Kein Account-Sharing mehr: Das muss man über die neuen Netflix-Regeln wissen

Die Nachricht schreckte viele Netflix-User*innen auf: Künftig darf der Account nicht mehr außerhalb des eigenen Haushalts geteilt werden. Das Wichtigste zu den neuen Netflix-Regeln.

Schluss mit dem Sharing: Netflix unterbindet künftig das Teilen von Accounts bei Personen, die nicht im gleichen Haushalt leben.  (Illustration: Jonathan Raa/NurPhoto via Getty Images)
Schluss mit dem Sharing: Netflix unterbindet künftig das Teilen von Accounts bei Personen, die nicht im gleichen Haushalt leben. (Bild: Jonathan Raa/NurPhoto via Getty Images)

Es war lange eine tolerierte Praxis: Wer einen Netflix-Account bezahlte, teilte diesen mit Freund*innen oder Familie. Doch damit ist es künftig vorbei. Am Dienstag (23.5.) kündigte der Streaming-Riese an, die Praxis einzuschränken. Geteilt werden darf ein Account nun nur noch mit Personen, die auch im selben Haushalt leben. Jede*r weitere*r Nutzer*in eines geteilten Accounts soll in Zukunft eine Gebühr zahlen.

Ab sofort kein Account-Sharing mehr in Deutschland und Österreich

Der US-Medienkonzern hatte früher noch selbst Werbung mit dem Teilen von Accounts betrieben. So setzte Netflix im Jahr 2017 einen Tweet ab, in dem es hieß: "Love is sharing a password." Doch diese Liebe scheint ein bisschen erloschen zu sein. Unter größerem finanziellen Druck entschied Netflix nun, dem Sharing ein Ende zu setzen. Die neuen Regeln gelten in über 100 Ländern, auch Österreich und Deutschland sind nun betroffen.

Milliarden-Verlust durch geteilte Netflix-Accounts

Laut Netflix nutzen weltweit etwa 100 Millionen Haushalte den Login eines anderen Accounts. Das ist fast die Hälfte der Anzahl an zahlenden Abonennt*innen. Etwa zwei Milliarden Euro Umsatz soll der Streamingservice pro Jahr dadurch einbüßen, wie der US-Blog "Cordcutting" feststellte. Nachdem schon länger angekündigt worden war, dagegen vorzugehen, hatte Netflix die neuen strengeren Sharing-Richtlinien bereits in mehreren Ländern getestet, um zu sehen, wie es sich auf das Nutzungsverhalten auswirken würde. Kanada gehörte genau so dazu, wie Portugal und Spanien. Offensichtlich waren die Tests erfolgreich, denn nun wird das Teil-Verbot ausgeweitet.

Netflix-Nutzung auf Reisen weiterhin möglich

Dabei verspricht Netflix, dass User*innen des gleichen Haushalts weiterhin einen geteilten Account nutzen können. Dies soll auch ohne Probleme möglich sein, wenn man auf Reisen ist, oder sich nicht zuhause aufhält. Wie genau der Konzern überprüfen will, wer zum gleichen Haushalt gehört und wer nicht, bleibt allerdings sein Geheimnis. Offiziell soll so verhindert werden, dass Nutzer*innen die Sperren umgehen können. Entdeckt Netflix ab jetzt Nutzer*innen, die sich nicht von einer gemeinsamen IP-Adresse eines offiziellen Accounts einloggen, sollen diese zunächst gewarnt werden, bevor der Zugang gesperrt wird. In Österreich und Deutschland sollen bereits die ersten Abonnent*innen angeschrieben worden sein.

Diese Optionen gibt es künftig für einen geteilten Netflix-Account

Bekommt man Post von Netflix gibt es zwei Optionen. Man kann das bislang verwendete Profil in ein neues eigenes Konto mit der Funktion "Profiltransfer" übertragen, für das dann eine eigene Mitgliedschaft abgeschlossen werden muss. Alternativ kann man aber auch dem bestehenden Account ein weiteres zahlungspflichtiges Mitglied hinzufügen. Dies geht über die Konto-Einstellungen unter dem Menüpunkt "Sicherheit und Datenschutz". Dort können Geräte unter "Zugriff und Geräte verwalten" auch ausgeloggt werden. Unter dem Menüpunkt "Zusatzmitglieder" können nun neue kostenpflichtige Mitbenutzungs-Accounts angelegt werden.

In Deutschland kostet das günstigste Netflix-Abo mit einem eingeschränkten Angebot und Werbung momentan 4,99 Euro im Monat. Genau so viel soll es nun kosten, wenn eine weitere Person einen Account teilen möchte. Das Standard-Abo liegt bei 12,99 Euro, das teuerste Angebot bei 17,99 Euro monatlich für die Account-Erstnutzung. Die Abos bleiben monatlich kündbar.

Finanzdruck im Streamingbereich

Im Streamingbereich ist die Konkurrenz in den vergangenen Jahren enorm angewachsen. Mit Disney+, Apple TV, Paramount+ und Amazon Prime sind mehrere schlagkräftige Anbieter groß ins Geschäft eingestiegen. Bisher sind dies oft Investitionen in die Zukunft, viele der Streamingdienste arbeiten bislang ohne großen Profit. Allein Disney soll durch sein Streaming-Angebot 2022 mehr als viereinhalb Milliarden US-Dollar eingebüßt haben. Diesen Druck bekommt auch Netflix zu spüren.

Die Sharing-Einschränkung wird nun wohl erstmal zu einem Rückgang an Abonnent*innen führen. Das ließ sich bereits beim Versuchsballon in Kanada beobachten. Dort allerdings wuchs die Zahl der zahlenden Nutzer*innen nach einer Weile wieder und liegt laut Netflix nun höher, als zuvor. Ob sich diese Dynamik auch in Europa und im überaus wichtigen US-Markt wiederholen wird, lässt sich allerdings schwer voraussagen.

(Mit Material von dpa)