Kabinett plant Steuererleichterungen und Bürokratieabbau

Meseberg (dpa) - Zum Abschluss ihrer zweitägigen Halbzeit-Klausur hat die Bundesregierung heute auf Schloss Meseberg bei Berlin Steuererleichterungen für die Wirtschaft und einen stärkeren Bürokratieabbau beschlossen. Damit soll den Unternehmen in Deutschland in der aktuellen Konjunkturflaute unter die Arme gegriffen werden.

50 Steuererleichterungen für die Wirtschaft

50 steuerpolitische Maßnahmen sollen die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren um 32 Milliarden Euro entlasten. Das Bundeskabinett beschloss das sogenannte Wachstumschancengesetz, in dessen Kern eine Prämie für Investitionen in den Klimaschutz steht. Der Wirtschaft gehen die Entlastungen allerdings nicht weit genug: Sie vermisst unter anderem ein Bekenntnis zu einem subventionierten Strompreis.

Teil des Gesetzes sind unter anderem neue Abschreibungsregeln für Wohngebäude, die die kriselnde Baukonjunktur ankurbeln sollen. Außerdem können Unternehmen Verluste steuerlich umfangreicher verrechnen. Das Steuersystem soll zudem durch höhere Schwellenwerte und Pauschalen so vereinfacht werden, dass Betriebe weniger bürokratischen Aufwand haben.

Das Gesetz wird nun im Bundestag beraten. Damit es in Kraft treten kann, müssen auch die Bundesländer zustimmen. Sie würden damit jedoch Milliarden an Steuereinnahmen verlieren.

Unternehmen sollen von Papierbergen befreit werden

Justizminister Marco Buschmann (FDP) will mit einem Bürokratieentlastungsgesetz vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen den Aufwand im «Bürokratie-Dickicht» Deutschland spürbar reduzieren. Für die Wirtschaft seien die komplizierten Verfahren ein echter Grund, nicht zu investieren, meint die Regierung.

Robert Habeck, Olaf Scholz und Christian Lindner bei der Klausurtagung auf Schloss Meseberg (Bild: REUTERS/Lisi Niesner)
Robert Habeck, Olaf Scholz und Christian Lindner bei der Klausurtagung auf Schloss Meseberg (Bild: REUTERS/Lisi Niesner)

Mit diversen Maßnahmen will die Ampel jetzt Abläufe beschleunigen und zum Beispiel dafür sorgen, dass Unternehmen nicht mehr so viele Papierbelege über Jahre archivieren müssen. Nach Angaben Buschmans werden durch die geplanten Maßnahmen 2,3 Milliarden Euro im Jahr eingespart. Noch liegt allerdings kein Gesetzentwurf vor, das Kabinett hat jedoch die Eckpunkte für ein entsprechendes Gesetz beschlossen.

Lesen Sie dazu auch: Diese bürokratischen Auflagen könnten bald wegfallen

Elektronische Patientenkarte ab 2025

Auf den Weg bringen will die Regierung auch zwei Gesetze von Minister Karl Lauterbach (SPD), um die lange schleppende Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzubringen. So sollen alle Versicherten 2025 elektronische Patientenakten bekommen, es sei denn, man widerspricht. Durch die bessere Verfügbarkeit der Daten sollen zum Beispiel Doppeluntersuchungen vermieden und medizinische Behandlungen verbessert werden.

Was es damit genau auf sich hat, lesen Sie hier: Operation «Aufholjagd» für E-Rezept und E-Patientenakte

Georgien und Moldau sollen sichere Herkunftsstaaten werden

Georgien und Moldau sollen nach dem Willen der Bundesregierung als sogenannte sichere Herkunftsstaaten eingestuft werden. «Asylverfahren von Staatsangehörigen dieser Staaten werden dadurch schneller bearbeitet und - im Anschluss an eine negative Entscheidung über den Asylantrag - wird ihr Aufenthalt in Deutschland schneller beendet», heißt es in dem Gesetzentwurf des Bundesinnenministeriums, den das Kabinett beschloss. Bundestag und Bundesrat müssen noch zustimmen.

Innenministerin Nancy Faeser
Innenministerin Nancy Faeser (Bild: REUTERS/Annegret Hilse)

«Mehr als jeder zehnte abgelehnte Asylantrag kommt aus diesen beiden Ländern», erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). «Hier können wir also sehr schnell irreguläre Migration wirksam reduzieren. Zugleich wollen wir mit Georgien und Moldau demnächst Migrationsvereinbarungen schließen.»

Kanzler will Kommunikationswende der Ampel

In den Umfragen sind die Ampel-Parteien inzwischen weit von einer Mehrheit entfernt. 72 Prozent sind nach einer aktuellen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov unzufrieden mit der Arbeit der Regierung in der ersten Halbzeit der Wahlperiode. Die Koalitionäre führen die schlechten Werte selbst auf ihre teilweise missratene Kommunikation zurück: «Wir versauen es uns permanent selbst. Und das ist natürlich auf Dauer kein Erfolgsgeheimnis», sagte Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) kürzlich.

Laut Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich die Bundesregierung nun vorgenommen, künftig geräuschloser zusammenzuarbeiten. Wesentlicher Vorteil der Ampel-Regierung sei, dass viel Liegengebliebenes abgearbeitet werde. «Aber es ist dann so, dass wir schon uns vorgenommen haben, dass das geräuschloser stattfindet», sagte der SPD-Politiker am Mittwoch nach der Kabinettsklausur in Meseberg.

Christian Lindner und Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales (Bild: Kay Nietfeld/dpa)
Christian Lindner und Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales (Bild: Kay Nietfeld/dpa)

Zuvor hatte Finanzminister Christian Lindner (FDP) die Arbeit der Ampel verteidigt. «Wir sind eine Regierung, wo gehämmert, geschraubt wird. Das führt zu Geräuschen, wie Sie schon festgestellt haben. Aber es kommt eben auch was raus», sagte er. Scholz ergänzte auf eine Frage hin: «Wir werden hämmern und klopfen, aber mit Schalldämpfer.»

VIDEO: Ampel-Klausur: Darum geht es in Meseberg