Indien: Werbespot gestoppt, weil er sexuelle Gewalt verharmlost hat

In einem Werbeclip für ein Bodyspray wird sexuelle Gewalt gegen Frauen verharmlost. Nach einem Aufschrei auf Twitter wird der Clip aus dem Programm genommen.

Eine indische Werbung für ein Bodyspray wurde gestoppt, weil sie nach Auffassung zahlreicher Kritiker:innen sexuelle Gewalt gegen Frauen verharmlost hat. (Symbolbild: Getty Images)
Eine indische Werbung für ein Bodyspray wurde gestoppt, weil sie nach Auffassung zahlreicher Kritiker:innen sexuelle Gewalt gegen Frauen verharmlost hat. (Symbolbild: Getty Images)

Ein Werbespot für ein Bodyspray wurde aus dem indischen Fernsehprogramm genommen. Der Grund: Er verharmloste laut Kritiker:innen sexuelle Gewalt.

Vier Männer, eine Frau

Ein indischer Werbespot für „Shot“, ein Deo oder Bodyspray für Männer, hat am Wochenende viel Kritik in sozialen Netzwerken hervorgerufen. In dem 15-sekündigen Film ist eine Frau vor einem Regal mit Badartikeln zu sehen. In ihrem Rücken stehen mit verschränkten Armen vier Männer.

Einer sagt: „Wir sind vier.“

Ein anderer antwortet: „Aber es gibt nur eine.“

Worauf sich die Frau erschrocken umdreht und die Männer anblickt. Die haben aber nur Augen für die letzte Flasche des Bodysprays „Shot“ im Regal.

„Wie viele Menschen dachten, das sei in Ordnung?“

Auf Twitter geteilt hat die Werbung unter anderem Ashok Swain, ein Professor für Friedens- und Konfliktforschung. Dazu schrieb er: „Deshalb ist Indien die Hochburg für Vergewaltigungen und der gefährlichste Ort für Frauen, weil eine Werbung Vergewaltigungen romantisiert.“

Viele Berühmtheiten haben den Spot ebenfalls scharf kritisiert. Darunter ist auch die Schauspielerin Priyanka Chopra Jonas. Sie schrieb: „Beschämend und abstoßend! Wie viele Freigabestufen hat diese Werbung genommen, um grünes Licht zu bekommen? Wie viele Menschen dachten, das sei in Ordnung?“

Werbung sollte nicht gezeigt werden

Ähnliche Worte fand die Schauspielerin Richa Chadha: „Diese Werbung ist kein Versehen. Kreative, Drehbuchschreiber:innen, Agentur, Kund:innen, Schauspieler:innen... Haben sie alle gedacht, Vergewaltigungen seien ein Witz?“

Laut CNN erreichte die Kritik wenig später auch die Politik. Swati Maliwal, sie ist Vorsitzende der „Delhi Commission for Women“ – eine Regierungsorganisation, die sich mit dem Thema Sicherheit von Frauen auseinandersetzt – richtete sich direkt an das zuständige Ministerium für Information und Rundfunk: „Diese Werbung propagiert eindeutig sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen und fördert eine Vergewaltigermentalität unter Männern. Die Werbung ist abstoßend und sollte nicht in den Massenmedien gezeigt werden.“

Clip wird aus dem Programm genommen

Es dauerte keine 24 Stunden, bis das Ministerium handelte und die Werbung aus dem TV-Programm nahm. Außerdem bat es Youtube und Twitter, den Clip von ihren Plattformen zu entfernen.

Am Montag hat sich auch das Unternehmen hinter dem Bodyspray, „Layer'r Shot“, gemeldet. In einem Statement heißt es, es sei nicht beabsichtigt gewesen, Gefühle zu verletzen oder irgendeine Art von Kultur zu fördern, wie es fälschlicherweise wahrgenommen wurde. Man bitte um Entschuldigung und habe alle Medienpartner:innen gebeten, die Werbung zu stoppen.

Gefahr für Frauen

Viele Kritiker:innen betonten zudem den Zeitpunkt des Vorfalls: Die Werbung wurde nur Tage nach der mutmaßlichen Massenvergewaltigung einer 17-Jährigen durch fünf Männer erstausgestrahlt.

Frauen und Mädchen, vor allem wenn sie Minderheiten angehören, werden in Indien sehr häufig Opfer sexueller Gewalt. Laut Zahlen des indischen Pendants zum Bundeskriminalamt wurden im Jahr 2020 über 28.000 Fälle von sexuellen Übergriffen auf Minderheiten gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte noch weit höher liegen. Denn laut der aktuellen landesweiten Umfrage des indischen Gesundheitsministeriums haben sechs Prozent aller befragten Frauen bereits sexuelle Gewalt erfahren.

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