Indiana Jones 5: Was wir bisher über die Handlung wissen
Zu den Vorzügen der Indiana-Jones-Filmreihe (und der Grund weshalb sie so beliebt ist) gehören ihr Old-School-Charme und der Sinn für Produktion von gestern.
Die CGI-Affen, Dschungelausblicke und Außerirdischen in Das Königreich des Kristallschädels legten nahe, dass es keine Alternative für visuelle Live-Effekte und praktische Kulissen gibt. Doch für Indiana Jones 5 scheinen die Macher im Zeitalter des Internets den physischen Dreh, die Leidenschaft der Fans und Old-School-Spekulationen wiederentdeckt zu haben.
Die Pandemie und Produktionsverzögerungen erweckten den Eindruck, dass wir den letzten filmischen Kreuzzug von Dr. Jones bereits gesehen hätten. Aber dann wurden plötzlich Tonbühnen und Crews in den Londoner Pinewood Studios zugewiesen und Regisseur James Mangold, Produzent Frank Marshall, der Executive Producer Steven Spielberg und Hauptdarsteller Harrison Ford konnten die Gerüchteküche nicht länger unter Kontrolle halten: Indy wird wieder in Großbritannien gedreht.
Aber was können wir aus den vielen Set-Fotos vom Dreh erfahren, die bisher im Internet aufgetaucht sind?
Zu welcher Zeit spielt Indiana Jones 5?
Fotos aus Glasgow zeigen Szenen, die während der New Yorker Konfettiparade für die Apollo-11-Astronauten im August 1969 spielen.
Mit einem Indy-Film, der im Jahr 1969 spielt, würdigen Regisseur Mangold und Lucasfilm nicht nur die reale Zeit, die seit dem Weltraum-Raketen-Kapriolen von 1957 in Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädes (2008) vergangen ist, sondern machen auch einen kleinen Schritt für die Filmwelt, indem sie die Apollo-11-Mission und das Wettrennen um den Weltraum in die Handlung einbeziehen – und dabei möglicherweise ein B-Movie-Auge auf die popkulturellen Beats der damaligen Zeit werfen. Das Jahr 1969 ist für Indy-Zwecke ein entscheidender Schnittpunkt der Geschichte.
Studentenproteste, Nixon-Angst und Sit-ins auf dem Campus bestimmen die politische Diskussion, der Vietnamkrieg tobt (schon in The Post hat Spielberg sich dieser Geschichte gewidmet), Musikfestivals sind die neue Suche nach dem heiligen Gral und das Phänomen der Spionagefilme ist auf seinem Höhepunkt.
Die Darsteller in Indiana Jones 5
Seit die geschickte Besetzung von Mads Mikkelsen (Der Rausch, Rogue One: A Star Wars Story) Schlagzeilen gemacht hat, wird viel darüber spekuliert, wo das „X“ auf der Storykarte gemacht wurde. Eine einfache Vermutung ist, dass Mikkelsen ein ehemaliger Nazi-Wissenschaftler aus dem Zweiten Weltkrieg ist, der jetzt in den Händen der Amerikaner ist. Denn das entspricht der Art und Weise, wie einige der großen Fortschritte im Zusammenhang mit der Mondlandung während dieser Zeit gemacht wurden.
Aber vielleicht hilft Mikkelsen ja nicht nur bei der Saturn V-Rakete, sondern hat auch eine andere Art von Bedrohung im Sinn. Mikkelsen wurde während der Dreharbeiten in Newcastle auf der Straße gesichtet – wo ein nicht ganz ins Jahr 1969 passender Nachbau einer Nazi-Festungsanlage aus dem Zweiten Weltkrieg für einige Gerüchte über Zeitreisen und nervöse FBI-Agenten sorgt.
Könnte Mikkelsen versuchen, zurückzukehren, um den Nazis zu helfen, den Krieg zu gewinnen? Ein Stunt-Motorradfahrer mit einer Maske des jungen Ford deutet darauf hin, dass wir noch mehr von dem jungen Indy-Spion sehen werden, auf den in früheren Filmen und in der Serie Die Abenteuer des jungen Indiana Jones immer wieder angespielt wurde.
Die North Yorkshire Moors Railway Eisenbahn, die auch im nächsten Mission: Impossible-Film eine zentrale Rolle hat, wird als französische Eisenbahn eingesetzt – vermutlich für die Action im Zusammenhang mit dem von den Nazis besetzten Bamburgh Castle und den dortigen Explosionen und Abenteuern.
Neben dem Filzhut-tragenden Harrison Ford war auch der Schauspieler Toby Jones auf Fotos zu sehen und zwar in einem Outfit, das eher nach Bücherwurm statt aktivem Abenteurer aussieht. Könnte Jones der Marcus Brody dieses Films und ein Verbündeter von Indy in der akademischen Welt sein?
Ein typisches Merkmal der Indiana-Jones-Saga ist die Besetzung mit großen britischen Talenten. Von Denholm Elliot, John Rhys-Davies und Paul Freeman über Sean Connery, Julian Glover, Jim Broadbent, Ray Winstone und John Hurt – die Filme haben nicht nur mit britischen Crews und Studios gearbeitet.
Sie haben die besten Talente aus der Region für den Film ins Boot geholt. Diese Tradition der Elstree Studios wird nun bei Indy V mit der Besetzung von Toby Jones und Phoebe Waller-Bridge (Fleabag) fortgesetzt.
Waller-Bridge hat schon öfter mit Ford zusammengespielt. In „Solo – A Star Wars Story“ von 2018 spielt sie den Droiden L3-37, der Teil der Systeme des Millennium Falcon wurde. Sie hat also bereits eine Vorgeschichte mit Ford. Mehr oder weniger.
Ihr Beatnik-Kostüm mit Schlaghosen aus dem Jahr 1969 beherrschte auf jeden Fall die sozialen Medien, nachdem sie damit auf den Straßen von Glasgow gesehen worden war.
Apollo 11 und ihr Platz in Indiana Jones 5
Als Nachbildung der historischen Konfettiparade, mit der die Apollo-11-Astronauten Neil Armstrong, Michael Collins und Buzz Aldrin am 13. August 1969 in New York begrüßt wurden, hat Glasgow für die Indy-V-Produktion eine riesige Strecke an Alleen und Straßen umgestaltet und zahlreiche Menschen passend eingekleidet.
Für einen Film aus dem Jahr 2021 – und noch dazu von Disney/Lucasfilm – ist die Produktion nicht nur sehr physisch, sondern auch sehr öffentlich.
Während sich Harrison Ford von seiner Schulterverletzung erholt, die er sich auf einem Zug-Set in den Pinewood Studios zugezogen hatte, sieht man Indys Doppelgänger auf dem Pferderücken – und zwar sowohl bei den Mondlandungsfeierlichkeiten als auch bei der Verfolgungsjagd mit Boyd Holbrooks kantigem, regierungsmäßig aussehenden Gentleman auf einem Motorrad.
Mit seinem Netz aus langen Straßen, die sich in die Hügel hineinziehen und eher an amerikanische – und vor allem an Manhattaner – Straßen, Blocks und Boulevards erinnern als an weniger geradlinige europäische Straßen, ist Glasgow der perfekte Drehort für Indiana Jones 5.
Und wenn irgendjemand das sommerliche Glühen und das Retro-Flair des Jahres 1969 heraufbeschwören kann, dann sind es Regisseur James Mangold und sein Kameramann Phedon Papamichael, deren Le Mans 66 – Gegen jede Chance (2019) nicht nur ein nostalgischer Blick auf den Rennsport ist, sondern auch eines der dynamischsten gefilmten und raffiniertesten Dramen der letzten Jahre.
Kurioserweise waren Schottland und Spukschlösser bereits Teil der ersten Entwürfe und Planungen für den 1989 entstandenen Film Indiana Jones und der letzte Kreuzzug.
Eine sehr britische Produktion
Britische Städte sind für Steven Spielbergs Produktionen und Filmteams keine Unbekannten. Das Reich der Sonne (1987) nutzte die koloniale Architektur von Sunningdale und Knutsford, Indiana Jones und der letzte Kreuzzug nutzte Stowe und Tilbury Docks und die industrielle Umgebung von Birmingham bildete einen futuristischen, urbanen Ersatz für Columbus, Ohio, in Ready Player One.
Weitere Drehorte für Indy V befinden sich in ländlicheren Gegenden Schottlands, im antiken Sizilien und wieder in Pinewood.
Einer der Tricks dieses Films und seiner sehr übersichtlichen Produktion ist jedoch, dass wir die Handlung noch nicht kennen. Was ist der McGuffin – der Schatz, die Shankara-Steine, der Heilige Gral oder der Kristallschädel dieses Films? Könnte es so einfach sein, dass das größte und älteste Artefakt, das der Mensch 1969 endlich in die Hände bekam, einfach der Mond selbst ist?
Die Produktion lässt sich zu Recht nicht in die Karten schauen. Antonio Banderas hat sich jetzt der Besetzung angeschlossen. Und nachdem ich mich kürzlich mit Karen Allen über den 40. Jahrestag von Jäger des verlorenen Schatzesunterhalten habe – und die Frage nach Indy V nicht gestellt habe – frage ich mich, ob der Ehering, den Indy trägt, darauf hindeutet, dass Marion Ravenwood auch in diesem Film eine Rolle spielt.
Und Steven Spielberg wird bei diesem Kapitel vielleicht nicht Regie führen. Er hat nämlich mit den Dreharbeiten für sein teils autobiografisches Filmdrama Die Fabelmans begonnen. Aber vielleicht könnte Indiana 1969 an einem bärtigen Paar kalifornischer Filmstudenten in karierten Hemden vorbeikommen, die über ihre Hoffnungen auf eine Action-Filmreihe mit einem Archäologen in der Hauptrolle diskutieren?!
(Mark O'Connell)
Im Video: Chris Pratt: Warum die Rolle von Indiana Jones für ihn nicht infrage kommt