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Kommentar: Armin Laschet wird zum Robin Hood der Konservativen

Etwas bange Blicke der Wettbewerber vor Beginn des dritten Triells im Fernsehen: Olaf Scholz (links), Annalena Baerbock und Armin Laschet am vergangenen Sonntag (Bild: REUTERS/Michele Tantussi)
Etwas bange Blicke der Wettbewerber vor Beginn des dritten Triells im Fernsehen: Olaf Scholz (links), Annalena Baerbock und Armin Laschet am vergangenen Sonntag (Bild: REUTERS/Michele Tantussi)

Für den Unions-Kanzlerkandidat beginnt die Woche der Wahrheit: Entweder Top oder Flop. Armin Laschet liegt dabei so weit hinten, dass er nur noch über die Ecke kommen kann. Drei Gründe, warum der Wahlkampf an Spannung zunimmt – und warum es an der Spitze jetzt eng wird.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Die Umfragewerte scheinen wie betoniert. Beim TV-Triell gab Olaf Scholz von der SPD schon den Kanzler, als säße er seit Jahren auf der Regierungsbank – aber halt, das tut er ja; nur nicht als Chef. Und während Annalena Baerbock von den Grünen gezielte Spitzen und Punkte setzte, mümmelte sich Armin Laschet von der CDU uninspiriert und irgendwie lustlos in der Ecke. Was der NRW-Ministerpräsident dem Fernsehpublikum erzählte, lässt sich wie folgt zusammenfassen: Er würde als Kanzler die Wirtschaft schon machen lassen, bei Klima, Mindestlohn und Jobschaffung, frei nach dem rheinischen Motto „Et hätt noch emmer jot jejange“.

Das überzeugt nicht einmal eingefleischte Karnevalisten. Mit diesem Slogan wird Laschet kaum Karnevalsprinz, geschweige denn Kanzler.

Die Messe ist noch nicht gesungen

Wer das Triell am vergangenen Sonntag im Fernsehen sah, konnte sich des Eindrucks nicht erwehren: Das war’s. Während sich Baerbock und Scholz die Bälle zuschoben und bereits in Koalitionsverhandlungen vertieft schienen, lächelte also Laschet vor sich hin. Aber war’s das wirklich?

Drei Gründe sprechen dagegen.

Da ist erstens die geringe Aussagekraft von TV-Umfragen. Angeblich ist Scholz aus dem Triell, nach Angaben von Forsa, mit Abstand als Sieger hervorgetreten – dabei war es Baerbock, welche am klarsten formulierte, wofür sie steht und die am pointiertesten vor allem Laschet bloßstellte.

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Da ist zweitens die Neigung zum strukturellen Wählen. Wer jahrzehntelang sein Kreuz bei der Union machte, wird sich nun in der Wahlkabine nicht automatisch für Scholz & Friends entscheiden. Denn am Ende melden sich die alten Gewohnheiten, und dies aus gutem Grund. Wir wählen letztlich Parteien, nicht Spitzenkandidaten – trotz der ganzen Personalisierung, die wir erleben.

Und drittens hat Laschet den bisherigen Wahlkampf derart desaströs verpatzt, dass jeder gelungene Huster ihm nun zum Vorteil ausgelegt werden wird. Konservative lechzen nach Selbstbewusstsein, die steten medial vermittelten rot-grünen Erfolgsmeldungen können sie nicht mehr hören. Laschet könnte somit endlich aus der Ecke. Und zwar mit Wumms.

Laschet könnte sich aufschwingen, und zwar zum Robin Hood der verstummten Konservativen, zum Rächer der enterbten Mitterechten. Der Aachener ist mittlerweile in der Position eines Außenseiters. Das sieht erstmal schlecht für ihn aus. Aber auf der Außenspur lässt sich am besten überholen.

Sehnsucht lässt sich nicht verbergen

Diese drei Gründe werden dafür sorgen, dass der Wahlkampf in seiner letzten Woche an Spannung zulegt und die drei Wettbewerber ums Kanzleramt eng zusammenrücken werden. Nichts ist entschieden.

In ihrer Sehnsucht nach Repräsentanz, eben politischer Vertretung, werden Konservative Laschet anfeuern. Sie werden jedes Räuspern zu Geistesphilosophie erklären und sich vorkommen, als würden sie aus der Opposition heraus endlich zum Zuge kommen. Vergessen wird sein, dass die CDU seit 2005 regiert, dass Laschet in NRW regiert, dass man historisch gesehen alles andere als ein Underdog ist. Doch dieses Gefühl wird nun in den letzten Tagen kultiviert werden. Es wird mobilisieren. Denn nichts missfällt dem Wähler mehr als die Geschichte vor der Wahl, die Wahl sei schon gelaufen.

Nun bleibt abzuwarten, wie dick dieser Strich durch die Rechnung sein wird.

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