Jubiläums-"Tatort" aus Köln: Was kann man tatsächlich über DNA-Analysen herausfinden?

Ziemlich genau vor 25 Jahren ermittelten Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, links) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) zum ersten Mal in einem Kölner "Tatort". In ihrem Jubiläumsfall "Spur des Blutes" bekommen sie es mit dem Fall einer jungen Prostituierten zu tun. Wer hat die 19-Jährige ermordet? (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)
Ziemlich genau vor 25 Jahren ermittelten Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, links) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) zum ersten Mal in einem Kölner "Tatort". In ihrem Jubiläumsfall "Spur des Blutes" bekommen sie es mit dem Fall einer jungen Prostituierten zu tun. Wer hat die 19-Jährige ermordet? (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)

Im "Tatort: Spur des Blutes" führte ein verwirrender DNA-Treffer an einer Mädchenleiche zu großer Verwirrung bei der heimlichen Hauptdarstellerin der Folge, Kriminaltechnikerin Natalie Förster. Was kann man heute tatsächlich alles über gesicherte DNA vom Tatort herausfinden?

Der "Tatort: Die Spur des Blutes" lief ziemlich genau 25 Jahre nach dem Debüt Max Ballaufs (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenks (Dietmar Bär): "Tatort: Willkommen in Köln" wurde am 5. Oktober 1997 ausgestrahlt. Trotzdem war die neue Folge kein klassischer Jubiläumsfilm, denn eigentlich ging es hier nicht um die Ermittler, vielmehr stand die Geschichte, insbesondere die von Kriminaltechnikerin Natalie Förster (Tinka Fürst), im Mittelpunkt.

Die fand am Tatort - eine junge Prostituierte wurde ermordet - überraschenderweise DNA, die der ihrigen sehr ähnelte. Ein verwirrender Plot für Ermittler und Zuschauer. Trotzdem stellt sich hier und immer wieder im "Tatort" die Frage: Welche Details über mögliche Täter kann man 2022 über gefundene DNA tatsächlich bestimmen?

Mit den Laborergebnissen des Mordes, die KTU-lerin Natalie Förster (Tinka Fürst, rechts) von ihrer Kollegin Anna (Sophie Roeder) erhält, scheint etwas nicht zu stimmen. Doch wie gläsern sind heutige Täter aufgrund von DNA-Funden am Tatort wirklich? (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)
Mit den Laborergebnissen des Mordes, die KTU-lerin Natalie Förster (Tinka Fürst, rechts) von ihrer Kollegin Anna (Sophie Roeder) erhält, scheint etwas nicht zu stimmen. Doch wie gläsern sind heutige Täter aufgrund von DNA-Funden am Tatort wirklich? (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)

Worum ging es?

Zwei Teenager-Freundinnen, die an der Nadel hängen, arbeiten auf dem Kölner Straßenstrich. Lara, eines der beiden Mädchen, die von Zuhälter Mike (Robert Stadlober) "betreut" werden, wird ermordet. Ihre Leiche wir in einem Kanal am Stadtrand gefunden. Einige Täter kommen infrage, da Lara in ihrer Todesnacht vermutlich mehrere Freier hatte. Die Kommissare versuchen, die letzte Nacht des Mädchens zu rekonstruieren. Sie sind dabei von der Laborauswertung der Spuren an Laras Körper abhängig. Ausgerechnet jetzt, da die Ermittler dringend auf die Hilfe ihrer Kollegin Natalie Förster (Tinka Fürst) angewiesen sind, scheint diese nicht richtig bei der Sache zu sein.

Eine 19-jährige Straßenstricherin wird ermordet. Übrig bleibt ihre beste Freundin und "Kollegin" Kim (Greta Bohacek), die wie das Opfer heroinsüchtig ist. Als ihre Freundin tot ist, bekommt sie von ihrem Zuhälter Geschenke. (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)
Eine 19-jährige Straßenstricherin wird ermordet. Übrig bleibt ihre beste Freundin und "Kollegin" Kim (Greta Bohacek), die wie das Opfer heroinsüchtig ist. Als ihre Freundin tot ist, bekommt sie von ihrem Zuhälter Geschenke. (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)

Worum ging es wirklich?

Ziemlich geschickt wandert der Kölner Krimi (Drehbuch: Jan Martin Scharf und Arne Nolting) durch mindestens drei verschiedene Phasen. Zunächst lernt man zwei träumerische Mädchen kennen. Ohne Weiteres könnten sie auch die Oberstufe eines gutbürgerlichen Gymnasiums besuchen. Doch weit gefehlt. Für ihre Träume benötigen die beiden Heroin, das sie sich auf dem Straßenstrich finanzieren.

Dem tragischen Mädchenporträt folgt ein klassischer Ermittlungs-Krimi, denn mehrere Freier und der Zuhälter werden auf Tatfähigkeit und Alibis abgeklopft. Am spannendsten wird der Krimi (Regie: "Tatort"-Newcomerin Tini Tüllmann) allerdings in Phase drei, in der es zum Duell zwischen Natalie Förster (Tinka Fürst) und einer vom großen österreichischen Schauspieler und Kabarettisten Josef Hader verkörperten Figur kommt. Deren "freundlich" geführter, langer Suspense-Dialog bewegt sich in bester Alfred Hitchcock-Tradition dürfte eine der spannendsten Szenen der immer noch recht frischen "Tatort"-Saison 2022/23 bleiben.

