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Kommentar: Drohende Anklage gegen Trump – es ist nur die Spitze eines Eisbergs

Zum ersten Mal könnte ein ehemaliger Präsident der USA angeklagt werden – aber Donald Trump war auch nicht irgendein Präsident, sondern einer schlechtesten und schlimmsten. Da erscheint der mögliche Anklagegrund als Petitesse: Er soll Zahlungen falsch verbucht haben. Dabei hat Trump sich ganz andere Dinge geleistet. Hier eine Sammlung der elf schlimmsten.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Donald Trump beim Besuch eines Wrestling-Turniers im März (Bild: Brett Rojo-USA TODAY Sports)
Donald Trump (Mitte) beim Besuch eines Wrestling-Turniers im März (Bild: Brett Rojo-USA TODAY Sports)

Ja, sowas macht man nicht: Donald Trump hat, kurz vor dem Beginn des Präsidentschaftswahlkampfs in den Vereinigten Staaten Amerikas von 2016, Schweigegeld gezahlt – was völlig legal in den USA ist. Nur machte er offenbar den Fehler, diese Zahlungen vor dem Fiskus als Anwaltskosten geltend zu machen. Wollte er Steuern sparen, dieser Fuchs? Jedenfalls ist es eine Ironie wie die Kirsche auf einer Sahnetorte, dass er womöglich ausgerechnet wegen solch eines Vergehens vor den Kadi treten müsste; leistete er sich doch weitaus Schlimmeres.

Übrigens ging das Schweigegeld an eine Pornodarstellerin. Sie sagte aus, dass er mit ihr Jahre zuvor eine Affäre gehabt habe, was Trump bestreitet, das Schweigegeld aber wohl zahlte. Er wollte Ruhe im Karton des Wahlkampfes, der ihn tatsächlich ins Weiße Haus brachte und dort für die Welt unfassbar lange vier Jahre beließ.

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Doch diese Fehlbuchung war nur eine kleine Spitze eines Eisbergs an Vergehen. Gutes in seiner Amtszeit zu finden, fällt sehr schwer. Seine Vergehen indes sind Legende. Und wegen ihnen wird er in die Geschichtsbücher eingehen: Als jener Präsident, der für sein Land ein einziger Fail war. So sad.

1. Am Ende plante er den Umsturz

Seine vielleicht größte Sünde war, dass Trump seine Wahlniederlage vom November 2020 nicht anerkannte. Er erfand Lügen, um Zweifel am Urnengang zu säen. Er verlangte von seinen Untergebenen selber Manipulationen in seinem Sinne. Und am Ende, als all dies nichts gefruchtet hatte, rief er seine Fanbasis dazu auf, das US Kapitol zu stürmen – dabei starben Menschen. Diese Operation war klassischer Faschismus. Dass er dafür nicht hinter Gitter wanderte, wird ein Rätsel bleiben.

https://de.nachrichten.yahoo.com/porno-star-stormy-daniels-donald-trump-aussage-schweigegeld-132337482.html
Am 6. Januar 2021 stürmten aufgebrachte Trump-Anhänger das US Kapitol. (Bild: Reuters)

2. Am Anfang ging es satirisch los

Seine erste Sünde als Präsident war, dass er seine Einführungsfeier zu einer angeblichen Massenveranstaltung heraufschwindelte, die mehr Zuschauer als jene seines Vorgängers Barack Obama gehabt hätte. Klar, auch das war eine Kleinigkeit, aber eine Kostprobe dessen, was darauffolgte: Im Schnitt 50 Lügen am Tag, eine wirklich beeindruckende Leistung, das muss man erstmal schaffen. Und die Einführung der „Alternativen Fakten“ – also Gegenerzählungen, um missliebige Fakten umgehen zu können; ein anderer Begriff fürs Lügen.

Dann ging es munter weiter.

Links die angeblich besser besuchte Einführungsfeier von Donald Trump im Vergleich zu Barack Obama. (Bilder: Reuters)
Links die angeblich besser besuchte Einführungsfeier von Donald Trump im Vergleich zu Barack Obama. (Bilder: Reuters)

3. Gift zerriss das Land

Sein zweitschlimmstes Vergehen war, dass Trump die Welt in seine Anhänger und den großen Rest einteilt. Letzterem erklärte er auch als Präsident den Krieg. Damit teilte er nicht nur sein Land, sondern vertiefte die Gräben Amerikas, was politische Kompromisse erschwert. Die Partei der Republikaner hat er vergiftet: Lieber erzählen Spitzenfunktionäre seine Lügen nach, als dass sie zum Wohle des Landes nach Wahrheit suchen.

