Job und Alltag: Obdachlose finden mit der mobilen Wohnbox zurück ins Leben

16 Rollhäuschen haben Lüdecke und Helfer schon fertiggestellt und übergeben.

Patrick S., der in den vergangenen Jahren immer wieder obdachlos war, „Platte gemacht hat“, wie es in der Szene heißt, steht auf einem Rohbau an der Wuppertaler Straße in Buchheim und rüttelt Beton. Er hat keine Zeit für ein Gespräch, „später, ich muss arbeiten“, sagt er. Dass er reinklotzt, ist nicht zu übersehen: Das Gesicht des 36-Jährigen ist dreckgesprenkelt, der Blaumann feucht von Schmutzwasser und Schweiß. Sieben Jahre hat Patrick S. auf der Straße gelebt. Zuletzt hat er ein Jahr lang mit seinem Kumpel Andreas am Rhein gezeltet. Bevor er nach Köln kam, hat er in Hamburg, Essen, Duisburg Platte gemacht, ist zwischendurch immer wieder auf die schiefe Bahn geraten. Seit einigen Wochen arbeitet der 36-Jährige bei dem Longericher Bauunternehmen Pelken und Mühlenz. Er steht jeden Morgen um 4.30 Uhr auf, frühstückt, fährt mit der Bahn von Zündorf zur Baustelle nach Buchheim, malocht bis nachmittags, geht um 21 Uhr schlafen. Seit Januar bezieht Patrick Hartz IV, seit einigen Wochen hat er wieder ein Bankkonto, in Zündorf ist er jetzt auch gemeldet. Lüdekes Projekt ist gewaltig gewachsen Patrick lebt in einer mobilen Wohnbox von Sven Lüdecke – einem jener rollenden Minihäuschen, über die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am 7. November 2016 erstmals berichtete. Das Projekt ist seitdem gewaltig gewachsen: Lüdecke hat einen Verein angemeldet, er baut die Boxen inzwischen auch in Berlin, mehr als 100 Medien haben über die Minihäuschen berichtet, vor Hilfsangeboten und Spenden kann sich der 40-Jährige kaum retten. Am Karnevalswochenende haben 40 Soldaten der US-Luftwaffe beim Bau der Boxen geholfen, ein Unternehmer aus Österreich hat 100.000 Euro in Aussicht gestellt, wenn Lüdecke mit seinem Projekt nach Wien kommen sollte. Geld ist hilfreich, nur so kann Lüdeckes Projekt wachsen. Die guten Geschichten schreiben Menschen wie Patrick S. „Der ist voll motiviert, kommt immer pünktlich, und man merkt, dass er was drauf hat. Er hatte ja mal ein eigenes Pflasterbauunternehmen“, sagt Matthias Mühlenz, Geschäftsführer des Bauunternehmens, der von Lüdeckes Projekt las und seinen 7,5-Tonner für den Transport der Wohnboxen zur Verfügung stellt. So lernte er Patrick S. kennen, sah ihn arbeiten. Und war angetan. Insolvenz ließ Patrick S. abstürzen Das mit dem eigenen Gewerbe stimmt, Patrick hatte ein Jahr lang einen Betrieb, aber es ist lange her, damals hatte er auch noch Kontakt zu seiner Familie. Drei Kinder hat er, das älteste Mädchen ist zwölf. „Mit der Frau und den Kindern habe ich seit Jahren keinen Kontakt, ich weiß nicht, wo sie leben und was sie machen.“ Auch zu seinen Geschwistern, den Eltern: keinen Kontakt. „Wenn die wüssten, wie ich die letzten Jahre gelebt habe… Das müssen sie nicht wissen. Das soll keiner wissen.“ Wenn er über seine Kinder spricht, bricht der harte Ton seiner Stimme auf, er wolle sie irgendwann wieder sehen, sagt Patrick S. Wenn er über seine Eltern spricht, wird er wieder schroff: Die Mutter sei Putzfrau gewesen, sein Vater habe zu DDR-Zeiten bei der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft gearbeitet und sei nach der Wende entlassen worden, „es gab null Zusammenhalt, ich bin ziemlich früh abgerutscht“, sagt er. Schon als Teenager sei er „ein Straßenköter“ gewesen, immer mit einem Bein am Abgrund, die Liebe und drei Kinder schienen ihn zu retten, er fand Arbeit, gründete den Betrieb, ein Auftragnehmer habe seine Rechnungen nicht bezahlt, nach der Insolvenz stürzte er ab. S. will die Chance nutzen Jetzt also, mit 36, lebt er vorläufig auf dem Hof von Lüdecke in einer Wohnbox, Ende April wird er eine Wohnung beziehen – Lüdeckes Vermieterin lässt gerade eine Lagerhalle umbauen, so dass dort vier Obdachlose einziehen können. Immer, wenn er Zeit hat, hilft Patrick S. Lüdecke beim Bauen, er war auch mit in Berlin, um dort die ersten zwei Häuschen an Obdachlose zu übergeben. „Was Sven da macht, ist Hammer“, sagt Patrick S. „Als ich gelesen habe, dass es Leute gibt, die die Häuschen menschenunwürdig finden, habe ich gedacht: »Waren die schon mal im Obdachlosenasyl oder haben auf der Straße gepennt?«“ Patrick S. sagt, er werde Sven Lüdecke „für immer dankbar sein“. Die Chance, „noch mal zurück ins Leben zu kommen, hätte ich ohne ihn nicht bekommen“. Er will sie beim Schopfe packen. Fortsetzung folgt....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta