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Kommentar: Warum Skifahren eigentlich nur noch Wahnsinn ist

Die Saison läuft an, Deutschland wappnet sich für die Karawanen hin zu den Alpen: Skifahren ist angesagt. Was den einen der Lieblingsurlaub ist, wird für Natur, Tiere und Klima zu einem einzigen Desaster.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Der Ski gleitet, Sonne glänzt und die Gaudi steigt: Eine Szene am Schweizer Eiger (Bild: REUTERS/Denis Balibouse)
Der Ski gleitet, Sonne glänzt und die Gaudi steigt: Eine Szene am Schweizer Eiger (Bild: REUTERS/Denis Balibouse)

Mittlerweile ordern sie Hubschrauber, um Schnee von Gletschern auf die Pisten zu bringen. Der Winter, der dieses Jahr kein richtiger ist, bringt den Skitourismus ins Schwitzen: Schneekanonen heulen nachts, was das Zeug hält – und dennoch bleibt manche Piste grün. Gut so. Dann kann das verhinderte Ski-Ass mal begutachten, wie sowas aussieht: Ein glatter oder zerfurchter Teppich liegt da. Von Bäumen befreit und durch den jahrelangen Betrieb der Pistenbullys platt gedrückt, fest wie eine Autobahn.

Diese Skisaison dokumentiert noch einmal besonders eindrücklich, warum dieser Sport als Massenurlaub nur noch fatal ist und nicht mehr in die Zeit passt. Alles an ihm ist Raubbau.

Wiesen mit einer Vielfalt an Leben jedenfalls sehen anders aus, von Wäldern ganz zu schweigen, die für die vielen Pisten weichen mussten. Die Alpen wurden ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Übrig bleibt ein Boden, der so hartgefahren ist, dass er den Regen weniger aufnehmen kann, leichter erodiert und dann bei großen Niederschlägen eine Menge Steine, Erde und Geröll talabwärts bringt, Überschwemmungen verursacht. Nebenbei steigen die Lawinengefahren kontinuierlich.

Mal an die Folgen denken

Für Tiere ist dieser Massenurlaub nur noch eine Bedrohung. Ihre Lebensräume werden zerschnitten. Auch sorgt der Kunstschnee dafür, dass weniger Sauerstoff an die Vegetation kommt – mit fatalen Folgen. Und wer abseits der Pisten unterwegs ist, kriegt oft gar nicht mit, wie er Wildtiere aufscheucht, sie in ihrer Winterruhe stresst und im schlimmsten Falle so lange fliehen lässt, bis sie den Erschöpfungstod sterben.

In Sachen Klima gibt es kaum schädlichere Urlaube. Die meisten Touristen fahren mit ihren Autos an, man möchte sich mit den langen Dingern ja keinen Stress im Zug machen. Sie kommen dann in einem Naturraum an, der historisch nicht viele Menschen kennt. Straßen müssen gebaut sein, Parkplätze, Herbergen, Lifte. Die schon beschriebenen Schneekanonen verbrauchen Unmengen Wasser, die anderswo in den Alpen abgesogen werden – pro Hektar sind es in jedem Jahr 100 Millionen Liter. Kein Wunder also, dass die Flüsse in den Bergen immer weniger Wasser führen.

Wie kann das besser werden?

Skifahren macht Spaß, keine Frage. Die Ruhe, das Knirschen, das Gleiten bis hin zu einer Art Schwerelosigkeit. Die gute Luft, die tolle Aussicht. Für den Menschen ist dieser Urlaub, sofern er keinen Unfall hat, gesund. Aber für alle und alles andere ist dieser Tourismus eine Katastrophe. Man kann ihn auch nicht richtig „nachhaltiger“ gestalten. Klar, es gibt einige wenige Skigebiete, die auf künstlich betriebene Pisten verzichten, mit Unterkünften, die sparsam mit den Ressourcen umgehen. Aber das Gelbe vom Ei wird es nicht, sondern eher die Quadratur eines Kreises.

So, wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen. Aber schon interessant, wie man gerade in linksliberalen Mittelschichtsfamilien, die „natürlich“ die Grünen wählen, auf diesen Spaß im Jahr partout nicht verzichten will. Man gönnt sich ja sonst nichts? Nee, das Leben ist ansonsten auch nicht von Traurigkeit. So, wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen.

Im Video: Grüne Hügel, warme Temperaturen: Viele Skifans haben sich ihren Winterurlaub anders vorgestellt