"Das 'Herzkino' ist der geilste Sendeplatz im deutschen Fernsehen"

"Unser Anspruch ist es, die Grenzen des Sendeplatzes auszureizen": Produzent Stefan Raiser (zweiter von rechts, mit Josefine Preuß, Maximilian Grill und Patrick Kalupa) am Set von "Dr. Nice". (Bild: Rudolf Wernicke / ZDF)
"Unser Anspruch ist es, die Grenzen des Sendeplatzes auszureizen": Produzent Stefan Raiser (zweiter von rechts, mit Josefine Preuß, Maximilian Grill und Patrick Kalupa) am Set von "Dr. Nice". (Bild: Rudolf Wernicke / ZDF)

"Dr. Nice"-Produzent Stefan Raiser machte in einem Interview keinen Hehl aus seiner Liebe zum "Herzkino"-Sendeplatz im ZDF: "Sonntagabend im Zweiten ist erzählerisch alles möglich, und wir wollen das nutzen, für Menschen, die 'das Glas-ist-halb-voll-Gefühl' suchen - etwas, das man sonst im deutschen Fernsehen eher selten findet."

"Vor 15 Jahren hätte ich Ihnen gesagt: Wer braucht eine Botschaft?! Wichtig ist, dass ein Film sexy ist, dass es knallt, dass alles schön bunt ist. Ich wollte der nächste Jerry Bruckheimer sein. Heute liegen die Dinge anders." - Produzent Stefan Raiser ("Dr. Nice", ZDF) verriet in einem Interview mit der Agentur teleschau einiges über die Verantwortung beim Filmemachen. Ihm gehe es, so Raiser, Chef der Produktionsfirma Dreamtool ("Ella Schön", "Der Überläufer"), "um Werte. Um Loyalität, um Zusammenhalt, um den moralischen Kompass", denn da sei "augenscheinlich einiges im Argen in unserer Gesellschaft". Er frage sich "jeden Tag, was wir mit einer empathischen Botschaft in unseren Produktionen beitragen können, um es wenigstens ein kleines bisschen besser zu machen". Raiser: "Auch wenn es nur ein klitzekleiner Tropfen auf den heißen Stein ist - ich bin überzeugt, dass man heute gerade mit Filmen über Liebe, Freundschaft und Familie auch etwas erreichen kann."

Anlässlich des Starts der von ihm produzierten ZDF-"Herzkino"-Reihe "Dr. Nice" am vergangenen Sonntag (der zweite Film läuft am Sonntag, 23. April, beide Filme sind in der Mediathek zu sehen) bekannte Raiser: "So etwas mache ich im Moment tausendmal lieber, als den nächsten Serienkiller durch die Primetime zu jagen. Da fühle ich mich wohl, und es ist ja nicht so, dass die Verantwortung im 'Herzkino' kleiner ist als beim "Tatort".

"Vor 15 Jahren hätte ich Ihnen gesagt: Wer braucht eine Botschaft?! Wichtig ist, dass ein Film sexy ist, dass es knallt, dass alles schön bunt ist. Ich wollte der nächste Jerry Bruckheimer sein. Heute liegen die Dinge anders." - Produzent Stefan Raiser ("Dr. Nice", ZDF) verriet in einem Interview einiges über die Verantwortung beim Filmemachen.  (Bild: Dreamtool)

"Sonntagabend im Zweiten ist erzählerisch alles möglich"

Sein Anspruch sei es, "die Grenzen des Sendeplatzes auszureizen, mit Erwartungshaltungen zu spielen und Filme auch für die Leute zu machen, die normalerweise kein ZDF gucken oder zumindest nicht am Sonntagabend das Zweite einschalten - so wie es uns zuvor schon in elf 'Ella Schön'-Filmen mit Annette Frier gelungen ist." Das Rad wolle er mit "Dr. Nice" nun weiterdrehen, betonte Raiser, "mit der ersten Medical-Reihe und dem ersten männlichen Hauptprotagonisten am Sonntagabend im ZDF". Seiner Meinung nach wage der Sender da etwas. "Wobei", so Raiser": "Das 'Herzkino' ist ohnehin der geilste Sendeplatz im deutschen Fernsehen. Weil es der Slot ist, der ohne Leiche auskommt, wo man nicht von grimmig dreinschauenden Kommissaren oder anderen notleidenden, schwer verstimmten Protagonisten in den Psychotrip geschickt wird, wo niemand fragt: 'Wo waren Sie gestern, zwischen 19 und 20 Uhr?' Und weil er sich total gewandelt und geöffnet hat.

Stefan Raiser ist überzeugt: "Sonntagabend im Zweiten ist erzählerisch alles möglich, und wir wollen das nutzen, für Menschen, die 'das Glas-ist-halb-voll-Gefühl' suchen - etwas, das man sonst im deutschen Fernsehen eher selten findet."

Sie mischen den Sonntagabend im Zweiten auf: "Dr. Nice"  (Patrick Kalupa, links) scheut keinen Konkurrenzkampf mit seinem früheren Erzfeind Dr. Florian Schmidtke (Maximilian Grill). Auch Charlie Winkler (Josefine Preuß) hält wenig von dem neuen Arzt, der zufällig der Vater des Mädchens ist, das sie mit aufgezogen hat. (Bild: ZDF /Rudolf Wernicke)
Sie mischen den Sonntagabend im Zweiten auf: "Dr. Nice" (Patrick Kalupa, links) scheut keinen Konkurrenzkampf mit seinem früheren Erzfeind Dr. Florian Schmidtke (Maximilian Grill). Auch Charlie Winkler (Josefine Preuß) hält wenig von dem neuen Arzt, der zufällig der Vater des Mädchens ist, das sie mit aufgezogen hat. (Bild: ZDF /Rudolf Wernicke)

"Das ZDF agiert inzwischen wahnsinnig beherzt"

Wie er das meint, erklärte Raiser im Interview mit einem Verweis auf seine zweite große Leidenschaft neben dem Filmemachen: "Ich bin großer VfB Stuttgart-Fan, seit jeher mit einer Dauerkarte ausgestattet - und manchmal, wenn 60.000 in der Mercedes-Benz-Arena sind und zu spüren ist, was für eine Macht das ist, kriege ich richtig Gänsehaut. Weil mir in dem Moment bewusst wird, was es heißt, wenn am Sonntagabend fünf Millionen Zuschauer ganz bewusst meinen Film sehen." Dann, so der 51-Jährige, müsse er sich "als Produzent doch einfach überlegen, was die Leute aus so einem Film mitnehmen".

Braucht es also immer eine Message? "Vor 15 Jahren hätte ich Ihnen noch gesagt: Wer braucht eine Botschaft?! Wichtig ist, dass ein Film sexy ist, dass es knallt und dass alles schön bunt ist. Ich wollte der nächste Jerry Bruckheimer sein", antwortete der Produzent. Heute lägen die Dinge anders.

Schon jetzt steht fest, dass es mit "Dr. Nice" in mindestens zwei weiteren Filmen weitergehen wird. Den Produzenten freut's: "Das gibt uns Planungssicherheit. Das ZDF agiert inzwischen wahnsinnig beherzt."

Gute Stimmung am Set: Produzent Stefan Raiser (rechts) mit seinen Hauptdarstellern Patrick Kalupa und Maximilian Grill (links). (Bild: Rudolf Wernicke / ZDF)
Gute Stimmung am Set: Produzent Stefan Raiser (rechts) mit seinen Hauptdarstellern Patrick Kalupa und Maximilian Grill (links). (Bild: Rudolf Wernicke / ZDF)