James Bond war gestern: Das sind die Streaming-Tipps der Woche

Benoît Blanc (Daniel Craig) ermittelt wieder. (Bild: John Wilson / Netflix)
Benoît Blanc (Daniel Craig) ermittelt wieder. (Bild: John Wilson / Netflix)

Netflix schickt Daniel Craig als genialen Privatdetektiv auf Spurensuche. Derweil treibt bei Paramount+ ein dreister Hochstapler sein Unwesen. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.

Tatort Netflix: In "Glass Onion: A Knives Out Mystery" ermittelt Privatdetektiv Benoît Blanc (Daniel Craig) erneut in einem Mordfall. Die Auflösung dürfte wie beim Vorgänger "Knives Out - Mord ist Familiensache" ein Aha-Erlebnis sein. Was Netflix, Disney+ und Co. in den nächsten Tagen sonst noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.

Hochstapler Ringo (Björn Meyer) führt alle an der Nase herum. (Bild: Paramount / Stephanie Kulbach)
Hochstapler Ringo (Björn Meyer) führt alle an der Nase herum. (Bild: Paramount / Stephanie Kulbach)

"Glass Onion: A Knives Out Mystery", Netflix

James Bond, das war einmal. Daniel Craig scheint die Freiheit nach seinem Ende als 007 zu genießen. Allerdings hat er sich als knorriger und modisch verirrter Privatdetektiv Benoît Blanc erneut eine wiederkehrende Rolle ausgesucht und klärt in "Glass Onion - A Knives Out Mystery" wieder einen Mordfall auf. Wobei es auch in der Fortsetzung des Kino-Knallers "Knives Out" (2020) um mehr geht als um das Verbrechen. Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson verwandelt einmal mehr einen "Whodunnit" in bester Agatha-Christie-Tradition in eine doppelbödige Gesellschaftssatire von grotesker Bösartigkeit.

Von einem Nachlassen ist bei der Fortsetzung nichts zu spüren. Im Gegenteil, der Film ist noch scharfzüngiger, noch pointierter. Das liegt schon am Setting: Ein neureicher Tech-Milliardär lädt eine Handvoll Wegbegleiter auf seine Privatinsel, um ein exzentrisches Spiel zu spielen. Wem jetzt Elon Musk in den Sinn kommt, der liegt nicht ganz falsch: Mehr Elon Musk, als der von Edward Norton gespielte Miles Bron innehat, geht nicht. Zu den anderen Figuren, die Johnson in seiner Abrechnung mit Cancel Culture, Social Media und Corona-Pandemie ausstellt, gehören eine sehr liberale Politikerin (Kathryn Hahn), ein Ex-Model (Kate Hudson) und ein Influencer, der sich für Männerrechte einsetzt (Dave Bautista).

Eigentlich braucht es gar keinen Mord, so spannend und witzig schält Johnson die Dynamiken in dem vergnüglichen Gruselkabinett Schicht für Schicht heraus. Aber gestorben wird dann doch, sonst hätte Blanc ja auch nichts zu tun. Wie der geniale Ermittler dem Täter oder der Täterin auf die Schliche kommt, verrät "Glass Onion: A Knives Out Mystery" ab 23. Dezember bei Netflix.

In seiner Heimat Mexiko brechen bei Silverio (Daniel Giménez Cacho) alte Wunden auf. (Bild: Netflix)
In seiner Heimat Mexiko brechen bei Silverio (Daniel Giménez Cacho) alte Wunden auf. (Bild: Netflix)

"Der Scheich", Paramount+

Das Streaming-Serienjahr 2022 war voll mit Hochstapler-Geschichten. Deshalb mag man skeptisch sein, wenn Komödienspezialist Dani Levy ("Die Känguru-Chroniken") als erste deutsche Serie des neuen Streaming-Anbieters Paramount+ mit "Der Scheich" (ab 22. Dezember) ebenfalls ein Betrügerstück abliefert. Doch die Skepsis verfliegt spätestens ab dem zweiten Teil der dreisten Geschichte um den sympathischen Tagträumer Ringo (Björn Meyer). Der muss wegen eines unverschuldeten Missgeschicks zwei durchgeknallten Crack-Heads binnen zweier Tage 100.000 Euro zurückzahlen.

