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Karl Lauterbach wird 60: Gesundheitsminister mit Hang zur Selbstironie

Karl Lauterbach feiert am 21. Februar seinen 60. Geburtstag. (Bild: WDR Kommunikation/Redaktion Bild)
Karl Lauterbach feiert am 21. Februar seinen 60. Geburtstag. (Bild: WDR Kommunikation/Redaktion Bild)

An Karl Lauterbach scheiden sich die Geister. Die einen sind genervt von dem SPD-Mann, die anderen verehren ihn. Für viele ist er außerdem das Gesicht der Corona-Pandemie: Der Mediziner war der König der Corona-Talkshows, erklärte den Deutschen mit seinen unaufhörlichen Mahnungen und Appellen die Pandemie. Seit Dezember 2021 ist er Bundesgesundheitsminister. Am 21. Februar feiert Lauterbach seinen 60. Geburtstag - ein Rückblick auf seinen bisherigen Werdegang.

Von der Hauptschule nach Harvard

Karl Wilhelm Lauterbach wurde am 21. Februar 1963 im nordrhein-westfälischen Düren geboren, bezeichnet sich selbst als Arbeiterkind und arbeitete sich von der Hauptschule nach Harvard hoch. 1982 legte er sein Abitur ab, studierte anschließend Humanmedizin an der RWTH Aachen, der University of Arizona und der University of Texas. 1989 legte er in Aachen die Ärztliche Prüfung ab, 1991 folgte in Düsseldorf die Promotion zum Dr. med.

Nebenbei begann Lauterbach an der Harvard School of Public Health in Boston ein Studium der Gesundheitsökonomie und Epidemiologie, wo er 1993 zum zweiten Mal promovierte. Ab 1998 war Lauterbach Direktor des neu gegründeten Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie an der Universität Köln. Nebenbei lehrte er als Professor in Harvard.

SPD-Mann war früher in der CDU

2005 wurde Karl Lauterbach erstmals für die SPD in den Bundestag gewählt, er ist seit 2001 Parteimitglied und kandidierte 2019 (ohne Erfolg) für den Parteivorsitz. Doch der Mediziner war seiner heutigen Partei nicht immer zugetan: In jungen Jahren war er in der katholischen Jugend aktiv und trat der CDU bei. Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung förderte auch sein Studium in Harvard. Gleichzeitig war es aber auch die Zeit in den USA, die Lauterbach zum Sozialdemokraten machte: Er setzte sich immer mehr mit Gerechtigkeitsthemen auseinander und kam zu dem Schluss, dass die CDU dafür nicht die richtige Partei war.

In seiner Partei und in der Bundestagsfraktion war die Personalie Lauterbach als Bundesminister bis zuletzt umstritten. Er gilt bisweilen als Einzelkämpfer und Exzentriker, aber auch als sehr fleißig.

Kein Salz und Fleisch, dafür Schokolade und Wein

Ein Markenzeichen des Mediziners war lange die Fliege, die er schon als Arzt in den USA getragen hatte. Erst 2019, als er sich für den SPD-Parteivorsitz bewarb, legte er die Fliege auf Anraten seiner Töchter ab. Zu seinen Eigenheiten gehört auch, dass er seit Ende der 1980er Jahre komplett auf Salz verzichtet. So bestellt er selbst in Restaurants seine Gerichte ausdrücklich ohne Salz, auch die Caterer im Bundestag haben stets ein salzloses Gericht für Lauterbach im Repertoire. Bekannt ist auch, dass er mittlerweile komplett auf Fleisch verzichtet.

In der WDR-Doku "Konfrontation: Markus Feldenkirchen trifft Karl Lauterbach" stellte der Gesundheitsminister aber klar, dass sein Leben nicht aus der Optimierung seiner Gesundheit bestehe. "Ich mache sehr viele Dinge, die nicht gesund sind." Er gehe zu spät ins Bett und schlafe zu wenig. Und auf Wein könne er auch nicht verzichten. Der Gesundheitsminister ist bekannt dafür, Rotwein-Liebhaber zu sein und täglich ein Glas zu trinken. Im YouTube-Format "DISSLKE" erklärte er außerdem: "Ich esse sehr viel Schokolade. Und daher sind meine Zähne zwar sehr gesund, aber manchmal durch die Schokolade leicht verfärbt. Die Kombination viel dunkle Schokolade und Kaffee." Eine weitere Gewohnheit des Politikers: sein Lieblingsfüllwort "also". Dazu erklärte er: "Ich versuche, die 'alsos' zu reduzieren. Also, ich gebe mir Mühe."

Lauterbach wird geliebt und gehasst

Womöglich ist es diese gewisse Fähigkeit zur Selbstironie, die zu Lauterbachs großer Popularität beigetragen hat. In Umfragen zur Politikerbeliebtheit belegt Lauterbach stets einen der Spitzenplätze. Während des Lockdowns teilte er am Silvesterabend 2021 etwa einen Netzfund mit der Aufschrift "Übertreibt es nicht. Ich sehe euch. Grüße, euer Karl" via Twitter. Dafür lieben ihn die einen, die anderen hassen den glühenden Impfbefürworter geradezu.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat Karl Lauterbach zum Gesundheitsminister ernannt. (Bild: REUTERS/Hannibal Hanschke)
Bundeskanzler Olaf Scholz hat Karl Lauterbach zum Gesundheitsminister ernannt. (Bild: REUTERS/Hannibal Hanschke)

Als nach der Bundestagswahl 2021 bekannt wurde, dass die SPD in der neuen Bundesregierung das Gesundheitsministerium besetzen würde, formierte sich in den sozialen Medien umgehend eine Kampagne für Lauterbach, unter dem Hashtag #wirwollenKarl. Mit Erfolg: Lauterbach wurde von Bundeskanzler Olaf Scholz zum Bundesgesundheitsminister ernannt. "Die meisten Bürgerinnen und Bürger haben sich gewünscht, dass der nächste Gesundheitsminister vom Fach ist, dass er das wirklich gut kann und dass er Karl Lauterbach heißt. Er wird es", sagte der Kanzler.

Privat war Lauterbach von 1996 bis 2010 mit der Ärztin und Epidemiologin Angela Spelsberg verheiratet, mit der er vier Kinder hat. Aus einer weiteren Beziehung hat er eine Tochter. Lauterbach und Spelsberg trennten sich bereits 2004. In der Corona-Pandemie kritisierte Spelsberg ihren Ex-Ehemann auch öffentlich.

60. Geburtstag ist "schwierig" für Karl Lauterbach

Auf seinen 60. Geburtstag blickt Karl Lauterbach eher beklommen, wie er dem "Stern" erklärte. "Das ist in der Tat ein schwieriger Geburtstag für mich. Ich konnte mich darauf innerlich noch nicht richtig vorbereiten." Er plane, "im kleinen Kreis, sehr privat" zu feiern, sagte Lauterbach. Eine kleine Feier halte er in diesen Zeiten für angemessen.

Als Vorteil des Alters sieht Lauterbach seine langjährige Erfahrung in der Gesundheitspolitik. Die Spuren des Alterns machen sich hingegen bei Talkshow-Auftritten in der Maske bemerkbar, wie der Gesundheitsminister typisch selbstironisch erklärt: "Dort wird mittlerweile intensiv an mir gearbeitet. Früher war es eine Sache von Sekunden."

Im Video: Karl Lauterbach gesteht bei Lanz Fehler ein