HSV-Irrsinn: Sieben Tore, Fast-Abbruch, 110 Minuten!

Fan-Proteste, Fast-Abbruch und eine fast 20-minütige Nachspielzeit: Der Hamburger SV hat sich im Aufstiegsrennen der 2. Bundesliga einen Patzer geleistet. In einer turbulenten Partie kassierte der HSV beim 3:4 (1:3) gegen Hannover 96 die dritte Heimniederlage in Folge. In der Tabelle könnten die Hamburger damit von einem direkten Aufstiegsplatz rutschen.

„So können wir nicht weiterspielen“, sagte Klubchef Jonas Boldt bei Sky. Zur Trainerfrage wollte er sich „zwei Minuten nach dem Abpfiff nicht äußern“. Coach Tim Walter steht immer wieder in der Kritik. „Die Herangehensweise wie wir arbeiten, müssen wir grundsätzlich hinterfragen. Natürlich spielt ein Trainer da eine ganz wichtige Rolle. Aber jetzt nach dem Spiel alles auf ein Ding zu fokussieren, da kennen Sie mich lange genug, dass ich mich da nicht locken lassen werde“, ergänzte Boldt.

Überlagert wurde die Partie von massiven Fan-Protesten gegen den geplanten Investoreneinstieg bei der DFL. „Der Schiedsrichter hat gesagt, er geht jetzt raus, und wenn nochmal was passiert, bricht er ab“, berichtete Boldt über die Vorfälle nach der Pause. Einige Hannoveraner Fans hatten ein Plakat mit Geschäftsführer Martin Kind im Fadenkreuz hochgehalten. Hannovers Sportdirektor Marcus Mann sagte: „Das ist ein Unding, darüber müssen wir nicht reden. Wir freuen uns über den Sieg, aber was zwischendrin passiert ist, ist natürlich unschön.“

Erst verzögerte sich der Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit wegen angeketteter Fahrradschlösser an einem Tor und Gegenständen auf dem Platz, dann zeigten die Gästeanhänger mehrere Konterfeis in Fadenkreuzen - darunter Hannovers Geschäftsführer Martin Kind. Dazu hielten sie Spruchbänder gegen die Deutsche Fußball Liga (DFL) hoch mit Aufschriften wie „CVC & Blackstone Marionetten des Sportwashings Saudi-Arabiens“, „Konsequentes Handeln bei personifizierten Gewaltandrohungen“ und „Spielunterbrechung jetzt“.

Schiedsrichter Sören Storks schickte beide Mannschaften nach dem zweiten Vorfall in der 59. Minute in die Kabinen. Spieler der Gäste hatten zuvor erfolglos auf die Fans eingeredet. Nach einer halbstündigen Pause ging es beim Stand von 3:2 für Hannover weiter. Auch im Anschluss blieb es auf den Rängen unruhig, zu einer weiteren Unterbrechung kam es aber nicht „So wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen“, sagte Mann: „Wir müssen eine Lösung finden.“

HSV könnte aus den Aufstiegsrängen rutschen

Wenn gespielt wurde, lieferten sich beide Mannschaften auf dem Platz einen wilden Schlagabtausch. Nicolo Tresoldi (11.), ein Eigentor von Guilherme Ramos (21.) und Louis Schaub (42.) belohnten die Gäste für einen mutigen Auftritt. Laszlo Benes (24.), Dennis Hadzikadunic (47.) und Robert Glatzel (86.) trafen für die Hamburger, die am Wochenende auf Rang vier zurückfallen können.

Benes sah kurz nach dem Ausgleich nach einer Grätsche von hinten die Rote Karte (87.). In Unterzahl wurden die Gastgeber bestraft. Sebastian Ernst (90.+8) erzielte in der 16-minütigen Nachspielzeit das vierte und entscheidende Tor für Hannover. Nach fast 110 Minuten Spielzeit pfiff Storks dann ab. Das Team von Trainer Stefan Leitl liegt nur noch drei Punkte hinter dem HSV und darf von der Rückkehr in die Bundesliga träumen.

HSV überrascht mit Torwartwechsel

Hamburg muss am nächsten Spieltag neben Benes auch auf Hadzikadunic verzichten, der die Gelb-Rote Karte sah (90.+16).

Vor dem Anpfiff hatte HSV-Trainer Tim Walter mit einer Personalie überrascht: Ersatzkeeper Matheo Raab erhielt den Vorzug vor Stammtorwart Daniel Heuer Fernandes.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)