Katarischer WM-Botschafter nennt Skandalaussagen "aus dem Zusammenhang gerissen"

Im Gespräch mit Jochen Breyer (links) ließ sich der katarische WM-Botschafter Khalid Salman zu Aussagen hinreißen, die ein großes Medienecho auslösten. (Bild: Mateusz Schmolka)
Im Gespräch mit Jochen Breyer (links) ließ sich der katarische WM-Botschafter Khalid Salman zu Aussagen hinreißen, die ein großes Medienecho auslösten. (Bild: Mateusz Schmolka)

Er nannte Homosexualität einen "geistigen Schaden" und fühlt sich falsch verstanden: Bei Twitter unterstellte der katarische WM-Botschafter Khalid Salman, die Zitate aus der ZDF-Dokumentation "Geheimsache Katar" seien "aus dem Zusammenhang gerissen" worden. Zugleich bekräftigte er seine Haltung.

Dass Khalid Salman mit seinen diskriminierenden Aussagen in Deutschland breite Empörung ausgelöst hat, ist dem WM-Botschafter Katars nicht entgangen. Beim Kurznachrichtendienst Twitter nahm der ehemalige katarische Nationalspieler nun Stellung zur Debatte. Dort schrieb er, seine Aussagen seien "aus dem Zusammenhang gerissen" worden, was er sehr bedaure. Zugleich bekräftigte er seinen grundsätzlichen Standpunkt: "Jeder ist in Katar willkommen, aber unsere Religion und unsere Kultur werden sich nicht für die Weltmeisterschaft ändern."

Salman hatte in einem Gespräch mit dem ZDF-Reporter Jochen Breyer gesagt, Homosexualität sei "haram", eine Sünde, und die Folge eines "geistigen Schadens" (im englischen Originalwortlaut: "damage in the mind"). Das Interview fand statt für die kritische ZDF-Dokumentation "Geheimsache Katar", die seit ihrer Ausstrahlung am Dienstagabend für viele Schlagzeilen sorgt. Wie aus dem Film hervorgeht, wurde das Gespräch mit Jochen Breyer nach den Aussagen durch einen katarischen WM-Offiziellen abgebrochen.

Breyer: "Wie werden sie reagieren, wenn sich zwei schwule Männer auf der Straße küssen?"

"Katar ist es gewohnt, totale Kontrolle über die Einwohner zu haben - immer und überall", hatte Breyer die Szene im Interview mit der Agentur teleschau kommentiert. Über seine Dokumentation sagte der Sportmoderator: "Wir hatten auf jeden Fall das Gefühl, uns in einem Überwachungsstaat zu bewegen." Eine Frage, die ihn im Bezug auf das WM-Gastgeberland umtreibe: "Wie werden sie reagieren, wenn Fans oberkörperfrei durch die Stadt laufen, wenn sie Bier trinken oder wenn sich zwei schwule Männer auf der Straße küssen?"

Unterdessen reagierten auch Amtsträger wie die für Sport zuständige Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf die Enthüllung, die SPD-Politikerin bezeichnete Salmans Worte als "furchtbar". Auch wenn Faeser Anfang November während ihres Besuchs in Doha im Emirat betont haben soll, dass "alle Menschen, egal woher sie kommen, wen sie lieben und woran sie glauben" sicher sein müssen, hat der Lesben- und Schwulenverband seine Zweifel und fordert nun von der Bundesregierung neben einer Reisewarnung auch, alle offiziellen Reisen zur WM abzusagen.

Dass sich jeder Fan frei und ohne Angst bewegen könne, habe Fraeser mit dem Premierminister von Katar besprochen. "Diese Sicherheitsgarantie hat mir Chalid bin Chalifa bin Abdulasis Al Thani heute gegeben", versicherte die Bundesinnenministerin. Sie vertraue auch weiterhin darauf.