Kommentar: Warum mag Til Schweiger keinen "Gender-Wahnsinn"?

Es muss nicht immer Manta sein: Til Schweiger und Nora Tschirner bei der Premiere zum Film
Es muss nicht immer Manta sein: Til Schweiger und Nora Tschirner bei der Premiere zum Film "Zweiohrküken" in Berlin 2009 (Bild: REUTERS/Thomas Peter)

Der Filmstar arbeitet gerade an „Manta, Manta 2“. Doch mit Pünktchen und Sternchen darf man ihm nicht kommen: Gendersprache ist für ihn „Wahnsinn“. Das ist schon sehr aufgeregt.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Ein Norddeutscher wird Til Schweiger spätestens im nächsten Leben. Denn seinem Familiennamen macht er kaum Ehre – seine Mitteilungen kommen oft mit emotionalen Adjektiven daher. Er trägt sein Herz auf der Zunge, und das ist ein Grund seiner Beliebtheit.

Der Filmstar bastelt derzeit an einer Fortsetzung des Erfolgsstreifens „Manta, Manta“. In der Actionkomödie geht es um den Opel Manta, um das Ruhrgebiet und Freundschaften. Es geht weniger um den Transport politischer Botschaften, Schweigers Film wird kein Sozialdrama sein, sondern Unterhaltung. Die muss es ja auch geben.

Eine Frage ist kein Teppich

Da verwundert es aber schon, wie Schweiger auf eine Interviewfrage der „Bild am Sonntag“ reagierte. Man wollte von ihm wissen, ob der neue Film der „heutigen Zeit angepasst“ sein werde, schließlich ist „Manta, Manta“ aus dem Jahr 1991. Man wollte also von Schweiger wissen, ob die Fortsetzung „politisch korrekt und durchgegendert“ sein werde. Seine Antwort: „Hört mir auf mit dem Gender-Wahnsinn! 'Manta, Manta 2' ist nicht angetreten, um dem Gender-Wahnsinn den roten Teppich auszurollen.“

Wahnsinn: Zweimal „Wahnsinn“ in zwei Sätzen.

Man könnte Vermutungen anstellen, ob die Frage genau aus dem Grunde gestellt worden ist, um nämlich Erregung zu generieren. Schließlich klingt „politisch korrekt“ unnahbar nach Desinfektionsmitteln und „durchgegendert“ nach „Durchregieren“. Mögen die meisten nicht.

Eigentlich geht es doch darum, wie man sich Gedanken über eine gerechtere Sprache macht. Darüber gibt es in Deutschland viele Debatten, und was mich an ihnen stört, ist die Aufgeregtheit auf Seiten jener, die nicht gendern wollen und die Aufgeregtheit, die einige von ihnen den Verfechtern des Genderns andichten.

Ich finde: Geht es auch eine Stufe niedriger, oder in der Manta-Sprache einen Gang runter? Muss alles gleich Wahnsinn sein?

Wer ist schon jakobinisch?

Dieser Text ist nicht gegendert im Sinne von Sternen und Unterstrichen. Die Gründe sind mehrere. Zum einen bin ich ein wenig faul und empfinde immer noch Großbuchstaben oder Sonderzeichen inmitten von Wörtern als störend. Oft passt mir auch die Aufzählung von „Lesern und Leserinnen“ nicht immer. Und schließlich überzeugt mich schon die Existenz des generischen Maskulinums – also die Möglichkeit, männliche Bezeichnungen für Personen verallgemeinernd zu verwenden. Das ist bei mir nicht in Blei gegossen, hier und da streue ich eine gendernde Sprache ein; in Artikeln meist noch nicht. Aber Gedanken mache ich mir darüber schon. Und daher ist das alles für mich längst kein Wahnsinn, sondern eine sinnvolle und notwendige Debatte. Vielleicht gendere ich in ein, zwei Jahren? Ich finde die Debatten nicht gekünstelt, niemand verlangt von mir, so oder so zu schreiben. Sprache kennt natürliche Entwicklungen. Die zum Gendern wäre eine.

Daher ist es weder überraschend noch ein Skandal, wenn in „Manta, Manta 2“ keine „politische Korrektheit“ in der Sprache angestrebt würde. Aber aus der Frage danach den Untergang des Abendlandes oder eine Selbstdemenzialisierung Deutschlands zu zimmern, ist daneben. Wie wäre es mit etwas weniger Wahnsinn?