Jette Joop: Das Erfolgsrezept der cleveren Geschäftsfrau

Angst davor, dass die Aldi-Kollektion ihrem Ruf schaden könnte, hat Jette Joop nicht

Ende Februar platzte die Bombe: Designerin Henriette Elisabeth Joop (48), besser bekannt als Jette Joop, entwirft Mode für die Discount-Kette Aldi Süd. 27 Teile umfasst die limitierte Kollektion, die ab dem 11. April in den Drahtkörben zahlreicher Filialen zu finden sein wird. Die Blusen, Taschen und Schuhe sollen nicht mehr als 19,90 Euro kosten. Das ist ein Bruchteil des Betrags, den man normalerweise für Joop-Designs zahlen muss. Doch wieso lässt sich eine renommierte Modeschöpferin auf eine Kooperation mit der Billig-Kette ein?

Fakt ist: Die gebürtige Braunschweigerin liebt die Vielfältigkeit. Und genau diese ist der Schlüssel ihres Erfolgs. Von Mode über Schmuck bis hin zu Düften und sogar Einbauküchen - es gibt fast nichts, das es nicht aus dem Hause Joop gibt. Doch was die Kooperationspartner und den Vertrieb ihrer zahlreichen Produkte angeht, ist die Geschäftsfrau wählerisch. Als probates Mittel, hohe Gewinne auf einem gesättigten Markt einzufahren, haben sich für Jette Joop Exklusiv-Lizenzen erwiesen. Diese verteilt sie an Partner wie den Juwelier Christ, über den sie seit Jahren ihre Schmuckkollektion vertreibt, oder auch an die Parfümerie Douglas.

Der harte Weg zum Erfolg

Die harte Arbeit der Tochter von Star-Designer Wolfgang Joop (71) zahlt sich aus: 2015 soll ihr Unternehmen laut dem Business-Portal Fashionunited ein kräftiges Umsatzplus von 70 Prozent eingefahren haben. Zielstrebig war die 48-Jährige schon zu Teenager-Zeiten. Nach dem Abitur in Oxford zog es sie 1989 in die Schweiz, im Anschluss nach Kalifornien. Dort studierte sie Industriedesign mit Schwerpunkt Fahrzeug- und Autodesign, ehe sie als Schmuckdesignerin für Ralph Lauren in New York arbeitete. Nach dem Scheitern ihrer ersten Schmuckkollektion in den USA 1996 gab sie nicht auf und gründete ein Jahr später in Deutschland die Jette GmbH.

Ihre erste Million hatte Jette Joop 2007 auf dem Konto. Dem Wirtschaftsmagazin Capital erzählte sie im vergangenen August: "An dem Tag, als die erste siebenstellige Summe auf meinem Kontoauszug erschien, war ich nach sehr langen, anstrengenden Verhandlungen in der Firma so erschöpft, dass die Freudensprünge ausblieben." An eine Verschnaufpause war für die fleißige Unternehmerin trotzdem nicht zu denken.

Immer für eine Überraschung gut

Sie designte weiter Blusen, Röcke und Lederjacken für die modebewusste Frau, entwarf 2007 sogar Uniformen für "Air Berlin". Jette Joop liebt die Abwechslung und ist sich nicht zu schade, auch Kooperationen einzugehen, die wenig glamourös klingen. So stattete sie 2010 zum Beispiel die Mitarbeiter des Gebäudereinigungsunternehmens "GRG Services Group" aus. Konkret: Putzkräfte, Empfangsdamen, Hausmeister. Und nun Aldi. Was im ersten Moment wie ein Image-Schaden anmuten mag, verspricht in Wahrheit ein lukrativer Deal zu werden. Immerhin gehört der Discounter laut einem Ranking des Branchenmagazins "Textilwirtschaft" zu den zehn größten Textilhändlern Deutschlands.

Jette Joop lässt sich von Namen eben nicht abschrecken, vielmehr gehe es ihr um die "Demokratisierung guten Designs". Soll heißen: Bezahlbare Stücke für jedermann, die zudem tragbar sind. Auch wenn das Urteil von Spiegel Online zu ihren Aldi-Entwürfen wenig schmeichelhaft ausfällt ("Die Stücke sind so stylish wie eine Waschmittelverpackung") - Jette Joop gehört dank ihres unbändigen Ehrgeizes seit über einem Jahrzehnt zu den erfolgreichsten Design-Unternehmerinnen des Landes. Und ans Aufhören denkt die Business-Frau und Zweifach-Mutter noch lange nicht.

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