Zuhälter Mike (Robert Stadlober) spielt gerade Billard in seiner Stammkneipe, als die Polizei ihn zur Rede stellt. Es geht um den Mord an einer jungen Frau. (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)
Zuhälter Mike (Robert Stadlober) spielt gerade Billard in seiner Stammkneipe, als die Polizei ihn zur Rede stellt. Es geht um den Mord an einer jungen Frau. (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)

Wer waren die beiden Stars?

Der 60-jährige Josef Hader gilt als bekanntester und erfolgreichster Kabarettist Österreichs. Er kann aber auch auf eine beachtliche Zahl von Filmrollen, Drehbüchern und sogar eine hochgelobte eigene Regiearbeit zurückblicken: In "Wilde Maus" saß Hader 2017 erstmals selbst auf dem Chefsessel und inszenierte sich als alternden Musikkritiker in der Lebenskrise. Andere bekannte - und vielfach preisgekrönte - Filme mit Josef Hader sind "Indien" (1993), "Der Knochenmann" (2010) oder als Ermittler in den Brenner-Krimis von Wolf Haas ("Komm, süßer Tod" von 2000 und drei weitere Filme bis 2015).

Hader lebt mit seiner Lebensgefährtin, der Schauspielerin Pia Hierzegger, in Wien. Er hat zwei Söhne. Seine Spielpartnerin Tinka Fürst ist 34 Jahre alt. Die gebürtige Berlinerin studierte Schauspiel am berühmten Max Reinhardt-Seminar in Wien. Im Kölner Tatort mit Ballauf und Schenk übernimmt sie seit 2019 die Rolle der Kriminaltechnikerin Natalie Förster und darf in der aktuellen Folge ein beeindruckend großes "Solo" tragen.

Mike (Robert Stadlober, zweiter von links), der Zuhälter der beiden jungen Mädchen, wird von Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, rechts) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) beim Versuch gestellt, seine Kneipe durch den Hinterausgang zu verlassen. (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)
Mike (Robert Stadlober, zweiter von links), der Zuhälter der beiden jungen Mädchen, wird von Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, rechts) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) beim Versuch gestellt, seine Kneipe durch den Hinterausgang zu verlassen. (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)

Warum sind DNA-Spuren vom Tatort nicht immer eindeutig?

Häufig liegt am Tatort nicht nur die DNA‐Spur des Täters vor, sondern es sind auch die DNA des Opfers, von Zeugen und anderen "berechtigten Personen" (Ersthelfer, Polizeikräfte) zu finden. Dann wird die Analyse komplex und das Verhältnis der DNA‐Spuren zueinander bedeutsam. (Täter-)DNA kann beispielsweise aus gefundenem Blut, Sperma, Speichel aber auch Hautpartikeln ermittelt werden.

Kriminaltechnikerin Natalie Förster (Tinka Fürst) kommt in diesem Fall eine der Hauptrollen zu. (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)
Kriminaltechnikerin Natalie Förster (Tinka Fürst) kommt in diesem Fall eine der Hauptrollen zu. (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)

Was kann man über DNA-Analysen heute tatsächlich feststellen?

Seit einigen Jahren steht die DNA‐Forensik vor neuen Möglichkeiten, die moderne Sequenzierungstechniken, zusammengefasst als Next Generation Sequencing (NGS) oder Third Generation Sequencing (SMRT), bieten. Die neuen Methoden erlauben eine schnelle Sequenzierung des gesamten Genoms und damit die Bestimmung von Merkmalen wie Augenfarbe und Haarfarbe einer Person, was in Deutschland jedoch erst seit kurzem erlaubt und nach wie vor umstritten ist.

Bereits die "Tatorte" "Rebland" (Schwarzwald) und zuletzt "Die Rache an der Welt" (Göttingen) thematisierten die Grauzone solcher Ermittlungen, die zu Vorurteilen gegenüber Ethnien und bestimmten "Täterkreisen" führen können.

Freddy Schenk (Dietmar Bär, rechts) nimmt den verdächtigen Pascal Reimann (Joachim Förster) ins Visier. (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)
Freddy Schenk (Dietmar Bär, rechts) nimmt den verdächtigen Pascal Reimann (Joachim Förster) ins Visier. (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)

Wie geht es beim Kölner "Tatort" weiter?

Zwei Kölner "Tatort"-Krimis sind für die erste Jahreshälfte 2023 geplant. In "Schutzmaßnahmen" spielt nach 23 Jahren Pause mal wieder Freddy Schenks ältere Tochter eine Rolle, übrigens verkörpert von derselben Darstellerin wie 1999: Natalie Spinell. In "Abbruchkante" geht es danach um eine Dorfgemeinschaft, die eben noch dem Tagebau weichen sollte, doch nun dank Klimadebatte bleiben darf. Was ihr aber offenbar nicht guttut, denn die Stimmung im Ort, auf die Freddy Schenk und Max Ballauf treffen, ist denkbar schlecht.

KTU-lerin Natalie Förster (Tinka Fürst) ist mit dem Fahrrad verunglückt. "Unfallgegner" Frank Baumgartner (Josef Hader) will ihr helfen. (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)
KTU-lerin Natalie Förster (Tinka Fürst) ist mit dem Fahrrad verunglückt. "Unfallgegner" Frank Baumgartner (Josef Hader) will ihr helfen. (Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)