4. Schlechte Freunde

Trump liebt Autokratisches. Weil Europa da wenig zu bieten hat, stürzte er sich auf den „feinen Kerl“ Kim Jong Il in Nordkorea, auf den Protofaschisten Jair Bolsonaro in Brasilien, und natürlich durfte in seiner Boygroup nicht Wladimir Putin fehlen. Dass der saudische Kronprinz Muhammad bin Salman einen ihm missliebigen Journalisten in einer staatseigenen Botschaft zerhacken ließ, störte Trump offenbar weniger; die Gastgeschenke waren aber auch zu hübsch. Apropos: Noch immer recherchiert die Staatsverwaltung einer Menge Staatsgeschenke hinterher, die Trump als Präsident entgegen nahm und nicht, wie vorgeschrieben, der staatlichen Kammer überließ.

Donald Trump mit Nordkorea-Diktator Kim Jong Il, den der US-Präsident als
Donald Trump mit Nordkorea-Diktator Kim Jong Il, den der US-Präsident als "feinen Kerl" bezeichnete. (Bild: Reuter)

5. Keine Freunde im Süden

Den mexikanischen Nachbarn überzog Trump mit Häme. Mexikaner verunglimpfte er als Kriminelle. Und weiter: „Sie sind Vergewaltiger. Und einige, so vermute ich, sind gute Menschen." In Rassismus jedenfalls kennt er sich aus. Darüber hinaus trieb Trump den Bau einer Grenzmauer voran; da zuckt man mit den Erinnerungen an Berlin ein wenig zusammen. An den Kosten wollte Trump, der sich ja für einen hervorragenden Geschäftsmann und Verhandler hält, den mexikanischen Staat beteiligen. Gelungen ist es ihm nicht.

6. Klimawandel abgeschafft

Trump ist das Gerede über den Klimawandel lästig, weil es ihm nichts bringt. Er ist nur an kurzfristigem Profit interessiert. Also verfügte er als Präsident den Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaschutzabkommen. Raubbau an der Natur lässt schließlich die Kasse klingeln, für eine gewisse Zeit. Die danach kümmert ihn kaum.

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7. Afghanistan-Desaster perfektioniert

Einerseits lag Trump darin richtig, den militärischen Einsatz der USA am Hindukusch zu kritisieren und den Abzug der Truppen zu fordern. Doch letztendlich trieb er ihn derart krass voran, garniert mit fatal-naiven Einigungen mit den radikalislamischen Taliban, dass er damit dem Fiasko des Westens den Weg ebnete.

8. Krank sind nur die anderen

Amtsvorgänger Obama hatte die so genannte „Obamacare“ eingeführt, welche den Einstieg in eine Krankenversicherung für alle Amerikaner bedeutete. Trump strich Teile davon. Seine Politik war eine für die Reichen, und die haben ihren eigenen Patientenschutz.

9. Corona? Ich doch nicht

Die Pandemie rund um den Coronavirus tangierte Trump kaum. Für ihn war es nur die „chinesische Krankheit“, als wäre dadurch irgendjemand geholfen gewesen. Als Präsident verpennte er den Gesundschutz seiner Bevölkerung. 200.000 Amerikaner starben.

Der US-amerikanischer Immunologe Anthony Fauci hatte von Donald Trump keine hohe Meinung im Kampf gegen das Coronavirus. (Bild: Reuters)
Der US-amerikanischer Immunologe Anthony Fauci hatte von Donald Trump keine hohe Meinung im Kampf gegen das Coronavirus. (Bild: Reuters)

10. Ein Haufen Nulpen

Trump versammelte um sich eine Mannschaft aus Ja-Sagern. Kompetenz war zweitrangig, viel wichtiger für ihn dagegen, dass man stets Amen zu seinen Wortergüssen sagte. Wer darin nicht schnell genug war, wurde gefeuert oder floh entnervt; die Rochaden in seinem engeren Kreis sorgten für manche Schwindelgefühle. Einen beließ er stets neben sich: Schwiegersohn Jared Kushner kennt sich zwar nur mit Immobilien aus, sollte aber für den Daddy Frieden im Nahen Osten organisieren. Dafür las er sogar, nach eigenen Angaben, ein paar Bücher. Gebracht hatte das Ganze: nichts.

Donald Trump und seine
Donald Trump und seine "Armee" von Ja-Sagern. (Bild: Reuters)

11. Die Dummen fühlten sich stärker

Trump ist offenkundig nicht der Hellste. Vielleicht der Dreisteste, aber mit Intelligenz, Bildung und Kultur hat er es nicht. Sich selbst verkaufte er natürlich als Wert nach außen. Das bestärkte jene, die mit „alternativen Fakten“ die eigene Biografie aufzuhübschen meinten, indem sie die von Anderen schlecht redeten.

Diese Liste ist längst nicht komplett. Denn was dummdreist und böse angeht, ist Trump tatsächlich ein Profi. Nun könnte es sein, dass eine kleine seiner unzähligen Lügen wegen ihrer kurzen Beine ihn doch noch zu Fall bringt.