Israel rückt weiter in Gaza vor - UN drängt auf Hilfe
Tel Aviv/Gaza (dpa) - Die israelische Armee ist weiter mit Bodentruppen im Gazastreifen vorgerückt. Die Armee teilte mit, sie habe bei ihrem Vorstoß Dutzende Hamas-Kämpfer getötet.
Nach nun mehr dreieinhalb Wochen Gaza-Krieg forderten die Vereinten Nationen mehr Hilfe für die notleidende Bevölkerung. Nach UN-Angaben kamen seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 117 Lastwagen in dem abgeriegelten Küstenstreifen an. Es seien aber viel größere Mengen nötig, um eine Verschlechterung der Lage und Unruhen zu vermeiden.
Vermisste 22-Jährige Shani Louk tot
Der Tod der seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vermissten Deutschen Shani Louk wurde bestätigt. Das israelische Militär informierte die Familie in der Nacht zu Montag. Die 22-Jährige wurde nach Angaben ihrer Familie bei einem Musikfestival in der israelischen Negev-Wüste von der islamistischen Hamas getötet. Die Mutter geht davon aus, dass ihre Tochter bereits seit dem 7. Oktober tot ist - möglicherweise sei sie bei dem Terrorüberfall durch einen Schuss in den Kopf getötet worden, sagte sie der dpa.
Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas hatte in Israel ein Massaker an Zivilisten angerichtet. Mehr als 1400 Menschen kamen dabei und in den folgenden Tagen ums Leben. Militante verschleppten mindestens 239 Menschen in das dicht besiedelte Küstengebiet.
Die Zahl der durch israelische Gegenschläge in Gaza getöteten Palästinenser stieg nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums auf mehr als 8300. Die Angaben zu Todeszahlen konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Armee rückt weiter im Gazastreifen vor
Wie der US-Fernsehsender CNN auf Basis ausgewerteter eigener Luftaufnahmen berichtete, ist das israelische Militär etwa drei Kilometer in den Gazastreifen vorgestoßen. Auf einem im Internet verbreiteten Video war ein Panzer auf der Hauptverbindungsstraße vom Norden in den Süden des Küstenstreifens zu sehen. Das war nach Angaben eines dpa-Reporters vor Ort etwa drei Kilometer westlich des Grenzzaunes zu Israel. Augenzeugen hätten auch von einem gepanzerten Bulldozer dort berichtet.
Ein Armeesprecher sagte auf Anfrage, man äußere sich nicht zum Standort der eigenen Verbände im Gazastreifen. Die Hamas feuerte weiter Raketen auf Israel ab, in Jerusalem gab es nach Armeeangaben Raketenalarm.
Journalisten im Südlibanon gezielt beschossen
Reporter ohne Grenzen (RSF) warf Israel vor, im Südlibanon vor gut zwei Wochen gezielt auf Journalisten geschossen zu haben. Bei dem Beschuss war ein Reuters-Journalist getötet worden, vier weitere Medienschaffende wurden verletzt. Die Gruppe aus mehreren Journalisten sei am 13. Oktober im Abstand weniger Sekunden zwei Mal aus derselben Richtung von Israel aus beschossen worden, berichtete RSF. Dies habe die Auswertung von Videoaufnahmen ergeben. Die Journalisten seien klar als solche gekennzeichnet gewesen.
Die israelische Armee teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, der Vorfall werde weiter untersucht. An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kommt es seit dem Hamas-Überfall vermehrt zu gewaltsamen Zwischenfällen zwischen der Hisbollahmiliz und der israelischen Armee mit Toten auf beiden Seiten.
Spannungen im Westjordanland steigen - vier Tote
Die ohnehin schon angespannte Lage im von Israel besetzten Westjordanland verschärfte sich weiter. Bei Gefechten mit dem israelischen Militär wurden in der Stadt Dschenin in der Nacht zu Montag nach palästinensischen Angaben vier Menschen getötet. Wie das Gesundheitsministerium der palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah weiter mitteilte, feuerte eine israelische Drohne auch eine Rakete auf das Dach eines Hauses ab.
Seit dem Hamas-Überfall auf Israel starben im Westjordanland bei Auseinandersetzungen mit der Armee und radikalen jüdischen Siedlern 118 Palästinenser, seit Jahresbeginn waren es 314. Auch in Ost-Jerusalem ist die Lage angespannt: Dort verletzte am Montag nach Polizeiangaben ein bewaffneter Palästinenser einen israelischen Polizisten schwer. Andere Sicherheitskräfte hätten auf den Angreifer geschossen. Medienberichten zufolge wurde der Angreifer getötet.
Berlin verurteilt antijüdische Proteste in Dagestan
Die Bundesregierung hat die gewaltsamen antijüdischen Proteste und Übergriffe in der muslimisch geprägten russischen Teilrepublik Dagestan als «unsäglich und inakzeptabel» verurteilt. Bei Übergriffen auf Passagiere einer aus Israel gelandeten Maschine waren am Sonntagabend auf dem Flughafen der dagestanischen Hauptstadt Machatschkala nach Behördenangaben 20 Menschen verletzt und 60 Personen festgenommen worden.