Hidden Headlines: Künftig 370 Prozent mehr Tote durch Hitze? Das sagt neue Studie

Eine großangelegte Untersuchung zu den gesundheitlichen Folgen durch die Klimakrise wartet mit drastischen Zahlen auf. Demnach könnte die Zahl hitzebedingter Todesfälle stark ansteigen.

Die Zahl hitzebedingter Todesfälle könnte stark ansteigen. (Foto: Symbolbild / Getty Images)
Die Zahl hitzebedingter Todesfälle könnte stark ansteigen.

Demnach könnten die jährlichen hitzebedingten Todesfälle weltweit bis 2050 um 370 Prozent steigen – wenn die globalen Temperaturen bis dahin um zwei Grad Celsius über das vorindustrielle Niveau ansteigen.

Großangelegte Untersuchung veröffentlicht

Der Lancet Countdown erscheint seit 2017 jährlich im Journal The Lancet. Dafür untersucht ein internationales Team aus zahlreichen Fachbereichen die Folgen der Klimakrise für die menschliche Gesundheit.

Auf der Projektseite heißt es dazu: "Die Klimakrise gefährdet die Erfolge der letzten 50 Jahre im Bereich der öffentlichen Gesundheit." Das liege vor allem daran, dass Hitzewellen und extreme Wetterereignisse, Überschwemmungen und Dürren, Infektionskrankheiten und die globale Armut zunehmen würden. Deshalb will das Team vom Lancet Countdown dafür sorgen, dass Regierungen auf der ganzen Welt mit allem vorhandenen Wissen versorgt werden, bevor sie über Klimaschutzmaßnahmen entscheiden.

Die aktuelle Ausgabe des Countdowns wurde diesen Mittwoch vorgestellt. 114 internationale Fachleute aus 52 Institutionen um Marina Romanello vom University College London waren daran beteiligt.

Die wichtigsten Ergebnisse

Die neue Analyse zeigt, dass weltweit schon heute Menschen doppelt so viele Tage mit extremer Hitze erleben wie im Zeitraum von 1986 bis 2005. Vor allem für ältere Menschen und Kleinkinder ist das gefährlich. So sei die Zahl der hitzebedingten Tode von Personen über 65 Jahre um 85 Prozent gestiegen – verglichen mit dem Jahrzehnt vor 2000.

Und hitzebedingte Tode werden laut des Berichts in Zukunft weiter ansteigen. Wenn die globale Durchschnittstemperatur im Vergleich zum Jahr 1880 um knapp zwei Grad Celsius ansteige, könnte sich die Zahl globaler Todesfälle, die mit oder durch den Einfluss von Hitze passiert sind, bis zur Mitte des Jahrhunderts um 370 Prozent erhöhen.

Dass es so kommt, ist laut Hauptautorin Romanello nicht unwahrscheinlich: "Jede Sekunde stoßen wir noch immer 1.337 Tonnen Kohlendioxid aus. Wir senken die Emissionen nicht annähernd schnell genug, um die Klimagefahren auf dem Niveau zu halten, das unsere Gesundheitssysteme bewältigen können." Auch wenn erneuerbare Energien und andere Maßnahmen zum Klimaschutz zunehmen würden – sei das längst nicht ausreichend.

Die Hitze-Situation in Deutschland

In Deutschland waren laut Ärztezeitung die Menschen zwischen 2013 bis 2022 durchschnittlich 7,9 Tagen pro Jahr potenziell lebensbedrohlicher Hitze ausgesetzt. Das sei zwar deutlich weniger als die 86 Tage im weltweiten Durchschnitt, trotzdem führten die gestiegenen Temperaturen beispielsweise dazu, dass 2022 rund 34 Millionen Arbeitsstunden hitzebedingt ausfielen.

In einer speziellen Auswertung für Deutschland schreiben die Autor*innen des Lancet, dass hierzulange zu wenig Energie aus nachhaltigen Quellen gewonnen würden – nur sechs Prozent. "Der geringe Einsatz sauberer erneuerbarer Energien und die fortgesetzte Nutzung fossiler Brennstoffe und Biomasse führen zu einer hohen Luftverschmutzung, was das Risiko von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrebs, Diabetes, neurologischen Störungen und ungünstigen Schwangerschaftsausgängen erhöht und eine hohe Krankheits- und Sterblichkeitsbelastung nach sich zieht."

Auch die Wirtschaft wird schwer geschädigt

Nicht nur Folgen für die Gesundheit werden im Lancet Countdown besprochen – auch manche Kosten, die durch die Klimakrise entstehen, werden darin vorgerechnet. Beispielsweise werde der wirtschaftliche Schaden, der im vergangenen Jahr allein durch extreme Wetterereignisse verursacht wurde, auf 264 Milliarden US-Dollar geschätzt. Ein Anstieg um 23 Prozent im Vergleich zu 2010 bis 2014.

Oder: Nur im Jahr 2022 sollen aufgrund von Hitze 490 Milliarden potenzielle Arbeitsstunden ausgefallen sein. Was einen Anstieg von fast 42 Prozent gegenüber dem Jahrzehnt vor 2000 bedeute.

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