Kölner Ärzte: „Eigenes Auslesen der Gesundheitskarte führt zum gläsernen Patienten“

Der NRW-Gesundheitsminister Laumann hatte diese Idee vorgebracht.

Die letzte Röntgenaufnahme, das aktuelle Blutbild aus dem Labor, der Arztbrief vom Spezialisten – wenn es nach NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) geht, soll all das bald auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden. Außerdem sollen die gesetzlich Versicherten jederzeit ihre Daten auf der Karte eigenständig und ohne Arzt lesen können, der Gesundheitsminister fordert einen Online-Zugriff über Computer, Handy und Tablet. Bisher ist das nicht möglich, die Karte wird nur beim Arzt gelesen, und es sind auch lange nicht alle medizinischen Daten auf dem Chip gespeichert. Falls die Bundesregierung nicht aktiv werde, wolle man eine Bundesratsinitiative des Landes NRW starten, so Laumann. Der Plan des Ministers sorgt bei den Kölner Ärzten für Diskussionen. Die Praktiker geben einige Punkte zu bedenken. Ärzte sind unterschiedlicher Meinung Alexander Piepereit, seit zwölf Jahren Leiter einer internistischen Hausarztpraxis am Hansaring, sieht den Vorstoß des CDU-Politikers kritisch: „Das ist ein weiterer Schritt hin zum gläsernen Patienten. Vielleicht ist es ja manchen Versicherten gar nicht recht, wenn alle Ärzte durch die auf der Gesundheitskarte abgespeicherten Daten ganz genau über sämtliche Erkrankungen und Vorkonsultationen informiert werden.“ Nicht nur der Schutz der eigenen Daten vor dem Arzt, auch die Frage, ob die Informationen patientengerecht sind, ist für Piepereit von Bedeutung: „Ich sehe zudem die Gefahr, dass es zu Missverständnissen kommen kann, wenn Patienten zum Beispiel Arztbriefe lesen und die Fachsprache nicht verstehen.“ Tendenziell positiv findet der Sportmediziner und Orthopäde Dr. Jörg Schroeder von der Klinik am Ring die Idee: „Ich sehe hier gar keine Bedenken, es geht ja schließlich um den Patienten. Warum soll er also seine Daten nicht einsehen können? Es kann außerdem zur besseren Versorgung beitragen, wenn zusätzliche Befunde auf der Karte gespeichert sind.“ Ob das Modell sich wirtschaftlich lohnt, stellt er allerdings in Frage: „Der Verwaltungsaufwand für die Gesundheitskarte ist schon recht hoch, und die meisten Patienten haben ihre Unterlagen ganz gut sortiert bei sich zu Hause.“ Professor Dr. Simon Preuss, Leiter der HNO-Abteilung in der Media-Park-Klinik Köln, sieht in dem geplanten Online-Zugriff auf die Patientendaten keinen Vorteil für den überwiegenden Teil der Versicherten. „90 Prozent meiner Patienten interessieren sich nicht dezidiert für Arztbriefe oder schriftliche Diagnosen. Die sind für medizinische Laien im Allgemeinen nur schwer verständlich“, sagt Preuss. „Diejenigen, die etwas aus den Akten wissen wollen, haben ja schon jetzt die Möglichkeit, jederzeit die Unterlagen einzusehen.“ Aus Sicht der Ärztekammer Nordrhein ist die Initiative wünschenswert und die Technik der Gesundheitskarte nützlich. „Patienten sollten jederzeit auf alle Daten zugreifen können, die sie bereits mit dem Arzt besprochen haben“, sagt Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein. „Im E-Health-Gesetz ist für die Gesundheitskarte bereits ein Patientenfach vorgesehen, das genau dies ermöglichen soll“, so Henke. Das Gesetz beinhaltet unter anderem einen Zeitplan für die Erweiterung der Gesundheitskarte und den Austausch von Informationen im Gesundheitssektor (Telematik). „Wir stehen hinter dem Aufbau der Telematik-Infrastruktur und der elektronischen Gesundheitskarte“, heißt es von der Ärztekammer....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta