Komiker, Weltenbummler, Gentleman: "Monty Python"-Legende Michael Palin wird 80
Als Teil der Comedy-Truppe Monty Python wurde er zur Legende, als stets neugieriger Weltenbummler erkundete er fürs Fernsehen fast die gesamte Welt: Michael Palin feiert am 5. Mai seinen 80. Geburtstag.
"Schleudert den Purschen zu Poden!" - Selbst Menschen, die Michael Palin nicht kennen, dürften diesen Satz kennen. Als Pontius Pilatus mit Sprachfehler lieferte er in "Das Leben des Brian" (1979) seine vielleicht bekannteste und lustigste Performance ab. Doch Palin war nicht nur Teil der britischen Comedy-Truppe Monty Python, die Anfang der 70er-Jahre mit anarchistischem Sketchen erst das (britische) Fernsehen revolutionierte und später mit bitterbösen Filmsatiren endgültig Comedy-Kult wurde. Auch als Schauspieler, etwa als naiver Held im Fantasyfilm "Jabberwocky" (1977), als Stotterer im Komödienklassiker "Ein Fisch namens Wanda" (1988) und zuletzt als russischer General in der bitterbösen Satire "The Death of Stalin" (2017) begeisterte er das Publikum.
In seiner Heimat kennt man ihn allerdings heute eher als Weltenbummler und -erklärer. Seit über 40 Jahren reist er um und über den Erdball, um den britischen Fernsehzuschauern fremde Kulturen und Länder näherzubringen. Michael Palin, seit 2018 sogar Sir Michael Palin, der am 5. Mai sein 80. Lebensjahr vollendet, könnte sich auf seinen Lorbeeren ausruhen. Aber das ist überhaupt nicht seine Sache. Denn Palin mag die Vergangenheit nicht unnötig verklären, er blickt lieber neugierig in die Zukunft.
Fast scheint es so, als wehre er sich gegen zu viel Lob für sein Lebenswerk - auch wenn Monty Python, die Komikertruppe, die er 1969 gemeinsam mit Graham Chapman, John Cleese, Eric Idle, Terry Gilliam und Terry Jones gründete, einst als "Beatles der Comedy" bezeichnet wurden. Palins Urteil fällt differenzierter aus: "Nicht alles, was wir anfassten, war Gold", sagte er 2014 im "Time Out"-Interview, gerade für die erste Staffel ihrer TV-Serie "Flying Circus" habe man wahnsinnig viel Material in kürzester Zeit schreiben müssen: "Nicht alles davon war großartig, einiges war Müll."
Nichtsdestotrotz ist er sich natürlich bewusst, dass die sechs Komiker damals eine völlig neue Art von Comedyshow erfanden, "Monty Python's Flying Circus" war keine Slapstickrevue, keine politische Satire, keine klassische Sketchshow, sondern ein Angriff auf das Medium selbst: "Wir nahmen das Fernsehen komplett auseinander - so wie Kinder es tun würden", erklärte Palin 2018 im Interview mit der "Times".
Michael Palin: Vom Comedy-Star zum Erdkunde-Experten
Die kindliche Freude am großen Auftritt zeigte sich bei Palin schon früh: Mit fünf Jahren stand er in seiner ersten Schulaufführung auf der Bühne, mit zehn performte er bereits seine ersten Sketche. Auch in Oxford, wo er moderne Geschichte studierte (und mit einem Bachelor abschloss), widmete er sich bald seiner wahren Leidenschaft: An der Eliteuniversität lernte er seinen späteren Python-Kollegen Terry Jones kennen, mit dem ihm bis zu dessen Tod im Jahr 2020 eine enge Freundschaft verband. Gemeinsam schrieben sie Sketche und waren Teil der dortigen Comedytruppe "Oxford Revue".
Nach dem Ende seines Studiums begann Palin als Autor für die Satire-Show "The Frost Report" zu arbeiten, bald schon folgten erste eigene Auftritte in Sketchshows wie "Do Not Adjust Your Set" (gemeinsam mit Eric Idle, Terry Jones und Terry Gilliam, der für die Animationen zuständig war) und "How To Irritate People" (mit John Cleese und Graham Chapman). Man kannte und mochte sich also bereits, als John Cleese, der eine neue Show für die BBC entwickeln wollte, bei Michael Palin anrief, um ihn zu fragen, ob man zusammenarbeiten wolle. Das Ergebnis waren 45 Folgen legendärer TV-Comedy, drei Kinofilme, die heute als Kultklassiker gelten, zahlreiche gefeierte Live-Shows (zuletzt 2014) und nicht zuletzt ein Ruf als Kultkomiker-Truppe, der für alle noch mehr und neue Möglichkeiten eröffnete.
