Instagram-Post zu Abitur in Südkorea sorgt für Wirbel

Hart und unfair - oder "cute"?

Das Abitur in Südkorea findet an einem einzigen Tag statt und gilt als eines der härtesten der Welt (Bild: Seung-il Ryu/NurPhoto)
Das Abitur in Südkorea findet an einem einzigen Tag statt und gilt als eines der härtesten der Welt. (Bild: Seung-il Ryu/NurPhoto)

Vor wenigen Wochen hatte das Magazin Zeit Campus eine Reportage über das Abitur in Südkorea veröffentlicht, das mit unserem kaum zu vergleichen ist. Denn während die Abiturnote hierzulande primär für Universitäts- und Berufseinstieg entscheidend ist, begleitet Südkoreaner ihr Abschneiden bei den Prüfungen aufgrund des dortigen Wirtschafts- und Sozialsystems in vielen Bereichen des Lebens. Auch ist der Ablauf der Prüfungen dort um einiges schwieriger. Während das Land der Süddeutschen Zeitung zufolge im Pisa-Ranking also regelmäßig auf den vorderen Plätzen landet, gehören die Schüler in dem Land zu den unglücklichsten weltweit.

Als das Wissensmagazin Funk auf Instagram die Details über das Abitur in Südkorea nochmal zusammenfasste, sorgte dies für großes Staunen. Für Wirbel sorgten dabei jedoch nicht nur die Zustände des Bildungssystems des Landes, sondern auch eine spezielle Formulierung von Funk, die Kritik hervorruft.

Südkoreanisches Abitur erklärt: An diesem Detail stören sich die Instagram-Nutzer

Wie es in dem viralen Instagram-Post heißt, werden in Südkorea sämtliche Fächer an einem einzigen Tag über acht Stunden hinweg geprüft. Dabei gibt es keine festen Noten für die Ergebnisse - diese werden stattdessen im Direktvergleich zum kompletten Jahrgang festgelegt. Nicht nur die eigenen Leistungen sind also entscheidend, sondern auch die der Mitschüler. Schneiden diese besser ab als man selbst, zieht das die eigenen Noten runter.

Dementsprechend große Rücksicht werde an diesem einen, besonders wichtigen Prüfungstag auf die Abiturienten genommen, wie Funk weiter erklärt. Geschäfte, Büros und sogar die Börse starten später, um für weniger Verkehr zu sorgen und die Schüler rechtzeitig in die Prüfungsräume zu bringen. Eigens abgestellte Polizeibeamte sorgen dafür, dass der Verkehr die Schüler nicht behindert und während der Prüfungen besonders ruhig abläuft. Auch Baustellen liegen oft still, um Lärm zu vermeiden. Laute Geräusche gibt es nur, während die Schüler zur Abi-Prüfung in der Schule eintreffen: Dann werden sie mit Jubelrufen und ermutigenden Plakaten von ihren Mitschülern angefeuert.

Abiturienten in Südkorea werden von jubelnden Mitschülern empfangen. Cute - oder? (Bild: NurPhoto/NurPhoto via Getty Images)
Abiturienten in Südkorea werden von jubelnden Mitschülern empfangen. Cute - oder? (Bild: NurPhoto/NurPhoto via Getty Images)

Als "cute", also süß, bezeichnet Funk letztere Tradition und setzt dazu ein Herz-Emoji ab - sehr zur Empörung diverser User.

"Man kann eine der härtesten Leistungsgesellschaften natürlich auch verniedlichen", heißt es in den Kommentaren. Ein anderer Nutzer schreibt: "Das hört sich alles schön und nett an, aber was ist mit dem hohen Leistungsdruck und all den Suiziden unter südkoreanischen Schüler*innen? Das finde ich alles andere als 'cute'." Wiederum andere Nutzer sehen die Zwiespältigkeit der Traditionen: "Hat beides Kehrseiten finde ich.. Auf der einen Seite super cool, dass alle unterstützt werden, auf der anderen Seite: was für ein Druck dahinter steckt, nicht zu versagen."

Südkorea: Die bedenklichen Auswirkungen des Leistungsdrucks

Einige weisen auf die verheerenden Folgen, die der Leistungsdruck bei einigen Schülern im Land auslöst: "Auch mega cute, dass aufgrund des Leistungsdrucks in Korea jedes Jahr 25,2 Suizide pro 100.000 Einwohner stattfinden (der höchste Wert in den OECD Ländern)", schreibt ein anderer Nutzer und nennt Zahlen, die ein Artikel der Neuen Zürcher Zeitung aus dem vergangenen Dezember belegt. Demnach ist die Suizidrate vor allem unter Jugendlichen in den vergangenen Jahren stark gestiegen und betrug 2022 pro 100.000 Einwohner 28,6. Mit seinen Statistiken gehört das Land damit zu einem derjenigen mit den höchsten Suizidraten weltweit. Und die Süddeutsche beschreibt, wie Schüler im letzten Schuljahr bis zu 16 Stunden am Tag lernen - auch am Wochenende - um in den Prüfungen besser als die Mitschüler abschneiden zu können.

Anmerkung der Redaktion: Suizidgedanken sind häufig eine Folge psychischer Erkrankungen. Letztere können mit professioneller Hilfe gelindert und sogar geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie etwa bei der Telefonseelsorge unter der Rufnummer 0800 – 1110111 und 0800 – 1110222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist anonym und kostenlos.

Trotz der in einem knappen Instagram-Post etwas unglücklich formulierten Schilderung der Abitur-Traditionen in Südkorea darf man bezweifeln, dass Funk die Auswirkungen davon bagatellisieren möchte. In dem Instagram-Post verweist Funk auch auf das Video des eigenen Magazins Atlas, in dem auf die Probleme des Systems hingewiesen wird: