Ein Hauch "Squid Game": Doch bei "The Floor" stehen sich erst mal alle die Beine in den Bauch

Auf Tuchfühlung in Pastell-Tönen: Matthias Opdenhövel (Mitte) wagt sich immer mal wieder selbst auf das "Floor"-Spielfeld, um dort Kandidatinnen und Kandidatin für ihren Wettkampfauftritt zu aktivieren - und sie ins Rampenlicht zu holen. (Bild: SAT.1 / Willi Weber)
Auf Tuchfühlung in Pastell-Tönen: Matthias Opdenhövel (Mitte) wagt sich immer mal wieder selbst auf das "Floor"-Spielfeld, um dort Kandidatinnen und Kandidatin für ihren Wettkampfauftritt zu aktivieren - und sie ins Rampenlicht zu holen. (Bild: SAT.1 / Willi Weber)

Mit sechs Folgen eines neuen 100-Personen-Wettkampfs versucht SAT.1, die gute alte Knobelshow neu zu erfinden. Zum Auftakt zieht sich das eher hüftsteife Treiben auf einem großen LED-Floor aber noch arg in die Länge.

Wer privat gerne Brettspielabende organisiert, bei denen es darum geht, möglichst geschickt viele Spielfelder zu besetzen und Mitspieler aus dem Rennen zu katapultieren, weiß, wie wichtig die Anzahl möglichst motivierter Mitstreiter ist. Zu wenige sollte es nicht sein, damit es spannend wird. Wenn aber zu viele Spieler rund um den Tisch lümmeln und zunächst erst mal gar nicht am Zug sind, wird's schnell langweilig - und von der Getränkebar oder den Knabberschalen geht weitaus mehr Faszination aus als vom Spielgeschehen.

So oder so ähnlich dürften sich bei der Donnerstagabend-Premiere von "The Floor" gefühlt 90 Prozent der Quiz-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer auf dem weiten Feld der SAT.1-Versuchsanordnung in einem ungewöhnlich steril und kühl wirkenden Groß-Fernsehstudio gefühlt haben. Für die Auftaktsendung der neuen, zunächst sechsteiligen Show-Reihe hatte der Sender 100 Kandidatinnen und Kandidaten auf einem großen, von unten beleuchteten Spielboden verteilt.

Mann am Pult: Moderator Matthias Opdenhövel hat alle Hände voll damit zu tun, den etwas komplexen Spielmodus zu erklären. (Bild: SAT.1 / Willi Weber)
Mann am Pult: Moderator Matthias Opdenhövel hat alle Hände voll damit zu tun, den etwas komplexen Spielmodus zu erklären. (Bild: SAT.1 / Willi Weber)

Fades Herumgestehe auf dem weiten "Floor"

Doch zunächst stand jede Spielerin und jeder Spieler erst einmal ziemlich brav und bedröppelt wirkend in seinem Feld und wartete darauf, von Moderator Matthias Opdenhövel, beziehungsweise der ominösen Instanz "The Floor" höchstpersönlich, aufgerufen, aktiviert und damit aus der Starre befreit zu werden. Mit anderen Worten: Wer bei "The Floor" glänzen und Siegprämien abräumen wollte, stand sich erst einmal für lange, lange Zeit die Beine in den Bauch.

Kurios dabei: Die Anordnung im Studio wirkte fast ein wenig frostig - auch aufgrund der dominierenden Blau-Türkis-Lila-Töne im Kunstlicht. Fast durfte man sich an den (fiktionalen) zynischen Netflix-Hit "Squid Game" erinnert fühlen. Dass ständig Zuschauerapplaus eingespielt wurde, aber kein Publikum zu erkennen war, machte das Szenario noch befremdlicher.

Offenbar hatten die Produktionsverantwortlichen die Hütte trotzdem ordentlich vorgeheizt. Gleich mehrere der männlichen Spielkandidaten trugen kurze Hosen, was auf den ersten Blick so gar nicht zu Jahreszeit passt. Oder lag das Format vielleicht doch schon - fertig vorproduziert - länger in den Archiv-Regalen?