Michael Palin erlaubte seine Bekanntheit, seiner zweite große Leidenschaft zu frönen: Bereits 1980 hatte er in der Reise-Doku-Serie "Great Railway Journeys of the World" gastiert. 1989 begab er sich dann auf seine erste große Reise für die BBC: Auf den Spuren von Jules Vernes gleichnamigem Roman versuchte er, ohne zu fliegen "In 80 Tagen um die Welt" zu reisen und - Spoiler! - schaffte es knapp. Das Format erwies sich als so beliebt, dass Palin danach unter anderem noch von Pol zu Pol reiste, auf den Spuren von Ernest Hemingway wandelte, die Sahara durchquerte und den Himalaya erkundete. Zuletzt besuchte er 2018 Nordkorea und 2022 den Irak.
Das Erfolgsgeheimnis seiner Reisedokus läge wohl darin, so Palin, dass er - der keine anderen Sprachen beherrsche und keine sonstigen Kenntnisse der bereisten Länder habe - die schlimmsten Vorurteile der Zuschauer bestätige: "Die Leute wollen überhaupt nicht reisen und zeige ihnen, warum. Und natürlich lieben sie es, jemanden leiden zu sehen", sagte er scherzhaft gegenüber er der "Times". Aber die wahre Qualität seiner Dokumentationen, die leider zum Großteil nie im deutschen Fernsehen liefen, ist eine andere. Palin spielt sich bei seinen Reisen nie in den Vordergrund: "Ich war immer mehr daran interessiert, die Geschichten der Leute zu hören, als mich der Geschichte aufzudrängen."
Und der leidenschaftliche Weltenbummler denkt nicht daran, seinen "Job" an den Nagel zu hängen: "Ich weiß nicht, ob ich gut damit umgehen könnte, wenn zu Hause bleiben und in einem Sessel sitzen müsste", erklärte Palin noch 2018. Seine Reiselust ist ungebrochen, sein letzter Trip in den Irak ließ ihn zwar jeden Tag "zerschlagen" zurück, so der Weltenbummler gegenüber dem Magazin "Wanderlust": "Aber wenn man eine Neugier hat, die Welt zu sehen, macht man immer weiter."
Kurz vor seinem 80. Geburtag: Palin trauert um seine Ehefrau
Sein exzellenter Ruf als Reisereporter sogar führte dazu, dass er 2009 zum Präsidenten der "Royal Geographic Society" gewählt wurde, der er bis 2012 vorstand. Und Palin wurde auch nicht etwa als Komiker und Schauspieler, sondern aufgrund seiner Verdienste um "Reise, Kultur und Geografie" 2018 von Queen Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben.
Dass er schon zuvor als Gentleman galt, dass immer wieder - von Journalisten, Kollegen, anderen Menschen - erklärt wird, dass er unfassbar nett sei, kann und will Palin nicht abstreiten - zumindest nicht ganz. "Ich möchte, dass die Leute mich mögen", sagte er der "Times", hob aber in einem anderen Interview hervor, dass es auch andere nette Prominente gebe: "Gary Lineker ist sehr nett. Und Cliff Richard. Ich bin mir nicht sicher, ob ich für meine Nettigkeit hervorgehoben werden möchte." Auch ein (angebliches) Zitat seiner Ehefrau spricht dafür: "Wenn du noch netter wirst, dann verlasse ich dich", soll sie einst gesagt haben.
Wirklich ernst meinte sie das wohl kaum: Michael Palin und seine Jugendliebe Helen waren seit 1966 verheiratet. Sie starb kurz vor seinem 80. Geburtstag, wie der Schauspieler auf seiner Homepage mitteilte: "Helen war das Fundament meines Lebens. Ihr ruhiges, weises Urteilsvermögen hat alle meine Entscheidungen beeinflusst, und ihr Humor und praktischer Verstand standen im Zentrum unseres gemeinsamen Lebens", schrieb Palin. Sie habe jahrelang unter chronischen Schmerzen gelitten, die sich vor einigen Jahren durch die Diagnose eines Nierenversagens noch verschlimmert hätten, erklärte Palin. Ihr Tod sei ein riesiger Verlust für ihre drei Kinder und ihre vier Enkelkinder.