"Wie ich vom Jäger zum Gejagten wurde": Jan Ullrich spricht in Amazon-Doku offen über sein Leben

Jan Ullrich kurz vor der Tour de France 2006, nachdem er von seinem T-Mobile-Team wegen Doping-Vorwürfen supendiert worden war. Nun erzählt der heute 48-Jährige in einer kommenden Amazon-Doku seine eigene Geschichte. (Bild: 2006 Getty Images/Bryn Lennon)
Jan Ullrich kurz vor der Tour de France 2006, nachdem er von seinem T-Mobile-Team wegen Doping-Vorwürfen supendiert worden war. Nun erzählt der heute 48-Jährige in einer kommenden Amazon-Doku seine eigene Geschichte. (Bild: 2006 Getty Images/Bryn Lennon)

Mit "Being Jan Ullrich" befindet sich seit Ende Juni eine herausragende Doku-Serie über den bisher einzige deutschen Tour de France-Sieger in der ARD-Mediathek. Dort sprachen andere über ihn, nun ändert sich das. Mit der für 2023 angekündigten Amazon-Serie "Jan Ullrich - Der Gejagte".

Dass die Deutschen immer noch fasziniert sind von Jan Ullrich, ihrem später durch Doping, Drogenexzessen und Straftaten auffällig gewordenen Radsport-Helden der 90-er, zeigte bereits Ende Juni die vierteilige ARD-Doku-Serie "Being Jan Ulrich". Allein zweieinhalb Millionen Abrufe in den ersten beiden Wochen nach dem Start machten das künstlerisch-journalistisch herausragende Doku-Werk zu einem der erfolgreichsten Angebote in der ARD-Mediathek. In "Being Jan Ullrich" wurde über den ehemaligen Rad-Star gesprochen, ihn selbst sah man nur im - allerdings üppigen - Archivmaterial seiner Interviews und Auftritte. Wie es Jan Ullrich mittlerweile geht, was die Orte seiner ehemaligen Triumphe und Niederlagen in ihm auslösen, wie er heute über seine "Lebenssünden" denkt, soll nun jedoch die Amazon-Serie "Jan Ullrich - Der Gejagte" klären, die der Streamingdienst auf seiner deutschen Programm-Pressekonferenz am Montagabend in Berlin für das Jahr 2023 ankündigte.

Vier Teile soll das Programm umfassen. Produzent ist Jochen Köstler, Executive Producer Jan Klophaus, die Regie übernahm der vielfach mit Preisen ausgezeichnete Filmemacher Sebastian Dehnhardt ("Nowitzki. Der perfekte Wurf"). Dehnhardt äußerte sich auf der Amazon-Bühne in Berlin auch zur Frage, wie sehr sich Jan Ullrich in den noch laufenden Dreharbeiten der Kamera und damit den Zuschauenden öffnen würde: "Jan Ullrich hat keine Gedächtnislücken", sagte der Filmemacher, was wohl auf eine generell offenere Einstellung Ullrichs gegenüber den Medien schließen lässt, mit denen Ullrich früher durchaus Probleme hatte.

Regisseur Sebastian Dehnhardt: "Er spricht offen über Doping"

Über diese alten Zeiten sagte Dehnhardt im Rückblick auf alte Jan Ullrich-Bilder und Medienauftritte: "Er ist offen, er ist sensibel, aber die Kamera ist nicht sein Freund." Was sich aber mit dem neuen Film zumindest so weit geändert habe, dass Ullrich, der in der Vergangenheit stets um seine mutmaßlichen Doping-Vergehen herumredete, in diesem Film einen Schritt weiter gehen könnte. "Er spricht offen über Doping", hielt Dehnhardt das Ergebnis seiner Reisen - unter anderem zu alten, legendären Ullrich-Etappen der Tour de France - noch ein bisschen im Vagen.

Wann genau die Jan Ullrich Doku bei Amazon-Prime zu sehen sein wird, wurde am Montagabend nicht verraten. Aktuell befände sich Jan Ullrich auf dem Jakobsweg, so die Amazon-Verantwortlichen. Auch die Dreharbeiten zum Film seien noch nicht abgeschlossen. In einer per Video übertragenen Grußbotschaft warb Jan Ullrich selbst schon mal für das Kommende: "In letzter Zeit ist sehr viel über mich berichtet worden, Positives und Negatives. Jetzt ist es Zeit, dass ich mal meine Geschichte erzähle, die ganze Geschichte, wie ich vom Jäger zum Gejagten wurde."