Kommentar: Melania Trump wird gemobbt

Melania Trump steht in der Kritik – und wehrt sich. (Bild: Getty Images)
Melania Trump steht in der Kritik – und wehrt sich. (Bild: Getty Images)

Amerikas First Lady beklagt den Umgang mit ihr. Hat sie damit recht?

Ein Kommentar von Jan Rübel

Eigentlich hatte ich geschworen, keine Kolumne über Melania Trump zu schreiben. Partnerinnen und Partner von Politikerinnen und Politikern erscheinen in dieser ihnen öffentlich zugewiesenen Rolle mir als zu wenig wesentlich. Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps, pflegt der Ostfriese zu sagen, heißt: Eine Bindung ist privat, und in diesem Bereich sollte sie bleiben. Warum Melanija Knavs einen Donald Trump vor 13 Jahren ehelichte, hat nicht zu interessieren. Auch nicht, warum diese Ehe, im Vergleich zu vielen anderen, hält. Aber nun hat sich Melania Trump öffentlich in einem Interview geäußert, auch politisch. Und ihre Worte haben Relevanz.

„Ich könnte sagen, dass ich die am meisten gemobbte Person auf der Welt bin“, sagte sie in einem Fernsehinterview. Nun, Superlative tragen generell den Zweifel in sich, meines Wissens gibt es noch keine Weltmeisterschaft im Gemobbtsein. Aber das Zusammenleben mit Donald Trump, keinem Kostverächter verbaler Superlative, wird Spuren hinterlassen haben. Tatsächlich aber interessiert schon, wie viele Menschen sich für Melania Trump interessieren, und wofür. Es ist ein Gewese, welches über das übliche über „First Ladies“ hinaus geht. Und in einem dramatisch wirkenden Kontrast dazu steht das Desinteresse für den Menschen Melania.

Ein öffentliches Schwarz und Weiß

Natürlich gibt es auch andere Kontraste. Melania Trump engagiert sich mit einer Stiftung gegen „Cybermobbing“, während Gatte Donald das Beleidigen fleißig übt. Allein in seinen Tweets soll er es auf die Anzahl von über 500 beleidigten Personen gebracht haben. Die Gegensätzlichkeit setzt sich fort: Er extrovertiert wie auf Tilidin, sie in sich gekehrt. Er greift auf Reisen nach ihrer Hand, sie zieht zurück. Und immer schwingt die global gestellte Frage nach dem warum mit, mit solch einem Typen könne man doch eigentlich nicht… Stimmt, unter den vielen Fragen, die man sich den lieben langen Tag so stellt, gibt es auch diese. Donald Trump jedenfalls ein Ekelpaket zu nennen, ist keine Untertreibung.

Dennoch ist mit fast allem, welches über Melania gesagt wird, Donald gemeint. Es geht um ihn und sein hassenswertes Verhalten. Dass Melania Trump ihren Ehemann bei der Verrichtung seines Jobs unterstützt, überrascht nicht, dummerweise hat es ihn in den Job des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gebracht, keine Ahnung, wie das möglich war. All jene Witze über sie („#MissingMelania“, „#FreeMelania“) gründen nicht in tiefer Sorge um ihr Seelenheil, sondern im nachvollziehbaren Motiv, diesem Unhold einen mitzugeben.

Mist gibt es auch

So gesehen hat Melania Trump Recht mit ihrem Klagen übers Mobbing, da schwirrt zu viel herum über sie, und das meiste beinhaltet Informationen, nach denen man nicht gefragt hat.

Anders betrachtet schießt Trump auch übers Ziel hinaus, denn manche Kritik an dem, was sie sagt und macht, ist angebracht. Mit einem kolonialen Safarihut auf Afrikareise gehen? Nicht nur mangelndes Fingerspitzengefühl, sondern ein krasses politisches Statement, welches der studierten Designerin bewusst gewesen sein wird. Oder ihre jüngste Äußerung: „Man braucht wirklich belastende Beweise”, forderte sie von Opfern sexueller Gewalt. „Man kann nicht einfach sagen, ‘Ich wurde sexuell belästigt’ oder ‘Du hast mir das angetan’.“

Melania Trump erntet Spott für ihren Tropenhelm, den sie auf ihrer Afrikareise trug. (Bild: Getty Images)
Melania Trump erntet Spott für ihren Tropenhelm, den sie auf ihrer Afrikareise trug. (Bild: Getty Images)

Doch, man kann und sollte es „einfach sagen“. Um Beweise haben Menschen, die sich als Opfer sexueller Gewalt bekennen, sich nicht zu kümmern – dies ist Aufgabe der Justiz. Oder soll bei einer Vergewaltigung kurz nach einem Selfie gefragt werden, zwecks Beweissicherung? Melania Trump wegen ihrer Worte dazu zu kritisieren, ist kein Mobbing.

Aber langsam beschleicht mich das Gefühl, mittlerweile zu viel geschrieben zu haben, über Melania Trump. Sie kommt dadurch nicht näher, und warum sollte sie? Es bleibt Mutmaßung, ob ihre Gegenparts (er treibt in der Außenpolitik die Isolation Amerikas voran, sie fährt immerhin nach Afrika, er streicht den Etat fürs Forstwesen, sie dankt dem National Park Service öffentlich, er zweifelt die Intelligenz des Basketballspielers LeBron James an, sie lobt ihn wegen seines Schulengagements) ein echtes Trollmanöver sind, oder ob sie damit nur eine Seite ihres Gatten rundet. Letztlich geht es um Donald Trump. Und über den schreib ich in diesem Jahr bestimmt nochmal. Tatsächlich.