Hitzige Lanz-Debatte um das Verbrenner-Aus - FDP-Fraktionschef: "Ich habe keine Lust auf diesen Kultur-Kampf"

Die Niederlage der FDP bei den Landtagswahlen wirft allerhand Fragen auf. Bei "Markus Lanz" versuchte FDP-Fraktionschef Christian Dürr zunächst, den Kurs seiner Partei zu erklären. Für die Klimapolitik seiner Partei wurde er jedoch von den anwesenden Gästen sowie dem ZDF-Moderator scharf kritisiert.

FDP-Fraktionschef Christian Dürr sieht seine Partei als Innovationskraft:
FDP-Fraktionschef Christian Dürr sieht seine Partei als Innovationskraft: "Das Land gemeinsam voranzubringen - da wird die FDP der Motor sein." (Bild: ZDF)

Wie geht es für die FDP weiter? Einige Beobachter spekulierten zuletzt über einen Absturz in die Bedeutungslosigkeit, nachdem die Partei bereits fünf Landtagswahlen in Folge verlor. Auch bei "Markus Lanz" war die FDP am Donnerstagabend das Thema. Fraktionschef Christian Dürr stellte sich jedoch nicht nur den kritischen Fragen des ZDF-Moderators, er musste sich auch harte Kritik von "ZEIT"-Journalistin Petra Pinzler sowie Grünen-Politiker Belit Onay gefallen lassen. Vor allem beim Thema Klimapolitik, Tempolimit und Elektro-Autos geriet die Runde in ein echtes Wortgefecht.

Als Christian Dürr die weitere Nutzung von Autos mit Verbrenner-Motoren mit einer gewissen "Freiheit" gleichsetzte, entgegnete "ZEIT"-Journalistin Petra Pinzler verärgert: "Dass Sie diesen Freiheitsbegriff immer noch massiv für die Freiheit von Autofahrern definieren. Dieser Begriff der Freiheit - den haben sie meiner Meinung nach nicht modernisiert. Sie haben da nichts verändert." Der FDP-Politiker wollte sich die Kritik nicht gefallen lassen und konterte: "Das finde ich populistisch, was Sie sagen." Er ergänzte: "Immer nur 'Nein' zu sagen, hat dieses Land noch nie vorangebracht."

Journalistin stichelt: "Die FDP hat im Bundestag immer gebremst"

Pinzler ließ nicht locker und stellte klar: "Ihre Zustimmungsraten gehen deutlich nach unten, weil Sie vieles verhindern, wie zum Beispiel das Energieeffizienz-Projekt. Die FDP hat im Bundestag immer gebremst." Sie sehe bei Dürrs Partei "nicht so viel Innovation", auch bei der Digitalisierung habe die FDP noch nicht für einen "Wumms" gesorgt. Pinzler weiter: "Sie reden hier über die e-fuels, aber ich fühle da nichts bei Ihnen." Der FDP-Fraktionschef sah dies völlig anders und erklärte: "Das Land gemeinsam voranzubringen - da wird die FDP der Motor sein."

Am Donnerstagabend diskutierte Markus Lanz (links) mit FDP-Fraktionschef Christian Dürr, Journalistin Petra Pinzler und Grünen-Poltiker Belit Onay. (Bild: ZDF)
Am Donnerstagabend diskutierte Markus Lanz (links) mit FDP-Fraktionschef Christian Dürr, Journalistin Petra Pinzler und Grünen-Poltiker Belit Onay. (Bild: ZDF)

Gleichzeitig sprach sich der Politiker jedoch entschieden gegen die Einführung eines Tempolimits in Deutschland aus und argumentierte: "Wir werden damit mehr Verkehr auf Landstraßen haben." Doch auch von ZDF-Moderator Markus Lanz bekam er dafür nur wenig Applaus - im Gegenteil: "Wirken wir damit nicht so retro und könnte das der Grund sein, warum sie gerade in den Wahlen so schlecht abschneiden?" Statt mit konkreten Gegenargumenten zu punkten, reagierte Dürr trotzig und stichelte in die Runde: "Wir diskutieren gerade seit zehn Minuten über 0,8 Prozent aller Emissionen, als würden wir damit die Welt retten. Warum pushen wir nicht die Frage einer Verlängerung des Verbrenners, wenn er klimaneutral betrieben wird?" Dürr erklärte daraufhin, er wolle "über 45 Millionen Verbrenner-Autos klimaneutral bekommen".

Markus Lanz liefert sich Wortgefecht mit Dürr: "Sie wollen die FDP retten"

Grünen-Politiker Belit Onay widersprach Christian Dürr:
Grünen-Politiker Belit Onay widersprach Christian Dürr: "Man sollte doch nicht mehr Straßen bauen, sondern Alternativen bieten." (Bild: ZDF)

Das Klimabewusstsein wollte Markus Lanz dem Politiker offenbar nicht ganz abkaufen. Der ZDF-Moderator fragte daher kritisch: "Sie haben sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, Straßen und Autobahnen zu bauen? Und das Klima ist Ihnen wichtig?" Als der FDP-Fraktionschef dies mehrmals kleinlaut bejahte, schaltete sich Grünen-Politiker Belit Onay empört in die Diskussion mit ein: "Man sollte doch nicht mehr Straßen bauen, sondern Alternativen bieten. Das ist Modernität. Eine Art Klima-Autobahn zu bauen - die Rechnung geht nicht auf." Doch Dürr wollte nicht einknicken und sagte erneut: "Durch den Neubau von Straßen helfen wir der Umwelt."

Der FDP-Politiker erklärte weiter: "Wir sprechen über zwei komplett unterschiedliche Denkschulen. Ich sage, wir brauchen mehr Technologie-Offenheit und mehr Optionen. Sie denken, dass man nur weniger fahren sollte." Markus Lanz unterbrach den Politiker und mahnte: "Sie machen daraus so einen Glaubenskrieg! Sie wollen die FDP retten. Sie wollen stattfinden." Ein Vorwurf, der den Politiker offensichtlich wütend machte. Er sagte abschließend: "Sie betrachten nicht die ganze Realität gerade. Ich habe nichts gegen E-Autos. Ich fahre selbst einen Hybrid, Herr Lanz. Aber ich bin dagegen, aus allem auszusteigen und sich dann zu wundern, warum man Klimaziele nicht erreicht. Ich habe keine Lust auf diesen Kultur-Kampf."

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