Kommentar: Der Gratis-Fahrtag im Nahverkehr ist ein Fehler

Berlin. Ich weiß, ich mache mir an dieser Stelle nicht viele Freunde. Wenn es etwas kostenlos in Deutschland gibt, dann freuen sich alle. Also auf zum Jubeln über den Umsonst-Fahrtag bei der BVG, der jetzt jedes Jahr am 22. September stattfinden soll. So will es die rot-rot-grüne Koalition. Eigentlich doch schön, dabei zu sein, wenn europaweit auf die Vorzüge des öffentlichen Nahverkehrs durch kostenloses Fahren hingewiesen wird. Oder?

Es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Denn der fahrscheinlose Tag hat mehrere Denkfehler. Erstens: Es werden wieder einmal die Besitzer von Monats- und Dauerkarten bestraft. Ausgerechnet die treuesten aller Kunden haben ja nichts davon, wenn alle anderen ohne zu bezahlen fahren können. Ganz im Gegenteil.

Mehr zum Thema: Am 22. September sollen Berliner auf das Auto verzichten

Als Steuerzahler zahlt man die Umsonstfahrten auch noch mit. Denn zweitens: Nicht die BVG soll die Aktion bezahlen, sondern das Land und damit eben derjenige, der Steuern zahlt. Pro Tag nimmt die BVG übrigens etwa 700.000 Euro durch Fahrscheine ein.

Drittens: Was soll der Tag bewirken? Nur der kühnste Optimist glaubt wirklich daran, dass durch ein einmaliges Umsonst-Fahren der Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr sofort Zehntausendfach geschehen wird – gerade in Corona-Zeiten mit Maske und Sorge vor Ansteckung. Wenn überhaupt, gibt es also einen einmaligen Mitnahmeeffekt.

Viertens: Völlig verfehlt ist der Strafgedanke. Denn wer nicht umsteigt, soll durch die Sperrung großer Straßen im...

Lesen Sie hier weiter!