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Kekulé wehrt sich gegen Propaganda-Vorwurf von Lanz: "Soll ich die Daten verschweigen?"

Alexander Kekulé ließ sich bei "Markus Lanz" nicht aus der Ruhe bringen. Nachdem seine Aussagen zum Ursprung der Corona-Pandemie vom chinesischen Staatsfernsehen missbraucht wurden, sieht er die Fachwelt auf seiner Seite.

So selbstreferenziell wie am Dienstag geht es bei "Markus Lanz" selten zu: Zehn Minuten lang diskutierte der Gastgeber mit dem aus München zugeschalteten Virologen Alexander Kekulé über eine Ausgabe seiner eigenen Talkshow, die am vergangenen Donnerstag im ZDF zu sehen war. Der Grund: Kekulés damalige Aussagen zum Ursprung der Corona-Pandemie wurden vom chinesischen Staatsfernsehen zitiert und instrumentalisiert, ja regelrecht missbraucht. Absichtlich wurden sie nicht in vollem Umfang und ohne den nötigen Kontext wiedergegeben. "Wie überrascht waren Sie, dass wir es gemeinsam ins chinesische Staatsfernsehen geschafft haben?", fragte Markus Lanz den Forscher.

Der entspannt auftretende Virologe entgegnete, er sei "sehr überrascht" gewesen. "Sie haben ja schon angedeutet, dass das auf der chinesischen Linie liegt." Mit der "chinesischen Linie" meinte Kekulé Aussagen aus seinem Buch, dass der Auslöser der aktuellen Pandemie eher in der italienischen Lombardei zu suchen sei als in Wuhan.

Am Dienstag bestätigte Kekulé die Aussage erneut: "Das Virus, das gerade weltweit grassiert, ist nicht das Virus aus Wuhan." Zwar stamme das Coronavirus ursprünglich aus China, in Norditalien habe sich dann allerdings die sogenannte "G-Variante" durchgesetzt, die sich anschließend über die ganze Welt verbreitete. Genau diesen Teil seines Statements ließ das chinesische Fernsehen in seinem Bericht über Kekulés Aussagen jedoch unter den Tisch fallen. Dort wurde suggeriert, Kekulé glaube nicht, dass das Virus aus Wuhan stamme.

"Überraschend, dass die Chinesen 'Markus Lanz' gucken!"

Der 62-Jährige selbst kann die ganze Aufregung um seine Aussagen - insbesondere in den deutschen Medien - nicht verstehen, da er nach eigener Ansicht nichts kundgetan habe, das in der Fachwelt umstritten sei. "Es ist wirklich trivial. Wir Virologen wissen das seit Juli ungefähr", so Kekulé. Es gebe bereits mehrere Publikationen zum Thema. "Richtig überraschend war natürlich, dass die Chinesen offensichtlich 'Markus Lanz' gucken", witzelte er lediglich.

Der Talkmaster hielt dagegen, er habe mit anderen Virologen über das Thema gesprochen. Diese würden Kekulés Ansicht zum Beginn der Pandemie zwar für gut möglich halten, aber lieber Vorsicht walten lassen. Der Vorwurf des ZDF-Talkers: "Muss Ihnen nicht klar sein, wissend, was in China mit kritischer Berichterstattung passiert, dass sie absichtlich falsch verstanden werden?"

Kekulé blieb jedoch gelassen. Nachweise des Virus seien bereits in alten italienischen Blutproben aus dem September 2019 sowie im Abwasser gefunden worden. Allerdings stellte der Forscher klar, dass das keinesfalls heiße, es käme nicht aus China: "Die Schlussfolgerung ist eine andere." Das Virus habe eben auch in China schon länger zirkuliert und sei vorher schon in einzelnen Fällen exportiert worden. Und was ist mit dem berühmten Seafood-Markt in Wuhan? "Das war wahrscheinlich gar nicht der Anfang der Pandemie, wie China es ja darstellen möchte, sondern nur ein Superspreader-Ereignis, wie wir das bei Tönnies gesehen haben."

Kekulé bei "Markus Lanz" (ZDF): "Was hätte ich machen sollen? Die Daten verschweigen?"

Gegen Ende des Gesprächs fragte Lanz dann noch einmal scharf nach, ob der Virologe auch wirklich auf keiner Gehaltsliste des Staates China oder dessen Unternehmen stehe. Kekulé verstand das offenbar nicht als Angriff, verneinte aber in aller Deutlichkeit. "Was hätte ich machen sollen? Sollte ich deswegen die Daten verschweigen?", sagte er in Bezug auf seine Instrumentalisierung.

Eine Gegendarstellung sei im chinesischen Fernsehen ohnehin undenkbar. Weiter verwies er auf sein Buch und die vielen Fragezeichen im Hinblick auf China, die er darin beschreiben würde. "Da kommt China nicht gut weg, sodass dieser Verdacht nicht im Raum stehen dürfte." Für ihn sei die Sache ohnehin nur ein "Strohfeuer", denn die Fachwelt wisse seine Aussagen einzuordnen.