauderer vor dem Herrn, ein König der Floskeln und leeren Versprechungen. Seine Kollegen um den rückgratlosen Odvar Nordl i(Anders Baasmo) und den zunehmend senilen Parteichef und Ministerpräsidenten Trygve Bratteli (Lasse Kolsrud) stehen Steen in nichts nach.

Einzig die fachfremde "Exotin" Gro Harlem Brundtland (Kathrine Thorborg), eigentlich praktizierende Ärztin, scheint so etwas wie Biss, inhaltliche Tiefe und einen Willen zur Veränderung mitzubringen. Dabei will sie mehr sein als nur das "Quotenfrauchen" - und startet eine bemerkenswerte Politkarriere.

Joe (Lil Rel Howery) weiß nicht, was mit ihm passiert. (Bild: 2023 Hulu)
Joe (Lil Rel Howery) weiß nicht, was mit ihm passiert. (Bild: 2023 Hulu)

"The Mill", Disney+

Als Mitarbeiter eines großen Unternehmens ist Joe (Lil Rel Howery, "Fatherhood") harte Arbeit gewöhnt. Doch alle Schufterei ähnelt nicht im Ansatz dem Albtraum, der den Anzugträger im Hulu-Film "The Mill" erwartet. Ohne Erinnerung kommt Joe in einer alten Schrotmühle zu sich. Zwar gibt sie den Blick auf den Himmel preis, ein Entkommen aus dem Freiluftgefängnis scheint aber unmöglich. So bleibt Joe nichts anderes übrig, als die Befehle einer nur vordergründigen netten KI zu befolgen.

Tut er das nicht und buckelt 18 Stunden täglich an der Mühle, droht ihm eine körperliche Strafe. "Der Mitarbeiter mit den wenigsten Punkten wird entlassen", säuselt die KI. Die Schreie von außerhalb seines Platzes geben Joe aber eine drastische Vorstellung von den Konsequenzen einer Arbeitsverweigerung. Unter zunehmendem körperlichen und psychischen Druck hält Joe einzig der Gedanke an seine schwangere Freundin am Leben.

Ein Kammerspiel mit einer psychisch am Rande des Zusammenbruchs stehenden Person in dystopischer Umgebung: Vieles am Ausgangsszenario von "The Mill" erinnert an die vielfach preisgekrönte Netflix-Anthologieserie "Black Mirror". Zwar erreicht der Hulu-Film, der ab 29. Dezember bei Disney+ zu sehen ist, nicht ganz deren Intensität. Dennoch verfehlt der Thriller von Regisseur Sean King O'Grady nicht seine Wirkung als satirische Allegorie auf die leistungsorientierte Gesellschaft.

"David Holmes: The Boy Who Lived", WOW

Mit elf Jahren lebte David Holmes den Traum von Millionen Kindern und Jugendlichen in aller Welt. Er wurde zum Stunt-Double von "Harry Potter"-Darsteller Daniel Radcliffe erwählt. "Ich bin früher geflogen. Nichts ist so wie das, Mann", erinnert sich der heute 40-Jährige in der HBO-Dokumentation "David Holmes: The Boy Who Lived". "David wirkte wie ein cooler, älterer Bruder", beschreibt Daniel Radcliffe, der in dem Film nicht zu Wort kommt, sondern ihn auch als Executive Producer verantwortet, das Verhältnis mit Holmes.

Die beiden begleiteten einander eine Dekade und wurden Freunde. Bei den Dreharbeiten des siebten Films dann der Schock: Ein Unfall beförderte Holmes in den Rollstuhl. Wegen der schweren Wirbelsäulenverletzung ist Holmes seither gelähmt. Doch wie der bewegende Film zeigt, hat Holmes trotzdem nicht die Hoffnung verloren. So ist die HBO-Doku nicht nur ein interessantes Stück Zeitgeschichte für "Harry Potter"-Fans, sondern porträtiert auch einen bemerkenswerten Mann, der einem schlimmen Schicksalsschlag trotzt.