"Ist das irre", sagte Matthias Opdenhövel zwischendurch. Zweifel darüber, wie ernst die Einschätzung der Lage gemeint war, wirken allerdings zulässig. (Bild: SAT.1 / Willi Weber)
"Ist das irre", sagte Matthias Opdenhövel zwischendurch. Zweifel darüber, wie ernst die Einschätzung der Lage gemeint war, wirken allerdings zulässig. (Bild: SAT.1 / Willi Weber)

Kandidat kommt mit Fliege aus Holz: "Ist das irre!"

Auf Betriebstemperatur wirkte jedenfalls Matthias Opdenhövel, bekannt aus zahlreichen früheren Stefan-Raab-Marathon-Spielabenden, der "Sportschau" und aktuell vor allem aus "The Masked Singer". Im Freizeit-Look und mit Dreitagebart spulte er den Moderationsjob, der wegen des komplizierten Spielsystems diverser Erklärungen bedurfte, solide und fast in Feierabendbierruhe ab.

Allerdings entschuldigte er sich selbst scherzhaft für seine Lässigkeit, als er einmal sein Spielleiter-Pult verließ und in Ganzkörperaufnahme auf dem "Floor" zu sehen war: "Mama, es tut mir wirklich leid, dass ich eine Abendshow in Sneakern moderiere!"

Und wenn Begeisterung bei den Spielenden nicht so ganz zu erkennen war, forderte er sie einfach ein: "Macht Spaß, gell?", sagt er dann zur etwas gehemmt wirkenden Kandidatin Trixi. Die hatte sich zuvor in einem Duell gegen einen bemitleidenswerten Mitspieler namens Guido beim Erkennen von Model-Fotos durchgesetzt.

Einen weiteren Kandidaten, der sich für seinen Einsatz im Rampenlicht herausgeputzt hatte, überschüttete Opdenhövel mit Komplimenten, die wohl die Stimmung im Saal heben sollten. Kandidat Toni trug doch tatsächlich zu seinem eleganten Sakko eine Fliege - aus Holz. "Ist das irre!", jubelte der Moderator, hatte die Euphorie aber fast exklusiv. Immerhin: Shopping-Fan Toni wurde kurz rot - scheiterte dann aber auch in seinem Duell und flog vorzeitig aus dem Spiel.

Mann in Turnschuhen (nicht im Bild): "Mama, es tut mir wirklich leid, dass ich eine Abendshow in Sneakern moderiere", sagte Matthias Opdenhövel. (Bild: SAT.1 / Willi Weber)
Mann in Turnschuhen (nicht im Bild): "Mama, es tut mir wirklich leid, dass ich eine Abendshow in Sneakern moderiere", sagte Matthias Opdenhövel. (Bild: SAT.1 / Willi Weber)

Die Show-Sensation wird vertagt - zumindest bis in die nächste Woche

Vermutlich muss man vorerst gnädig bleiben mit "The Floor", dessen Dramaturgie sich erst schrittweise entfaltet. Immerhin dürfte der Modus an, nun ja, Spannung gewinnen, je weniger Spielerinnen und Spieler sich noch auf dem Feld halten. Wer seine Chance im Quizduell gegen die unbarmherzige 45-Sekunden-Uhr verspielt, muss ausscheiden. Mitreißend dürfte es erst dann werden, wenn nur noch wenige übrig sind auf dem "Floor". Dann nämlich eröffnen sich strategische Großchancen für ganz viel Raumgewinn auf einmal.

Fürs Erste löste die Aufgabe Irina, eine Standesbeamtin, am besten: Sie holte in der Premieren-Sendung die meisten Felder und strich eine Tagesprämie von 5.000 Euro ein. "Sechs Felder sind ein sehr gutes Polster", sagt sie. Und freute sich brav. Die Chance auf eine Sensation auf dem Show-Sektor muss bei SAT.1 noch vertagt werden.

Der Studioboden führt eine Art Eigenleben. Befremdlich allerdings: Das Setting der neuen Show wirkt erstaunlich kühl und steril. (Bild: SAT.1 / Willi Weber)
Der Studioboden führt eine Art Eigenleben. Befremdlich allerdings: Das Setting der neuen Show wirkt erstaunlich kühl und steril. (Bild: SAT.1 / Willi Weber)