Hidden Headlines: Überschall – fliegen in Zukunft wieder Flugzeuge mit Mach 1?
Kommerzielle Überschallflüge gibt es seit 2003 – mit dem Ende der Concorde – nicht mehr. Doch das soll sich laut der Nasa künftig wieder ändern. Die US-Luftfahrtbehörde hat untersucht, ob sich das schnelle Fliegen rechnen würde.
Fliegt ein Flugzeug schneller als 1.235 Kilometer pro Stunde, oder 343 Meter in der Sekunde, verursacht es einen lauten Knall – den Überschallknall. Der entsteht, weil sich das Flugzeug schneller fortbewegt als der Schall und damit schneller als Mach 1.
Passagiermaschinen fliegen dafür heutzutage zu langsam. Sie erreichen im Schnitt etwa 80 Prozent der Schallgeschwindigkeit. Früher hingegen durchbrach die Concorde spielend diese Schallmauer. Sie erreichte sogar die doppelte Geschwindigkeit, Mach 2. Doch 2003 war Schluss, ihr Betrieb wurde eingestellt.
Seither gab es einige ähnliche Entwicklungen, in Serie gegangen ist aber kein Überschallflugzeug mehr für den Passagierverkehr. Doch wenn man einer neuen Untersuchung der Nasa folgt, soll sich das in Zukunft ändern. Die Luftfahrtbehörde hat sich angeschaut, ob sich Mach-2- und sogar Mach-4-Maschinen rechnen würden.
Was ist passiert?
Heute benötigt ein Passagierflugzeug für die Strecke von New York nach London etwa sieben bis acht Stunden – je nach Wind. Bei perfekten Bedingungen sind es knapp unter fünf Stunden. Das ist der aktuelle Rekord für die Strecke, was aber nur sehr selten vorkommt.
The X-59 is on a roll ✈️ @NASA’s quiet supersonic aircraft recently moved from its construction site to the flight line. Next up, the team will conduct ground tests to get the aircraft ready to fly. pic.twitter.com/SG1A5LtTFn
— NASA Aeronautics (@NASAaero) July 25, 2023
Zum Vergleich: Früher schaffte das die Concorde in unter drei Stunden. Und genau da möchte die Nasa wieder hin. Sie hat dafür kürzlich eine Untersuchung im Rahmen ihrer sogenannten "Hochgeschwindigkeitsstrategie" vorgestellt.
Darin rechnet sie vor, dass kommerzielle Flüge mit bis zu Mach 4 – das sind umgerechnet rund 4.900 Kilometer pro Stunde – technisch machbar und finanziell tragbar sein könnten. Mit dieser Geschwindigkeit würde die Überquerung des Atlantiks theoretisch nur noch 90 Minuten dauern.
Durchgeführt hat die Untersuchung das Nasa-eigene Glenn Research Center. Es kommt zu dem Ergebnis, dass es schon heute rund 50 potenziell sinnvolle Strecken auf etablierten Routen gibt. Dabei handelt es sich ausschließlich um "transozeanische" Routen, weil viele Länder Überschallflüge verbieten.
Das sind die Hintergründe
Auch wenn Vielflieger vermutlich von der Idee begeistert wären, mit Mach 4 ihre Reisezeit auf unter ein Viertel der bisherigen Dauer zu senken – bislang handelt es sich nur um theoretische Überlegungen.
Dazu schreibt CNN, dass die Nasa mit dem Mach-4-Vorhaben zwar in die "nächste Forschungsphase" eintreten will. Dabei geht es aber zunächst darum, "die Möglichkeiten des Luftverkehrs auszuloten, Risiken und Herausforderungen zu identifizieren und die erforderlichen Technologien zu finden, um Mach 2 und mehr Wirklichkeit werden zu lassen".
Kam das schonmal vor?
Ja. Vor über zehn Jahren verfolgte die Nasa schon einmal den Plan, kommerzielle Flüge mit Mach 1,6 bis Mach 1,8 möglich zu machen. Und die Maschinen sollten dabei leise sein.
Daraus entstand ein Prototyp mit der Bezeichnung X-59. Das ist ein Flugzeug, das beim Durchbrechen der Schallmauer keinen Knall verursachen soll, sondern nur noch ein leises "Klopfen". Damit glaubt die Nasa laut CNN, dass sie das Überschall-Flugverbot in Zukunft umgehen kann.
Aber: X-59 hat noch nie die Erde verlassen. Immerhin: Kürzlich wurde der Prototyp verlegt, von seiner Fabrik auf ein Testgelände. Dort soll er – nach umfassenden Tests – seinen ersten Flug absolvieren.
Dann, so hoffen die Nasa-Ingenieur*innen, fliegt X-59 tatsächlich schneller als Mach 1 und ist dabei auch ganz leise.