Konzernsprecher zum Bahn-Chaos: "Wir haben uns auf diesen Winter vorbereitet"

Der Konzernsprecher der Deutschen Bahn (DB), Achim Strauß, war am Dienstagmorgen zu Gast im ARD-"Morgenmagazin" und gab einen Ausblick auf geplante Sanierungsarbeiten. (Bild: )
Der Konzernsprecher der Deutschen Bahn (DB), Achim Strauß, war am Dienstagmorgen zu Gast im ARD-"Morgenmagazin" und gab einen Ausblick auf geplante Sanierungsarbeiten. (Bild: )

Heftiger Wintereinbruch und obendrein Sanierungsstau bei der Deutschen Bahn: Im ARD-"moma" hatte der Konzernsprecher der Deutschen Bahn, Achim Strauß, viel zu erklären. Auch weitere Streiks vor Weihnachten schloss er nicht aus.

In weiten Teilen Süddeutschlands steht seit einigen Tagen der Bahnverkehr still. Dass ein Wintereinbruch zum Zusammenbruch des Netzes in ganzen Regionen führt, sei eine "deutsche Spezialität". Mit diesen Worten nahm am Dienstagmorgen Journalist Michael Strempel im ARD-"Morgenmagazin" den Konzernsprecher der Deutschen Bahn (DB), Achim Strauß, in die Mangel, sprach sogar von einem "Notstand" in München. Schließlich könne man doch gerade hinsichtlich der Wintervorbereitung von den Nachbarländern Schweiz und Österreich lernen.

"Es ist kein Geheimnis, dass in der Schweiz seit vielen Jahrzehnten schon sehr viel mehr Geld in die Schieneninfrastruktur fließt, als es in Deutschland der Fall ist", räumte Strauß ein und betonte: "Wir haben uns aber auch auf diesen Winter vorbereitet." Momentan seien 1.500 Räumungskräfte unermüdlich im Einsatz. Das Problem sei jedoch die Härte des Wintereinbruchs gewesen. "Ich bin seit 40 Jahren bei der Bahn. Ich kann mich kaum erinnern, dass es mal so stark geschneit hätte - 50 Zentimeter an einem Tag", überlegte er.

Über die Versäumnisse der Deutschen Bahn sprach der Journalist Michael Strempel (rechts) am Dienstagmorgen im ARD-"Morgenmagazin" mit dem Konzernsprecher der Deutschen Bahn, Achim Strauß. (Bild: ARD)
Über die Versäumnisse der Deutschen Bahn sprach der Journalist Michael Strempel (rechts) am Dienstagmorgen im ARD-"Morgenmagazin" mit dem Konzernsprecher der Deutschen Bahn, Achim Strauß. (Bild: ARD)

Strempel: "Sollten wir es uns abgewöhnen, Pünktlichkeit und Bahn in einem Satz zu benutzen?"

Kritiker bemängeln die Häufungen der vermeintlichen Versäumnisse bei der Bahn in den vergangenen Jahren: mangelnde Vorbereitung, Sparen an den falschen Stellen, zu wenig Investition in die Modernisierung der Netze. "Wir sind dabei, es aufzuholen", versprach Strauß. Es habe sich zwar ein Sanierungsstau ergeben, nichtsdestotrotz sei mittlerweile viel passiert: "Auch bei uns sind fast alle Weichen beheizt." Das nutze nur leider bei so starkem Schneefall nicht viel. "Da bilden sich über den Weichenheizungen Schneehauben, die von innen vereisen - dagegen kommt die stärkste Weichenheizung nicht an", weiß der Fachmann.

Zahlreiche Ausfälle und Verspätungen gab es jedoch schon vor Wintereinbruch: "Etwa 50 Prozent der Züge im Fernverkehr waren im November nur noch pünktlich", konfrontierte Strempel seinen Gesprächspartner - und setzte noch einen drauf: "Sollten wir es uns abgewöhnen, Pünktlichkeit und Bahn in einem Satz zu benutzen?"

"Signifikant besser" durch Generalsanierung?

"Ich bin sicher, dass wir diese beiden Begriffe wieder zusammenbringen können", blickte Strauß zuversichtlich in die Zukunft und verwies auf ein Investitionsprogramm: Die Bahn werde die wichtigsten Korridore in Deutschland bis 2030 generalsanieren. Das beginne schon im nächsten Sommer mit der Strecke Mannheim - Frankfurt, über die zwanzig Prozent des Fernverkehrs laufen. Danach müsse es schon "signifikant besser werden", so der Konzernsprecher. Doch woher nimmt man das Geld? Immerhin steckt Deutschland derzeit in einer Haushaltskrise. Strauß verlasse sich da auf die Zusagen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), die Vorbereitungen seien bereits getroffen worden.

Auch an anderer Stelle hat die Bahn zu kämpfen: Dass die Lokführer-Gewerkschaft GDL die Verhandlungen abgebrochen hat, bedauere man sehr, wie der Konzernsprecher betonte. "Weitere Streiks sind nicht ausgeschlossen" - gerade in der Vorweihnachtszeit eine "unangenehme Situation". Das weiß auch Strauß.