So kann es nicht weitergehen
Man muss kein Konfliktforscher sein, um zu wissen: Die wenigsten lösen sich von allein. Und der deutsche Fußball steuert gerade mit Volldampf in eine Auseinandersetzung fundamentalen Ausmaßes hinein. Die Proteste der Fans gegen den beschlossenen, aber nicht finalisierten Investorendeal stellen die Deutsche Fußball-Liga vor eine Zerreißprobe.
Mit den Fadenkreuz-Bannern bei der Zweitligapartie des HSV gegen Hannover ist dabei eine Grenze überschritten worden, wie Sportrecht-Experte Christoph Schickhardt treffend analysierte.
Nun war der Ärger, der nun immer stärker hochkocht, angesichts der unterschiedlichen Interessenslagen vorprogrammiert. Klarere Kommunikation seitens der Liga und ein bisschen weniger Emotionalität der Anhänger hätten vielleicht geholfen, es nicht so weit kommen zu lassen. Zu spät.
Und nun? Täten beide Seiten gut daran, sich aufeinander zuzubewegen.
So kann es nicht weitergehen
Spätestens mit der Aussprache mehrerer Klubbosse für eine abermalige, diesmal transparente Abstimmung zum Thema Investor muss die DFL anerkennen, dass sie die Angelegenheit nicht einfach stur durchziehen kann.
Und die organisierte Fanszene sollte den angebotenen Dialog wahrnehmen, anstatt sich hinter martialischen Aufrufen und Gewaltphantasien zu verschanzen. Diese sind, um es an der Stelle klar zu sagen, völlig inakzeptabel und müssen Konsequenzen nach sich ziehen.
Auch mit vergleichsweise harmlosen Mitteln wie Tennisbällen oder Schokotalern kann man gut Machtspielchen betreiben. Auf Dauer werden sowohl die Rechtehalter, TV-Zuschauer, Sponsoren und auch mögliche Investoren es nicht amüsant finden, sollten die Bundesliga-Spiele weiter in dem Maße unterbrochen und verzögert werden. Die Hauptdarsteller, Spieler und Trainer, äußern auch mehr und mehr ihren Unmut. Konsens: So kann es nicht weitergehen.
Neuerliche Abstimmung in Reichweite?
Eine neuerliche Abstimmung könnte Abhilfe schaffen, würde aber gemeinhin als Einknicken der Liga gewertet und wäre ein gefährlicher Präzedenzfall. Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen als Mitglied des DFL-Präsidiums hat schon einmal erklärt, an der „grundsätzlichen Einstellung der Mehrheit der Bundesligaklubs“ werde sich nichts ändern.
Das ist mutig. Schließlich gab im Dezember eine einzige Stimme den Ausschlag – weshalb sich die Gemüter auch so sehr an der Personalie Martin Kind erhitzen, der als Geschäftsführer der Profiabteilung in Hannovers Namen mutmaßlich gegen die Weisung des e.V. und für den Deal gestimmt hatte.
Oberste Prämisse muss zunächst sein, dass der Dialog aufgenommen wird, und zwar schnell. Sprecht endlich miteinander!
Zu einem Konflikt gehören schließlich immer mindestens zwei Parteien. Und zu seiner Lösung auch.