Deshalb kommt er während eines Familienausflugs mit Ehefrau Carla (Petra Schmidt-Schaller) und seinen zwei Kindern in der Schweiz auf die Idee, sich als Sohn der weit verzweigten Familie des Emirs von Katar auszugeben. Als arabischer Trauminvestor betritt Ringo bald in Zürich das Parkett einer raffgierigen Finanzwelt, bringt diese an den Rand des Zusammenbruchs und löst sogar nahezu eine Staatskrise aus.

Die immer ein bisschen zwischen bekloppter Überdrehtheit und genialer Überhöhung schwebenden Stoffe Dani Levys sind nicht jedermanns Sache. Vor allem dann nicht, wenn sie allzu sehr in die "bekloppte Ecke" abzudriften scheinen. Was in "Der Scheich" allerdings nicht passiert, denn je länger die Serie nach einem etwas zu prätentiösen ersten Teil in Richtung Betrügerstück unterwegs ist, desto feiner und besser werden Drehbuch und Rollenprofile. Das Zentrum der toll unterhaltenden, warmherzigen Serie ist das großartige Spiel des Hamburger Theaterschauspielers Björn Meyer und Petra Schmidt-Schallers, die als "unglaubwürdiges" Paar niemals einen Zweifel daran aufkommen lassen, dass es sich hier um eine große Liebe handelt.

Ist nicht nur auf der Flucht, sondern muss auch noch die Welt retten: Jack Ryan (John Krasinski). (Bild: Prime Video / Attila Szvacsek)
Ist nicht nur auf der Flucht, sondern muss auch noch die Welt retten: Jack Ryan (John Krasinski). (Bild: Prime Video / Attila Szvacsek)

"Bardo - Die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten", Netflix

Spätestens seit 2016 kennt wohl jeder seinen Namen: Alejandro González Iñárritu ergatterte für den Blockbuster "The Revenant - Der Rückkehrer" einen Oscar als bester Regisseur. Was jedoch die Wenigsten wissen: Der gebürtige Mexikaner musste auf seinem Weg zum Erfolg jede Menge Hürden überwinden und hat als Immigrant nicht immer schöne Momente erlebt.

Genau diese persönlichen Erfahrungen verarbeitet der 59-Jährige jetzt in seinem Netflix-Film "Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten". Das semi-biografische Drama zeigt auf brutal ehrliche Art und Weise, wie sich eine Identitäts- und Existenzkrise auf einen Menschen auswirken kann. "Ich wollte einmal meinen alten Ballast loswerden", verriet Iñárritu zu seinem neuesten Film, der ein jahrelanger Prozess gewesen sei: "Wir zeigen die rohen Emotionen wie Angst und Reue, aber gleichzeitig auch echte Erlebnisse, die ich durchmachen musste." Zu sehen gibt es den Film schon wenige Wochen nach dem Kinostart ab 16. Dezember bei Netflix.

"Tom Clancy's Jack Ryan", Staffel 3, Amazon

Mit der eigenproduzierten Thrillerserie "Tom Clancy's Jack Ryan" wagte sich Prime Video 2018 erstmals an ein Stück amerikanisches Kulturgut. Schließlich bedient man sich am literarischen Oeuvre des 2013 verstorbenen Bestsellerautors Tom Clancy. Seine bekannteste Schöpfung ist die Figur des CIA-Agenten Jack Ryan, der bereits von Alec Baldwin, Harrison Ford und Chris Pine verkörpert wurde. Klar, der von John Krasinski überzeugend dargestellte Titelheld ist immer noch ein Patriot, aber einer mit Herz und Verstand. Auch die Feindbilder sind in der Actionserie facettenreich ausstaffiert, ohne Schwarz-Weiß-Bilder, wodurch "Tom Clancy's Jack Ryan" immer wieder an das große Genre-Vorbild "Homeland" erinnert.

Action satt verspricht nun auch die dritte Staffel der Amazon-Produktion, die es ab 21. Dezember zu sehen. Nicht nur die CIA, auch eine internationale Banditengruppe ist dem Titelhelden auf der Spur. Trotz weltumspannender Flucht muss Jack auch noch den ganzen Globus vor dem Untergang retten. In der explosiven und atemlos inszenierten dritten Staffel von "Tom Clancy's Jack Ryan", ergänzen einige prominente Namen den Cast, unter anderem die deutsche Schauspielerin Nina Hoss.