ICE als Home & Office: 17-Jähriger lebt und arbeitet im Zug

BahnCard 100 statt eigener Wohnung: Dieser digitale Nomade ist immer unterwegs

Ein Leben im ICE ist für Lasse Stolley das Verständnis von Freiheit. (Symbolbild: Getty Images)
Ein Leben im ICE ist für Lasse Stolley das Verständnis von Freiheit. (Symbolbild: Getty Images)

In einer Welt, in der traditionelle Lebensformen zunehmend infrage gestellt werden, bricht ein 17-Jähriger mit den Konventionen – und traut sich Dinge, von denen andere nur träumen würden. Lasse Stolley lebt und arbeitet in den Zügen der Deutschen Bahn. Sein Leben als digitaler Nomade ist geprägt von einer Reise, die nie anhält und jeden Tag neu definiert wird. Das ist seine Definition von Freiheit. Lasse fährt täglich durch Deutschland, umgeben von wechselnden Landschaften und Menschen. Mit einer BahnCard 100 und seinem IT-Job zeigt Stolley, dass das Leben im ICE sowohl Herausforderungen als auch einzigartige Freiheiten mit sich bringt. Seine Abenteuer zeigt er auf Instagram und schreibt darüber auf seinem Blog "Leben im Zug".

Ein neues Verständnis von Freiheit

Der Weg des jungen Freiberuflers ist geprägt von der Freiheit, sich seine Umgebung nach Belieben auszusuchen. Von den Alpen bis zur Nordsee lässt Stolley seinen spontanen Launen freien Lauf, entscheidet per App, wohin es als Nächstes geht. Er lebt minimalistisch aus einem 36-Liter-Rucksack, schläft in Nachtzügen, frühstückt morgens kostenfrei in den DB-Lounges und duscht in öffentlichen Schwimmbädern.

Seine Reisen dokumentiert er in einem Blog, der nicht nur Einblicke in das mobile Leben auf Schienen gibt, sondern auch zeigt, wie Flexibilität und Freiheit in der modernen Arbeitswelt aussehen können. "Ich habe extrem viele Freiheiten und kann jeden Tag entscheiden, wohin ich gehe", sagt Stolley im Gespräch mit Business Insider. Und er scheint nicht der einzige zu sein, der dieses Leben gewählt hat. Liest man sich durch seine Beiträge, so berichtet er von Freunden, die er in den verschiedenen DB Lounges kennengelernt hat.

Herausforderungen und Chancen

Die Reise des Teenagers ist nicht ohne Herausforderungen. Die ersten Monate seien geprägt gewesen von Schlafmangel und Unsicherheit darüber, wie das Leben im Zug funktioniert, wie er dem Business Insider berichtet. Doch mit der Zeit habe er gelernt, seine Tage zu organisieren, wachsam zu bleiben und die wenigen Habseligkeiten zu schätzen, die er bei sich trägt.

"Alles war anders, als ich es mir vorgestellt hatte", erinnert sich Lasse Stolley an seine Anfänge. Er erzählt auch von den Gefahren, vor allem in den Nachtzügen, wo Sicherheit ein ständiges Thema ist. Doch das Leben auf der Schiene ist nicht nur eine Flucht aus dem Alltag, sondern bietet auch Chancen: Er träumt davon, sein Leben auf der Schiene eines Tages durch Beratungstätigkeiten für die Bahn selbst zu finanzieren.

Parallelen mit einer alten Tradition

Obwohl Stolleys Lebensstil einzigartig erscheint, gibt es Parallelen zu einer alten amerikanischen Tradition – den Hobos. Laut einem Artikel im Artful Living Magazine lebten Hobos, die sich selbst als Wanderarbeiter betrachteten, auf den Eisenbahngleisen Amerikas. Sie unterschieden sich von den Obdachlosen durch ihre bewusste Entscheidung, so zu leben. Sie gingen arbeiten, gingen hingegen Saisonarbeit oder Gelegenheitsjobs nach.

Die Geschichte der Hobos zeigt eine starke Verbindung zu Freiheit und Unabhängigkeit, eine Kultur, die durch Züge als Spielplatz und die Ablehnung der bürgerlichen Monotonie zugunsten eines Lebens voller Abenteuer gekennzeichnet ist. Es gibt jedoch auch Menschen, die aus Notwendigkeit im Zug leben. So kursierte vor einigen Jahren die Geschichte von Eric Hoffmann, der in München partout keine Wohnung fand und sich daher für eine BahnCard 100 entschied. Auch die Stundetin Leonie Müller machte in der Öffentlichkeit von sich reden, indem sie aus der Wohnungsnot heraus ein Leben in der Deutschen Bahn verbrachte.

Lasse Stolley hingegen ist anders. Er ist bereit, gesellschaftliche Normen infrage zu stellen und ein Leben auf eigene Faust zu führen. Sein mobiles Leben im Zug zeugt von der anhaltenden Sehnsucht des Menschen nach Freiheit und Abenteuer.