Hidden Headlines: Gehirne von Torhütern funktionieren laut Studie anders

Nehmen Torhüter die Welt anders wahr als Feldspieler? Das hat ein Team von Wissenschaftler*innen jetzt untersucht.

Torhüter sehen oft den Ball nicht, den sie abwehren müssen. Dann müssen sie andere Sinne zur Hilfe nehmen. (Symbolbild: Getty Images)
Torhüter sehen oft den Ball nicht, den sie abwehren müssen. Dann müssen sie andere Sinne zur Hilfe nehmen. (Symbolbild: Getty Images)

Torhüter haben von allen Fußballspielern die präziseste Jobbeschreibung: Sie sollen verhindern, dass der Ball ihre Linie überquert.

Zugegeben, manche sind noch ab und an ins Aufbauspiel eingebunden, andere schießen auch mal einen Elfmeter. Aber im Vergleich dazu haben Feldspieler ein sehr viel breiteres und weniger spezialisiertes Aufgabenfeld.

Diese Überlegung hat ein Team von britischen Forschenden zu einer Studie inspiriert. Es wollte wissen: Nehmen Goalies ihre Umwelt anders wahr? Oder verfügen sie über besondere kognitive Fähigkeiten?

Was ist passiert?

Die Ergebnisse hat das Team um den Psychologen David McGovern diese Woche in Current Biology publiziert. McGovern forscht an der Dublin City University vor allem zu Sinneswahrnehmungen und wie diese unsere Entscheidungen beeinflussen.

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Sein Team hat nun herausgefunden, dass Torhüter offenbar wirklich in der Lage sind, Signale aus unterschiedlichen Sinnesorgane schneller zu verarbeiten und miteinander zu verknüpfen. Und: Sie können diese Signale vermutlich auch besser voneinander trennen, wenn sie gleichzeitig auftreten.

So fallen die Reaktionen aus

"Wir vermuten, das liegt daran, dass Torhüter im Spiel häufig sofort reagieren müssen und sich deshalb auf die Sinnesinformation verlassen, die ihnen am schnellsten eine Information liefert", sagt David McGovern im Guardian. "Torhüter konzentrieren sich deshalb auf mehrere Sinne. Sie kombinieren visuelle und auditive Informationen, um die Flugbahn eines Balles zu beurteilen. Manchmal sehen sie den Ball aber auch nicht und hören nur einen Aufprall."

"Torhüter treffen tausende sehr schnelle Entscheidungen oft auf Grundlage begrenzter oder unvollständiger sensorischer Informationen", führt Michael Quinn weiter aus. Er war selbst Torhüter in der irischen Premier League, macht aber mittlerweile einen Master in Neurowissenschaften am University College Dublin und war auch an der Studie beteiligt.

Das sind die Hintergründe

Insgesamt wurden dafür 60 Probanden untersucht. 20 professionelle Torhüter, 20 Feldspieler und 20 gleichaltrige Männer, die nichts mit Fußball zu tun haben. Während für die vorliegende Studie nur Männer untersucht wurden, soll eine künftige Studie auch auf weibliche Spielerinnen ausgeweitet werden.

Um die Wahrnehmungsfähigkeiten zu prüfen, absolvierten sie den sogenannten Sound Induced Flash Illusion-Test. Den Probanden werden dabei Töne und Lichtblitze vorgespielt. Sie müssen dann unterscheiden, wie viele akustische Signale sie gehört und wie viele visuelle Signale sie gesehen haben. Wer die Wahrnehmung unterschiedlicher Sinne besser voneinander trennen kann, schneidet bei dem Test besser ab.

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Die Forschenden wissen allerdings nicht, ob die Torhüter aufgrund ihres Trainings bessere Werte erreicht haben – oder ob sie Torhüter geworden sind, weil sie bereits vor ihrer Fußballerkarriere die besonderen kognitiven Fähigkeiten besessen haben. Dafür müssten Torhüter mit Beginn ihres Trainings und über längeren Zeitraum begleitet und immer wieder untersucht werden, sagt McGovern.

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