Kadyrow will seine drei Söhne (16, 15 und 14) in den Krieg in der Ukraine schicken
Nachdem der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien Russlands Armeeführung wegen des Rückzugs aus der strategisch wichtigen Stadt Lyman scharf kritisiert hatte, hat ihn Staatschef Wladimir Putin zum Generaloberst befördert. Das ist der dritthöchste Rang in der russischen Armee. Kadyrow steht damit in der Militär-Hierarchie auf dem Niveau von Generaloberst Alexander Lapin, dessen Absetzung der Tschetschene wegen der Niederlage in Lyman gefordert hatte.
Kadyrow hatte gewettert, Lapin solle in den Rang eines Gefreiten degradiert und barfuß mit einem leichten Maschinengewehr an die Front geschickt werden, um "seine Schande" wieder gut zu machen. Der Kreml forderte Kadyrow danach auf, während der "militärischen Sonderoperation" seine Gefühle außer acht zulassen. Aber auf im Internet veröffenttlichten Fotos war Lapin offenbar persönlich an vorderster Front in der Ukraine zu sehen.
Kadyrow feiert Rekord an westlichen Sanktionen
In einer eigentümlichen Zeremonie wurde Kadyrow an seinem 46. Geburtstag als "meist sanktionierter Mann in Russland" ins Buch der Rekorde der russischen Föderation aufgenommen und geehrt.
Der tschetschenische Präsident steht seit Jahren wegen seiner Gewaltherrschaft uns seinem Vorgehen gegen Homosexuelle in der Kritik.
Söhne sollen sich "im Kampf beweisen"
In seinem Telegram-Kanal kündigte Ramsan Kadyrow an, er werde seine drei jugendlichen Söhne "sobald wie möglich" in den Krieg schicken. Der Tschetschenen-Führer hat drei Töchter und drei Söhne. Die erwachsenen Töchter stehen seit einigen Wochen auf der Sanktionsliste der USA. Die drei Söhne sind der 16-jährige Ahmat, der 15-jährige Eli und der 14-jährige Adam. Dies sei kein Scherz, erklärt Kadyrow, es sei an der Zeit, dass sie sich im Kampf beweisen.
Es gibt offenbar auch Videoaufnahmen, die Kadyrows Söhne beim militärischen Training zeigen. Einige Kritiker sagen, der Tschetschene glaube wohl, er schicke die Kids in den "TikTok-Krieg".
Dabei ist Kadyrow nicht verlegen, sich in weitere Widersprüche zu verstricken, denn kurz zuvor hatte er eine weitere Beteiligung Tschetscheniens an der russichen Teilmobilmachung abgelehnt. Und er hatte den Einsatz von "Atomwaffen geringer Stärke" in der Ukraine gefordert.
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Kadyrow und der Punching Ball von Louis Vuitton
Für Aufsehen in den sozialen Medien sorgt auch, dass in der Residenz von Ramsan Kadyrow in Grosny ein Punching Ball der französischen Luxusmarke Louis Vuitton zu sehen sein soll. Das Sportgerät für Boxfreunde mit seinem Koffer hatte Karl Lagerfeld für die Louis-Vuitton-Kollektion 2014 entworfen.
Bei verschiedenen Treffen von Ramsan Kadyrow mit diversen Delegationen ist das Louis-Vuitton-Logo im Hintergrund zu erkennen. Angesichts der Tatsache, dass Kadyrows Frau ein Label für muslimische Mode an die Tochter übergeben hat und diese ihre Kleider auch in Paris präsentiert hat, ist ein Objekt von Louis Vuitton bei den Kadyrows nicht weiter erstaunlich. Dass ein enger Verbündeter von Wladimir Putin Luxus aus dem Westenn schätzt allerdings schon.
Der belarussische Oppositionskanal Nexta gibt einen astronomischen Preis für die Louis-Vuitton-Box-Ausrüstung an, die angeblich nur in einer Stückzahl von 25 Artikeln produziert wurde.
Der Berater des ukrainischen Innenministeriums Anton Geraschtschenko schreibt zu Kadyrows Ankündigung, seine Söhne in den Krieg zu schicken, auf Twitter, damit legitimiere Russland den EInsatz von Minderjährigen im Kampf und sei am niedrigsten Niveau überhaupt angekommen.
Kadyrow und Prigoschin gegen Shoigu
Viele, die die Lage im Kreml beobachten, sind erstaunt darüber, wie viel Kritik Ramsan Kadyrow äußern darf. Und darüber dass seine auf der Plattform Telegram - meist in Form von Videos veröffentlichten Schimpftiraden - von Wladimir Putin geduldet werden.
Tatsächlich hat Kadyrow bereits Tausende Soldaten - darunter seine berüchtigten "Kadyrowzi", eine für ihr brutales Vorgehen berüchtigte Leibgarde - in Russlands Krieg in die Ukraine geschickt. Kurz nach dem russischen Einmarsch behauptete Kadyrow, selbst an der Front in der Ukraine zu sein, was seine Kritiker bestritten. Nach der von Putins Verteidigungsminister Sergei Schoigu angekündigten Teilmobilmachung sagte Ramsan Kadyrow, er werde keine Rekruten mobilisieren, weil Tschetschenien seinen Beitrag schon zu 254 Prozent erfüllt habe.
Nicht klar ist die Beziehung zwischen Ramsan Kadyrow und dem Chef der Wagner-Söldner Jewgenij Prigoschin. Wie Kadyrow hatte Prigoschin Russlands Armeeführung nach der Niederlage in Lyman kritisiert. Beide zählen innerhalb der Kreml-Elite zu den Gegnern von Putins Verteidigungsminister Sergei Schoigu. Kreml-Kritiker Sushko spricht von einer Allianz Kadyrow-Prigoschin gegen den Verteidigungsminister.
Schoigu war einst ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten und vor Jahren oft mit ihm Abenteuer-Ausflüge zur Jagd oder anderen Natur-Hobbys unternahm. Seit dem Krieg in der Ukraine ist der Verteidigungsminister allerdings nicht sehr oft in den russischen Medien zu sehen.