Hochwasser: Entspannung in Niederbayern - Alarmstufe Rot am Niederrhein

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Heftige Regenfälle haben in mehreren Bundesländern zu schweren Überschwemmungen geführt: Ganze Straßenzüge wurden zerstört, Keller und Häuser geflutet, mindestens fünf Menschen kamen ums Leben. In Niederbayern beginnen die Anwohner nun mit den Aufräumarbeiten - im Münsterland droht unterdessen eine weitere Katastrophe.

  • Fünftes Todesopfer in Niederbayern geborgen: In Simbach am Inn fanden die Einsatzkräfte die Leiche eines 75-jährigen Mannes

  • Leichte Entwarnung für Ostbayern - andernorts bereitet sich man noch auf das Schlimmste vor

  • Netzbetreiber Bayernwerk: 3500 Haushalte in Niederbayern ohne Strom

  • Probleme auch im Nachbarland: In Paris muss die Regionalbahn schließen

In Bayern kündigte Finanzminister Markus Söder (CSU) Soforthilfe für die Opfer im Hochwassergebiet im Landkreis Rottal-Inn an. “Ähnlich wie beim Hochwasser 2013 werden wir 1500 Euro zur Verfügung stellen - und zwar schon ab morgen”, betonte Söder am Donnerstag nach einem Überflug des betroffenen Kreises.

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In Simbach am Inn war das Technische Hilfswerk (THW) bis zum Morgen mit der Rettung von Menschen beschäftigt, die von den Wassermassen eingeschlossen waren. Mehrere wurden noch vermisst. Berichte, wonach eine Leiche in der Gemeinde Zeilarn geborgen worden sei, bestätigte die Polizei zunächst nicht. Mit vier Toten - drei Frauen einer Familie sowie einem 75-jährigen Mann - und extremen Sachschäden hatte das Hochwasser die Stadt Simbach am schwersten getroffen. Ein weiteres Todesopfer gab es in Julbach.

3500 Haushalte in Niederbayern ohne Strom

Etwa 3500 Haushalte sind im niederbayerischen Hochwasser-Gebiet noch immer ohne Strom. Das teilte der Netzbetreiber Bayernwerk am Donnerstag in Regensburg mit. Seit Donnerstagmorgen seien rund 4000 Haushalte zwischen Simbach am Inn und Pfarrkirchen wieder ans Netz gegangen. Die Bewohner müssten aber weiterhin mit kurzfristigen Unterbrechungen rechnen. Etwa 3500 Haushalte, vor allem in den Gebieten um Anzenkirchen, Tann und Triftern, müssen zunächst noch ohne Strom auskommen.

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Glimpflich davongekommen ist bislang die Stadt Passau, in deren Landkreis am Vortag der Katastrophenfall ausgerufen worden war: Zwei Uferstraßen mussten gesperrt werden, der prognostizierte Pegelhöchststand wurde jedoch nicht erreicht. Am Donnerstag ging der Wasserstand bereits zurück, Behörden und Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW blieben aber in Alarmbereitschaft: “Es herrscht größte Wachsamkeit”, erklärte ein Sprecher des Oberbürgermeisters Jürgen Dupper.

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Bange Stunden in Isselburg

Isselburg am Niederrhein bereitet sich mit Hochdruck auf die Hochwasserwelle des kleinen Flusses Issel vor. 15 000 Sandsäcke werden gefüllt, Böschungen werden auf Schwachstellen untersucht, Pegelstände kontrolliert und die Bevölkerung wurde informiert, wie die Stadt am Donnerstag mitteilte. Die Hochwasserwelle von Hamminkeln am Oberlauf könnte gegen Mitternacht in Isselburg eintreffen, aber das sei schwer kalkulierbar, sagte der Leiter des Ordnungsamtes Frank Schaffeld. Die Kleinstadt befürchtet, dass ein Teil des Stadtkerns überflutet werden kann.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) zeigte sich besorgt: “Vor allem im etwas tiefer gelegenen Isselburg wird das noch mal eine kritische Situation heute Abend", sagte er am Donnerstag in Hamminkeln im Kreis Wesel, wo er sich bei den Rettungskräften ein Bild machte. Ausdrückliches Lob hatte der Innenminister für die “grandiose Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger”.

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Massive Probleme nun auch in Paris

Das nach anhaltenden Regenfällen weiter steigende Seine-Hochwasser hat in Paris den Betrieb der Regionalbahnlinie RER C streckenweise lahmgelegt. Ein Abschnitt im Zentrum der französischen Hauptstadt parallel zum Flussverlauf wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt, wie der Betreiber SNCF am Donnerstag mitteilte. Zuvor waren bereits einzelne Stationen geschlossen worden. Das bekannte Museum d'Orsay, ebenfalls am Seine-Ufer gelegen, wollte seine Türen vorzeitig schließen. Auch niedrig gelegenen Uferstraßen wurden teilweise gesperrt.

Die Spitze des Hochwassers wurde für Freitag erwartet mit einem Pegelstand von 5,75 Metern erwartet. Eine Woche zuvor waren es noch 1,20 Meter. Beim verheerenden Überschwemmungen von 1910 hatte der Wasserstand die Marke von 8,60 Meter erreicht.

Quelle und Bilder: dpa

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