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Illegale Bauten in Ischia wohl verantwortlich für Erdrutsch mit 7 Toten am vergangenen Samstag

Illegale Bauten auf weichem Untergrund haben wohl zum Erdrutsch im italienischen Ischia vom vergangenen Samstag geführt. Das jedenfalls vermutet ein Forscher des WWF, World Wildlife Fond. Acht Menschen kamen ums Leben, vier weitere werden vermisst. In Italien gibt es viele Gebiete mit hohem Risiko für einen Erdrutsch, erklärtGaetano Benedetto, der Präsident des Forschungszentrums des WWF ITALIA:

"Die Situation auf Ischia muss über das Phänomen der illegalen Bauten hinaus erklärt werden, denn die Insel ist durch eine Schicht aus pyroklastischem Material gekennzeichnet, das durch Asche, Staub und Lapilli aus dem Vulkan Vesuv entstanden ist. Dieses Material hat sich nicht vollständig an der Oberfläche der Insel verfestigt, sondern bleibt als Schicht dort liegen. Wenn wir also große Regenfälle haben, lösen sie eine Art Schneeballeffekt aus, der flussabwärts geht und Akkumulationsgebiete erreicht, die als Risikogebiete erkannt wurden. Es ist klar, dass die Situation explosiv wird, wenn sich Gebäude in den Akkumulationsgebieten befinden."

"Jeder weiß, dass Italien ein geologisch schwieriges Land ist, mit einem hohen Risiko für Erdrutsche. Aber nicht jeder weiß, dass die Risikogebiete genau vermessen und kartiert wurden. Heute befinden sich über 16 % des italienischen Territoriums in Hochrisikogebieten", so Gaetano Benedetto, Präsident des WWF-Forschungszentrums.

Rund 1 Million Menschen lebt in Gebieten mit hohem oder sehr hohem Risiko eines Erdrutsches. Angesichts dieser Situation ist es das schlechteste, was man tun kann, mehr oder weniger legal weiter zu bauen. Im Grunde sollte laut Experte - in diesen Bereichen gar nicht mer gebaut werden.

Umweltexperten sind der Meinung, dass nicht genehmigte Bauvorhaben und übermäßige Bautätigkeit wesentlich zum Erdrutsch beigetragen haben. Sie verwiesen auf die hohe Zahl von Anträgen, die seit 1985 im Rahmen der verschiedenen Amnestien der Regierung gestellt wurden, um eine offizielle Genehmigung für Bauten zu erhalten, die in irgendeiner Weise gegen die Bauvorschriften verstießen. Geologen erklärten, das Muster des Erdrutsches deute auch auf Bauten in Bereichen hin, die für den Abfluss hätten frei bleiben müssen.

Durch den Erdrutsch wurden bisher etwa 270 Menschen aus ihren Häusern in der Hafenstadt Casamicciola vertrieben. Ausgelöst durch außergewöhnliche Regenfälle, füllte der Erdrutsch vor Sonnenaufgang am Samstag Häuser mit Schlamm, Wasser und Geröll und drückte Fahrzeuge ins Meer hinunter.

Laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA untersucht die Staatsanwaltschaft Neapel die Behauptung eines ehemaligen Bürgermeisters, er habe vier Tage vor der Katastrophe aufgrund der Wettervorhersage vor einem Erdrutsch gewarnt.